Sister Act: Aus dem Nähkästchen geplaudert
Es ist ein Gelsenkirchener, der dem Stadtspiegel einen ganz exklusiven Blick hinter die Kulissen des Musicals „Sister Act“ im Metronom-Theater in Oberhausen gewährt: Maik Rohr arbeitet dort in der Kostümabteilung...
Sein erstes Musical war „Joseph“, danach sah er „Les Miserables“ - wohl 40 Mal. „Das war wie ein Aha-Erlebnis“, erinnert der Horster sich. „Da wusste ich, ich will mal in so einem Theater arbeiten.“
Doch zunächst kam alles anders: Nach dem Besuch der Gesamtschule Berger Feld machte er eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann. „Dabei hat mein Opa schon als ich ein Junge war und der Oma beim Nähen, Sticken oder Stricken geholfen habe, gesagt, das Kind wird mal Schneider“, erinnert sich Maik Rohr. Kein Wunder also, dass der Einzelhandel nichts für ihn war. „Nach der Lehre habe ich bei der Post gearbeitet. Eines Tages brachte ich die Post in ein Reisebüro und sah dort den „Die Schöne und das Biest“-Flyer. Das Musical sollte nach Oberhausen kommen. Ich habe sofort eine Bewerbung geschrieben.“ Und wurde genommen!
Theater-Laufbahn begann als Dresser
Als Dresser begann die Theater-Laufbahn des Gelsenkircheners. „Ich half bei den Umzügen, musste dafür sorgen, dass alle Kostüme bereit lagen und gute Laune verbreiten“, beschreibt Rohr den Job. Hautnah hat er die verschiedenen Stars der Show erlebt - und gelernt, mit ihnen umzugehen. „Man darf ja nicht vergessen, unter welchem Stress sie während einer Vorstellung stehen“, ist er verständnisvoll. Und erinnert sich grinsend an den temperamentvollen Yngve Gasoy-Romdal, der als Biest auf der Bühne stand. „Als wir uns Jahre später bei einer „Best of Musical“-Tour wiedergetroffen haben, war das sehr nett.“ Bei der Gelegenheit traf er auch auf die große Pia Douwes - die unumstrittene Musical-Queen. „Da hatte ich echt Muffensausen“, gibt Maik Rohr zu. „Wäre aber nicht nötig gewesen, Pia Douwes ist unglaublich nett und unkompliziert. Sie hat sogar einmal gemerkt, dass es mir nicht so gut ging.“
Bei der Tournee war der gelernte Einzelhändler schon Schneider, denn sein Talent dazu zeigte sich während des Dresser-Jobs. „Da muss man, wenn etwas gerade kaputt geht, schnell handeln, damit der Künstler trotzdem auf die Bühne kann. Manchmal näht man ihn einfach ein.“ Und so schulte er auf Schneider um. „Mein Arbeitgeber ermöglichte mir sogar, das parallel zum Job zu tun“, ist der begeisterte Hundebesitzer, der seiner Familie immer zu Nikolaus Säcke zum gerade angesagten Musical näht, heute noch froh und dankbar.
Nah an den Musical-Stars
Der Kontakt zu den Künstlern ist nicht mehr ganz so direkt wie beim Dresser-Job, aber natürlich immer noch gegeben. „Die meisten sind einfach nur nett“, weiß er zu berichten. Er trifft sie zum Beispiel, wenn die Kostüme geändert werden müssen. „Meistens müssen wir sie enger nähen“, plaudert er aus dem Nähkästchen. Eine Näharbeit, die ihm keinen Spaß macht, gibt es nicht. Selbst das bei „Sister Act“ tägliche Pailletten wieder annähen macht ihm Freude. „Eine sehr meditative Tätigkeit“, lächelt er. So wundert es nicht, dass die Nikolaus-Säckchen für „die beste Familie der Welt“ im letzten Jahr glitzernd daher kamen...
Autor:Silke Heidenblut aus Essen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.