Udo Jürgens: Wahnsinn, dieser Mann

Ein letztes Einstecktuch, nach dem sich die Hände strecken. Nach dem finalen Lied im Bademantel verabschiedete sich Udo Jürgens - bis Oktober. Foto: Carsten Walden
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Von MARC KEITERLING
„Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an.“ Dies sang Udo Jürgens 1977 und hat vermutlich nicht geahnt, wie umjubelt und gefragt er mit 77 Jahren noch immer sein würde. Mitten im Leben auf den großen Bühnen - auch 2012 legt er wieder eine umfassende Tournee hin.
Diese fing mit Halsschmerzen und Stimmproblemen an, vier Konzerte mussten verschoben werden. Davon war am Dienstag in Oberhausen nichts mehr zu spüren. 7.500 Zuschauer begeisterte er gemeinsam mit dem Orchester Pepe Lienhard. Mit einem gesungenen Countdown noch hinter dem geschlossenen Vorhang ging es los, drei Minuten später stand er auf der Bühne und lieferte eine zweieinhalbstündige Show.
Der ganz normale Wahnsinn - Titel der Tour und des 2011 veröffentlichten Studioalbums. Viele dieser Songs präsentierte Jürgens im ersten Teil des Konzerts. Fernab zunächst von Party-Schlagern, die er augenzwinkernd für später ankündigte: „Sonst hauen sie mir in der Pause noch ab.“
Kein Gedanke - auch ohne Sahne oder New York zieht der Mann sein Publikum in den Bann. Ein besonderer Höhepunkt: die Filmmusik aus dem zweiteiligen Fernsehfilm „Der Mann mit dem Fagott“, der erst kürzlich den Bambi gewonnen hat, zum Ende des ersten Teils. Auf der großen Videowand wurden zur Filmmusik Sequenzen des Films gezeigt, musikalisch zusätzlich untermalt von der phantastischen Violinistin Asya Sorshenva.
„Was ich dir sagen will, fällt mir so schwer. Das Blatt Papier vor mir bleibt weiß und leer. Ich find‘ die Worte nicht, doch glaube mir: Was ich dir sagen will, sagt mein Klavier.“ Ein Lied aus den 60-er Jahren, zu hören im zweiten Teil. Dass Udo Jürgens die Worte nicht findet, ist ein Märchen. Beweis aus „Der ganz normale Wahnsinn“: „Bei den Großen, die uns führen, niemand mehr, dem man vertraut. Dann noch Fernseh‘n unterirdisch, Superstars, die tun mir leid. Nackte Deppen im Container, weggezappt - schad‘ um die Zeit.“ Man ist geneigt, nur allein für so manchen Text zu applaudieren.
Es folgt der Partyteil. Neben der Sahne und New York auch das „Ehrenwerte Haus“, die im Park wartende Gaby, überraschenderweise kein „Griechischer Wein“. Natürlich „Mercy Cherie“. Da belagerten mehrere Dutzend Fans den Bühnenrand, viele Hände galt es für den Künstler zu schütteln.
Letztes Lied - der Bademantel. Nicht so obligatorisch wie man meinen könnte, Udo Jürgens lässt dieses für ihn so typische Ritual ab und an auch mal weg. Im weißen Flausch der Abgang - nicht für lange Zeit. Am Samstag, 20. Oktober, kommt er zu einem Zusatzkonzert erneut in die Neue Mitte. Karten an allen bekannten Vorverkaufsstellen sowie direkt bei der Arena, Telefon 82000.

Autor:

Marc Keiterling aus Essen

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