Neue Präsentation der Sammlung - "Vom Impressionismus bis heute"
Im Schönen schwelgen - das Von der Heydt-Museum glänzt wieder einmal mit einer neuen Ausstellung: Aus dem umfangreichen Konvolut wurden 125 Exponate, darunter 9 Skulpturen, ausgewählt, welche im chronologischen Aufbau die Zeitspanne vom Impressionismus bis heute abdecken.
Die Schatztruhe des Von der Heydt-Museums ist derart reich gefüllt, dass gerade einmal 4 % der Gesamtsammlung im Ersten Obergeschoss des Museums gezeigt werden können.
Der Museumsdirektor Dr. Gerhard Finckh erklärt, dass er mit der aktuellen Auswahl die Dynamik der Sammlung habe zeigen wollen. Für ihn stehe Präsentation des Bestandes neben dem Einfließen von neuen Erkenntnissen und dem Erweitern der Sammlung durch Ankäufe, Schenkungen und neue Leihgaben. Meisterwerke seien nach Bedeutsamkeit für die Epoche, Motive nach Themenzusammenhängen und Bildaussagen nach Raumanordnungen berücksichtigt worden. So verstärke die gewollte räumliche Enge besonders bei den Surrealisten den verstörenden Eindruck.
Beginnend mit der Freilicht-Malerei der Schule von Barbizon folgt der große Auftritt der Impressionisten: 4 Renoirs glänzen mit 2 Monets, Cézanne, van Gogh und Degas um die Wette.
Die Werke dieser Maler des Lichts hängen vereint im luftigen Saal mit natürlicher Beleuchtung. Genießen Sie auf Ihrem Rundgang das Spiel des Tageslichts auf der Leinwand.
Unterhaltsam aber zugleich lehrreich geht die Raumfolge weiter durch die Kunstgeschichte.
Werke von Pablo Picasso, Ferdinand Holder, James Ensor und Odilon Redon belegen die Vielfältigkeit der Kunst um die Wende zum 20. Jahrhundert.
Erstmals in einer Reihe sind vier zarte Mädchenportraits von Paula Modersohn-Becker zu sehen. Dem Museum ist gerade erst der Ankauf eines Portraits der Künstlerin geglückt. Die von ihrem Freund Bernhard Hoetger 20 Jahre nach ihrem Tod geschaffene Bronzebüste lässt die Schönheit der bedeutenden Künstlerin erahnen.
Die farbintensiven Werke von Otto Mueller, Ernst Ludwig Kirchner und Erich Heckel vermitteln die Aufbruchstimmung des beginnenden Jahrhunderts, bevor der Erste Weltkrieg ganz Europa im Krieg versinken ließ.
Der Sicht der deutschen und französischen Maler auf den Ersten Weltkrieg ist übrigens die noch bis zum 27.7.2014 laufende und wirklich sehenswerte Ausstellung "Das Menschenschlachthaus" im Zweiten Obergeschoss des Museums gewidmet.
Die Sammlungsauswahl zeigt, welche neuen Ansätze die Kunstwelt für die 1920er Jahre suchte. Kriegsbewältigung und Aufbruch spiegeln sich im skeptischen Realismus einerseits und in konstruktiven, abstrakten Formen andererseits. Die richtungsweisende Arbeit des Bauhauses wird durch Werke von Oskar Schlemmer vertreten. Die Museumsführer werden Ihnen gerne auch etwas über dessen Wuppertaler Schaffenszeit berichten.
Im sechsten Raum des Rundgangs befindet sich die abstrakte Kunst der Nachkriegszeit.
Für den Pluralismus der Stile innerhalb der informellen Kunst der 1950er Jahre stehen hier Werke von Willi Baumeister, Erst Wilhelm Nay, Karl Otto Götz und Fritz Winter.
Genießen Sie hier auch die Transparenz der Drahtskulptur "Rot-Weiß" von Norbert Kricke von 1954.
Für die 1960er Jahre stehen Künstler der Zero-Gruppe und der Gruppen "Nul" und "Azimuth" wie Günther Uecker, Otto Piene, Jan Schoonhoven und Lucio Fontana.
Das von Kennerhand arrangierte Nebeneinander von Gemälde und Skulptur ist hier deutlich spürbar. Die Umsetzung des gleichen Themas mit unterschiedlichen Materialien und aus verschiedenen Künstlerpositionen schafft reizvolle Kontraste. Der sensible Betrachter spürt hier deutlich den Klang der Werke und deren Verdichtung zum orchestralen Zusammenspiel.
Wie Dr. Finckh ausführt ist der Raum der Surrealisten bewusst dicht gehängt, um eine fast bedrückende Wirkung zu erzielen. Sowohl die Werke von Marc Chagall wie auch die der eher klassischen Surrealisten wie Salvador Dalí, Max Ernst und Yves Tanguy oder der neueren wie Karl Kunz und Konrad Klappheck drängen von allen Seiten auf die Besucher ein.
Kommen Sie nicht unter die "Damenfüße" von Domenico Gnoli oder tappen Sie in den bodennah gehängten "Doll Garden" von Rosie Lee. Wehe dem, der dem "Running Man" durch den mit weiblichen Lockungen garnierten Irrgarten bis zur Deckenhöhe folgt - er riskiert zumindest Nackenschmerzen...
Weiter geht's zu den Zeitgenössischen und den Neuerwerbungen aus jüngster Zeit.
Mit der 18-teiligen Foto auf Leinwand-Serie von 1963-1977 "Werk ist abgelegtes Werkzeug" ist eine ganze Wand dem Wuppertaler Künstler und Ästhetik-Professor Bazon Brock gewidmet.
Neo Rauchs "Roter Junge" von 1995 ist ein spektakulärer Ankauf aus dem Jahre 2013. Ihm zur Seite gestellt ist Sean Scullys "Dark Light" von 1998 - und schon wundert man sich über Bezüge und Wechselwirkungen, welche allein von der Wirkung der ähnlichen Farbpalette aus Rotbraun, Schwarz und Weiß ausgehen.
Vorsicht - Joseph Beuys steht dynamischen Schrittes plötzlich hinter Ihnen, während sie noch darüber sinnieren, wer Johannes Rau mit Strichchen ins Punkteraster gezwängt hat...
Die Ausstellung "Vom Impressionismus bis heute" läuft noch bis zum September 2014.
Durch die abwechslungreich und subtil getroffene Auswahl der Exponate können Sie Genuss und Erlebnis verbinden und, wie Dr. Finckh sagt, "Im Schönen schwelgen".
Weitere Infos unter www.von-der-heydt-museum.de.
Autor:Dorothea Weissbach aus Oberhausen |
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