Trauriger Geburtstag: Ein Stuhl bleibt leer.
Ihr kennt es auch: da naht Euer Geburtstag und Ihr wisst, diesmal wird ein Stuhl leer bleiben. Ein Stuhl, auf dem jahrzehntelang ein Mensch saß, mit dem Ihr in Freundschaft verbunden ward. Ihr spürt noch die Umarmung, seht das Lächeln, seht die herzlich geschenkte Gabe – und wisst, das wird nie mehr so sein, erinnernd schreitet Ihr die Jahre durch, in denen die Freundschaft Teil Eures Lebens war, manches gegenseitige Abladen des Kummers, doch auch das Teilen der Freuden - vorbei.
Man verwahrt die Todesanzeigen und Trauerbriefe, wie schon etliche vorher. Dabei ist mir aufgefallen, dass sich die wenigen schönen Trauerverse immer wiederholen. Als meine Mutter starb, war ich erst neunzehn und meine Schwester hat alles bezüglich der Anzeige erledigt. Ich hätte meiner lieben Mutter heute diesen Vers geschrieben:
Du hast dir ersehnt, dieses Schlafenkönnen,
nun schlafe, Mutter, und spür’ keine Not.
Wer würde dir nicht Deinen Frieden gönnen,
Dein Leben war schwer, bis zum Tod.
Und betten wir dich in die Erde hinein,
in die wir uns alle einst legen,
und mag uns’re Träne auch rinnen, so fein,
so spüren wir sanft Deinen Segen.
T.H.
Ich würde mich freuen, wenn Ihr Eure Verse, gedichtet, oder aufgeschrieben, hier mit einbringt. Manche trösten, manche klagen eher, oder weisen darauf hin, dass er uns mitten aus dem Leben holt, wie im Gedicht von Rilke: Der Tod ist groß.
Der Tod ist groß.
Wir sind die Seinen
lachenden Munds.
Wenn wir uns mitten
im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.
Rilke
Als ihre Nacht herein brach,
gab Gott ihr seine Hand,
legte auf alle Nöte
nun selber den Verband.
Und dann – nach einer Weile –
hört man ihn freundlich sagen:
„Wie selig sind doch jene,
die tapfer Leid getragen!“
T.H.
Bei meinem Vater war der Spruch dabei, den ich auch sehr schön fand:
Erde mag zurück zu Erde stäuben,
flieht der Geist auch aus dem morschen Haus.
Seine Asche mag der Sturmwind treiben,
seine Liebe dauert ewig aus.
Was wir bergen in den Särgen,
das gehört der Zeit.
Was wir lieben ist geblieben,
bleibt in Ewigkeit.
Manchmal werd ich dir gegenüber sitzen,
auch wenn du in anderen Räumen weilst.
Werd deinen Namen in Hölzer ritzen,
auch wenn du nicht mehr meine Gegenwart teilst.
Manchmal werd ich liebend im Arme dich halten,
wie oft du mich in den deinen hielt’st.
Ich werde mein Dasein allein nun gestalten
und mutig leben, wie du mir empfiehlst.
T.H.
Als Gott sah, dass der Weg zu lang,
der Hügel zu steil und das Atmen zu schwer wurde,
legte er den Arm um sie und sprach: Komm heim.
Dein gutes Herz hat aufgehört zu schlagen
und wollte doch so gern noch bei uns sein.
Gott hilf uns, diesen Schmerz zu tragen,
denn ohne dich wird vieles anders sein.
Frag nicht warum, frag nicht wozu,
dann kommt dein Herz niemals zur Ruh'.
Auf dein Wozu, auf dein Warum,
bleibt doch des Schicksals Mund nur stumm.
Gott weiß warum, Gott weiß wozu,
dies Wissen gibt dem Herzen Ruh'.
Du kamst, du gingst mit leiser Spur,
Ein flücht'ger Gast im Erdenland;
Woher? Wohin? Wir wissen nur:
Aus Gottes Hand, in Gottes Hand.
Ludwig Uhland
Wer im Gedächtnis seiner Lieben lebt,
der ist nicht tot, der ist nur fern;
tot ist nur, wer vergessen wird.
Immanuel Kant
Das einzig Wichtige im Leben
sind die Spuren von Liebe,
die wir hinterlassen,
wenn wir weggehen.
Albert Schweitzer
Der Tod der Geliebten
Er wußte nur vom Tod was alle wissen:
daß er uns nimmt und in das Stumme stößt.
Als aber sie, nicht von ihm fortgerissen,
nein, leis aus seinen Augen ausgelöst,
hinüberglitt zu unbekannten Schatten,
und als er fühlte, daß sie drüben nun
wie einen Mond ihr Mädchenlächeln hatten
und ihre Weise wohlzutun:
da wurden ihm die Toten so bekannt,
als wäre er durch sie mit einem jeden
ganz nah verwandt; er ließ die andern reden
und glaubte nicht und nannte jenes Land
das gutgelegene, das immersüße -.
Und tastete es ab für ihre Füße.
Rilke
Autor:Edith Schülemann aus Oberhausen |
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