Dieter Bohlen in Oberhausen
Hit an Hit mit dem Pop-Titan
Ein Schicksal eines Produzenten besteht darin, dass viele der eigenen Kompositionen in der Öffentlichkeit kaum mit einem selbst in Verbindung gebracht werden. Dieter Bohlen schrieb für viele Schlagersänger wie DJ Ötzi oder Andrea Berg, deren Songs er in einem Medley vereinte. „Stellt euch einfach vor, hier steht Florian Silbereisen!“.
Bohlen wäre wahrscheinlich wie Silbereisen gerne nochmal Ende 30, doch mangelnde Fitness war dem 66-Jährigen am vergangenen Freitag in der Arena nicht vorzuwerfen. Eigens für das Oberhausener Publikum wagte sich der selbsternannte Poptitan auf die Bühne, alle weiteren Konzerte hatte er lange vorher aus gesundheitlichen und familiären Gründen abgesagt.
Dementsprechend erleichtert und glücklich wirkte der einstige Modern-Talking-Sänger als er mit „You can win if you want“ auf die Bühne stürmte. Zwei Stunden präsentierte er die erfolgreichsten Hits aus seiner Zeit bei Modern Talking, Blue System und der Castingshow Deutschland sucht den Superstar, deren Jurystuhl er seit 2002 ununterbrochen besetzt.
DSDS-Siegersongs
Durchaus überraschend performte er einige DSDS-Siegersongs, die bisher nur von den jeweiligen Gewinnern veröffentlicht wurden. „Call my name“ von Pietro Lombardi, der Bohlen mittlerweile als Jury-Mitglied unterstützt, „Take me tonight“ von Alexander Klaws oder „Don’t believe“ von Mehrzad Marashi, bei dem er betonte, man solle nicht alles glauben, was die Boulevard-Presse über ihn berichtet, sondern lieber seine Instagram-Postings abwarten. Auch den Siegersong seines präferierten Superstars Mark Medlock „Now or never“ sang er, sowie dessen Sommerhit „Mamacita“.
Zu der freundschaftlichen Beziehung zu Medlock verlor er einige warme Worte, sein langjähriger Partner Thomas Anders fand dagegen weder auf der Leinwand noch verbal Erwähnung.
Modern Talking Hits
Dabei nahmen gemeinsame Modern-Talking-Hits wie „Brother Louie“, „Atlantis is Calling“ oder „Cherry Cherry Lady“ einen Großteil des Abends ein. Mit „You’re my heart, you’re my soul“ und der DSDS-Hymne „We have a dream” beendete einen sehr stimmungsvollen Abend.
Eines kann niemand leugnen. Dieter Bohlen ist seit 35 Jahren im Musikgeschäft und kann sich weiterhin auf sehr treue Fans verlassen. An Selbstvertrauen mangelt es dem Poptitan ohnhin nicht. Eine goldene Gitarre und ein goldener Flügel, zwar von Bohlen ungenutzt, da er stets nur seine Lippen vor ein goldenes Mikro hielt, zierten die Bühne, sowie während „My bed is too big“ ein riesiges Boxspringbett, wo in goldener Farbe seine Initialen eingraviert waren.
Über die gesangliche Leistung lässt sich streiten. Böse Zungen behaupten, würde der Sänger Dieter Bohlen vor dem Juror Dieter Bohlen singen, wäre ein Recall-Zettel in weiterer Ferne. Seine Fürsprecher würden die Formulierung „im Rahmen seiner Möglichkeiten“ unterschreiben, zumal er durch seine Band und eingespieltes Playback, bei den Siegersongs waren die Stimmen der Superstars unüberhörbar, tatkräftig unterstützt wurde. Doch ob man ihn mag oder nicht, Dieter Bohlen hat in seiner musikalischen Karriere so viel erreicht, dass er niemandem mehr etwas beweisen muss.
Befriedigt, dass seine Fans ihn immer noch liebhaben, kann er sich nun wieder bequem auf seinem Jurorensessel zurücklehnen und den Superstar 2020 küren. Eine weitere Tournee erscheint zum jetzigen Zeitpunkt fraglich, doch mit dem Poptitan ist immer zu rechnen, mit 66 ist schließlich noch lange nicht Schluss. (Nils Vorholt)
Autor:Jörg Vorholt aus Oberhausen |
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