Teil 15: Hexe Tina erlebt echte Männerkrankheiten
Hex hex, jaja, ich bin wieder da! Dieses Mal habe ich euch kostbare Erkenntnisse des "starken Geschlechts" mitgebracht. Beim Besen meiner Mama! Sie geht um – die gefährliche Männergrippe!
Habt ihr auch so ein männliches Exemplar neben euch, dem es wirklich grottenschlecht geht? Es seufzt ständig auffällig - gar lautstark – und verrollt dabei theatralisch die Augen, dabei fährt es sich des Öfteren verzweifelt durch die Haare oder befühlt seine Stirn. Klare Sache, sie hat
ihn erwischt: die allbekannte und sehr gefährliche Männergrippe!
Tapfer schleppen sich eure Männer immer noch eine Zeit lang zur Arbeit, sie sind ja Helden des Alltags. Aber nicht nur das. Wenn sie es schaffen, den Tag zu überleben, und sich mit letzter Kraft zu Couch zu raffen, dann, ja dann, erwarten sie nur noch ein wenig Mitleid von euch. Könnte Frau doch jetzt wirklich verteilen! Tun wir ja auch.
Neben all unseren Verpflichtungen sind wir immer noch stark genug, Kräuterkissen und Infrarotlicht herauszuholen, Tee zu kochen und liebevolle, aufmerksame Worte zu äußern.
Der Gang zur Apotheke erübrigt sich, da sämtliche Medikamente wie Grippostat C oder Aspirin schon längst im Badezimmer liegen. Nasenspray, Hustensaft und etwas zum Einreiben. Kluge Frauen wissen, das starke Geschlecht hat in einer Arztpraxis nichts verloren, da finden sich doch nur Verlierer ein!
Natürlich sind wir Frauen schon länger darauf vorbereitet, spätestens, wenn der Sommer sich dem Ende zuneigt. Wie kleine Kätzchen hören sich unsere Männer in dieser Leidenszeit dann an. Wie ausgesetzte und zutiefst gequälte Kätzchen. Mitanzusehen, wie sie leiden, könnte unsere Herzen brechen.
Aber.
Gebt ihnen drei Tage, dann sollte das Schlimmste überstanden sein. Haben sie in dieser Zeit schon nach ihrer Mama gerufen? O weh, damit wäre das Limit vollends überschritten.
Erzählt ihnen abends doch einfach eine Geschichte, das mögen sie sehr. Die Geschichte fängt mit eurem Tagesanfang an und endet mit eurer Nachtschicht. Ihr seid bestimmt früh aufgestanden und habt euch hübsch gemacht. Muttis haben ihrem Nachwuchs Frühstück bereitet und sich anschließend um ihren kranken Mann gekümmert. Leider müsst ihr ihn jetzt alleine lassen, da die Bildung des Nachwuchses nicht vernachlässigt werden darf. Also startet das zuverlässige Taxi Mama. Von der Schule geht direkt danach auf Nahrungsmittelsuche. Muss das Auto nicht noch in die Werkstatt? Sein Anzug in die Reinigung? Kein Problem. Bis Mittags ist bestimmt alles erledigt. Natürlich kümmert ihr euch, die Arme mit Einkaufstüten beladen, eiligst um das klingelnde Telefon. Ihr registriert auf dem Weg in die Küche, dass ein äußerst wichtiger Termin ansteht, den euer schwer kranker Mann aufgrund seiner vielleicht unheilbaren Krankheit nur vergessen hat, euch mitzuteilen.
Kein Problem, ihr organisiert einfach spontan um.
Das Haus muss nur noch geputzt und das Essen vorbereitet werden.
Kein Problem, zwischendurch nehmt ihr aufmerksam die letzten Anweisungen des Sterbenden an.
Während der Nachwuchs mit den Hausaufgaben beschäftigt ist, erledigt ihr nebenbei den lästigen Schriftkram und widmet euch wichtigen Telefonaten mit einigen pessimistischen Personen, die euch bestimmt nicht den Tag versüßen möchten. Da ihr es heutzutage wirklich leicht habt, wird die Wäsche zwischendurch erledigt. Schließlich fühlt sich euer Hausherr in bakterienfreien Stoffen bestimmt viel besser.
Ihr arbeitet zwischendurch ein wenig, schließlich ist das Leben teuer. Wer das Glück hat, einen Homejob zu haben, kann sich am frühen Abend endlich darum kümmern. Schließlich darf keine Langeweile auftreten. Wer von euch außerhalb arbeitet, könnte spätestens jetzt nach Hause kommen und sich flugs zuerst um den Schwerkranken kümmern und dann um den Haushalt. Zackzack jetzt!
Besenstil und Wurzelkraut! Habt ihr euren leidenden Mann gebührend bemitleidet! Dieser fühlt sich bestimmt ziemlich allein. Kümmert euch doch endlich um ihn! Schenkt ihm eure ganze Aufmerksamkeit! Belästigt ihn jetzt nicht mit eurem belanglosen Tagesablauf. Vielleicht könnt ihr, wenn er es denn ertragen kann, Faden und Nadel nehmen und den Knopf seines geliebten Freizeithemdes endlich annähen. Hört euch dabei doch seine Erziehungsvorschläge oder jene Heldentat an, die er vor vier Monaten vollbracht hat. Immerhin öffnet er euch seine Seele. Er möchte doch nur noch einmal gelobt werden, da er von ganz alleine den Müll rausgetragen hat. Würde er bestimmt heute auch machen, aber das geht auf keinen Fall, schließlich ist er ja krank.
Lächeln und atmen. Tief ein und aus.
Beim Besen meiner Mama. Jetzt hätte ich eine banale Kleinigkeit fast vergessen. Ihr seht so gut und ausgeruht aus, sogar noch am Abend, wenn ihr lächelt, wie frisch aus dem Ei gepellt. Klar, eure Männer mögen gut aussehende Frauen, hex hex, jaja.
SO könnte euer Alltag aussehen, wenn euer männliches Wesen von der Männergrippe erfasst wäre. Bleibt humorvoll, wenn er sich endlich ins Wohnzimmer geschleppt hat und unschuldig fragt, womit ihr denn euren ganzen Tag so ausgefüllt habt. Lächelt weiterhin, es gibt Hoffnung, schließlich ist er schon einmal aufgestanden. Unterdrückt euer Temperament und das Verlangen, ihn mit gewissen Gegenständen in einen komatösen Schlaf zu versetzen. Diese Tat könnte passieren, wenn eure Freundin oder die Nachbarin anruft. Erkundigt sie sich aus Höflichkeit nach seinem Wohlbefinden? Seht ihr, wie er seine Brust vor Stolz schwillt, seine Stimme einen charmanten Ton annimmt, während er abwinkt, er hätte nur einen "nicht nennenswerten Schnupfen"? Unterdrückt es, ihn zu knebeln. Am Ende seid ihr schuld an einer Auseinandersetzung, denn er versteht die Welt nicht mehr.
Ähnlich verhalten sich männliche Wesen, wenn sie sich den Zeh eingehauen haben, sich eine kleine Schnittverletzung zugezogen oder sich verbrannt haben. Eine sofortige Verwandlung tritt auch bei
leichten Zahnschmerzen ein. Bei immer öfter eintretenden Kopf- oder Herzschmerzen solltet ihr euch
doch durchsetzen und dringend einen ärztlichen Termin vereinbaren. Diese Symptome sollten wirklich
ernst genommen werden. Jedenfalls muss es in diesen Fällen, mindestens eine vernünftige Person geben,
die diesen wichtigen Schritt geht. Ist der Termin erst einmal gemacht, folgt der nächste. Dieser dürfte um einiges schwieriger sein. Ein ernstlich kranker Mann muss zum Arzt!
Jetzt muss Frau stark und konsequent bleiben, schließlich hat "Mann" ja einige Tage,
um sich darauf vorzubereiten. Er wird ab nun alle wichtigen Dinge vorschieben,
um den Termin nicht wahrnehmen zu müssen.
Die Arbeit darf wegen des Termins nicht leiden. Klar.
Der Hund muss geimpft werden. Klar.
Seine Mutter ist gesundheitlich angeschlagen. Klar.
Er könnte sich den Magen verdorben haben. Klar.
Sein bester Freund könnte Liebeskummer haben und damit wäre der gemeinsame Männerabend gestrichen. Katastrophe! Klar.
Spätestens jetzt müsst ihr stark bleiben, im Zweifelsfall ignoriert ihn komplett. Am Anfang wird er versuchen, auf euer Verständnis zu hoffen, vielleicht bringt er sogar noch weitere schwache Argumente. Stark bleiben!
Sicherlich wird er dann, wenn ihr konsequent bleibt, ein wenig gereizt sein und versuchen, euch klarzumachen, dass ihr seine Situation einfach nicht verstehen könnt. Stark bleiben!
Spätestens danach wird er die Flucht antreten. Vorher wird er seinen Ärger darüber, nicht zu euch durchzudringen, lautstark äußern. Ihr, als seine Frau, seid dann stur, egoistisch, streitlustig und einfach unmöglich (ab da gehen ihm die Argumente aus). Der Knall der Haustür verschafft euch zunächst wieder etwas Frieden. Fährt er mit quietschenden Reifen los? Yup, ein gereizter Löwe hat sein Revier lautstark verlassen.
Jetzt tief durchatmen und bloß nicht nachgeben. Niemals, aber auch wirklich niemals sofort zum Handy greifen und versuchen, ihm eure Situation zu erklären. Macht euch lieber rar. Geht nicht ans Handy, wenn es klingelt. Sein schlechtes Gewissen wird sich ganz bald regen, aber glaubt mir, er ist ein Jäger. Das bedeutet, je unerreichbarer ihr seid, desto intensiver wird er an euch denken. Eigentlich will er die Wogen ja wieder glätten, aber nur zu seinen Bedingungen. Streikt weiterhin, schließlich geht es um den von euch vereinbarten Arzttermin. Genau das ist der Ausgangspunkt. Wenn ihr ihn nicht lieben würdet und diesen Termin aus Sorge um ihn nicht ausgemacht hättet, wäre er euch egal. Aber diese Tatsache kann ein Mann leider auf den ersten Blick nicht erkennen. Wieder ein Beweis einer Männerkrankheit. Sein verletztes Ego. Immer, wirklich immer, wenn er meint, eine Zacke sei aus seiner Krone gebrochen, stellt er sich sehr seltsam an. Auf manchmal abenteuerliche Art und Weise weigert es sich, Dinge zu tun, auf die er nicht selbst gekommen ist oder die er erst im Nachhinein als wichtig empfindet. Deswegen sind schon Kriege geführt worden. Wenn der gnädige Herr seine Hexe wieder zu schätzen weiß oder er zum Beispiel ihretwegen hoch gelobt wird – hex hex, jaja –, dann sieht seine Welt wieder ganz anders aus.
Belastet euch damit auch nicht, wenn er verletzend schreit, er fühle sich von euch unverstanden. Tief in seinem Inneren weiß er ganz genau, keine andere Frau, würde so viel Verständnis für ihn zeigen wie ihr. Dies zuzugeben, fällt ihm aber unendlich schwer.
Manchmal passiert es auch, dass er sich ein wenig, ehm, umorientiert. Sich einer jüngeren Frau zuwendet. Jetzt seid ihr gefragt. Entweder packt ihr seine Koffer, immer im Hinterkopf, das diese Phase vorbeigehen könnte und das junge Küken ihn kaum um seiner selbst lieben wird. Oder ihr weint euch so lange die Augen aus, bis er reumütig wieder zurückkommt. Oder ihr wendet euch an eure Freundin, zieht mit ihr um die Häuser und testet euren eigenen Marktwert. Ihr werdet erstaunt darüber sein, mit welchen Komplimenten ihr von anderen Männern überschüttet werdet.
Ganz wichtig: Hört auf eure innere Stimme, besser noch, auf die eurer Freundin! Solltest ihr über Taktik drei nachdenken, verschwendet keinen einzigen Moment bezüglich eures Alters. Niemals ist eine Frau zu alt, ihren Marktwert zu schätzen. Besen zwischen die Beine geklemmt und Freundin an die Seite geholt. Genau so übersteht ihr auch diese Krankheit eures ausgewählten männlichen Exemplars.
Möglicherweise schenkt euch diese raffinierte Tat auch neue, frische Impulse, denn manchmal lernen Männer tatsächlich auch etwas dazu. Vielleicht sehen sie uns Frauen danach mit ganz anderen Augen und dann – hex hex – ist der Respekt, die Anerkennung und ihre Liebe uns gegenüber flugs wieder da. Wunder gibt es immer wieder.
Also, vergesst nicht, eure Besen zu schwingen, bis in einhundert Jahren
Eure Hexe Tina
Autor:Tina Becker aus Oberhausen |
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