Hexe Tina testet: 1. Frauen - auf ein Wort
- So sei es -
So, erst einmal sollte ich mich vorstellen, alles andere wäre schlechte Erziehung.
Also, mein Name ist schlicht und einfach Tina. Nix da mit hochtrabend magisch klingenden Anhängseln. Medusa, Stephania oder Walpurga wären sicherlich angebrachter, aber mal ehrlich, besser wird man durch diese Namen auch nicht hexen können.
Begeben wir uns nun zum fraulichen Lumpengebilde. Das immer wieder leidliche weibliche Thema Aussehen. Zu gerne hätte ich lange, rote Haare, die, wenn ich meinen Kopf zurücklehne, schwungvoll „im Winde verwehen“. Hab ich auch nicht.
Momentan trage ich sie zottelig und schokoladenbraun, einfach weil die Färbung günstig war und ich das Wort „SCHKOLADENBRAUN“ so herrlich finde. Seit langer, langer Zeit versuche ich trotzdem, sie wachsen zu lassen, um in meinem Alter noch wie eine „fetzige Frau“ auszusehen. Klappt aber nicht, weil ich diese blöde Angewohnheit habe, meine Sauerkrauthaare zu drehen. Ich finde dieses Knistern während der Prozedur so prickelnd und bilde mir ein, dadurch besser nachdenken zu können.
Dabei weiß ich genau, oft kommt „Frau“ als scharfe Augenweide einfach besser durchs Leben. Meistert die wirklich wichtigen Dinge schneller und besser – wie zum Beispiel durch eine Polizeikontrolle ohne Papiere zu kommen (besonders wenn man nicht angeschnallt ist und das Wappentier (mein Hund) im Auto fröhlich mit der Rute wedelt)? Natürlich auch nicht angeschnallt. Dies funktioniert wirklich!
Ich bin mit meinem Äußeren aber noch nicht fertig. Zurück zum Thema: Haare – ah ja. Meistens gebe ich auf, sie ordentlich aussehen zu lassen und bändige sie schlicht und einfach mit zwei Zopfgummis. Genau solche tragen meistens die kleinen Mädchen aus der ersten Klasse. Lässt mich aber ungemein jung aussehen und geht schnell. Dazu schnüre ich mir ein langes Band um den Kopf und fertig ist das Außergewöhnliche, ähm, Flotte, ähm, Bequeme ... Egal, Hauptsache fertig .Ein bisschen Kajal hier, ein bisschen Wimperntusche dort und ich sehe sogar ein wenig magisch aus.
Jedenfalls nicht mehr so wie gerade aus dem Bett gekommen. Jeden Morgen das Gleiche. Kennt das eine von euch? Ich schleiche mich ins Badezimmer, schaue in den Spiegel und denke: „Was macht diese verpeilte Schleiereule denn hier in meinem Badezimmer?“
Es dauert meistens längere Zeit (während ich diese fremdartige Person beim Zähneputzen genau unter die Lupe nehme), bis mir auffällt, dass ich das ja selber bin. Öfters, eigentlich nur ganz selten, müsste ich ja eine Brille tragen, aber dieses verhexte Ding liegt nie da, wo ich meine, sie abgelegt zu haben.
Frauen dieser Welt, keine Panik, deshalb gibt es ja die Zaubertür! Hexerei war nie einfacher. Ins Zimmerchen rein, Tür fest verschließen, Make-up, Kajal und Co. aufs Gesicht pinseln und lächelnd wie eine Diva wieder hinaustreten. Darüber können wir doch nur lachen. Ich habe mal gehört, es soll Frauen geben, die morgens sogar schon um 5 Uhr aufstehen, um zwei Stunden an ihrer Außenseite zu arbeiten. Niemals! Das kommt bei mir nicht in Frage. Vor 8 Uhr stehe ich morgens nie auf, alles andere wäre Teufelswerk. Meine persönliche Zeit wird begrenzt auf circa eine Viertelstunde. Schließlich gibt es zum Tagesanfang viel bedeutungsvollere Aufgaben zu erledigen – zum Beispiel den inneren Schweinehund zu bekämpfen. Habt ihr auch so ein Haustier der dunklen Art zu Hause? „Noch 10 Minuten“, säuselt er mir morgens immer gerne zu. Tatsächlich wird der Wecker unter seinem Einfluss noch einmal gestellt und noch einmal und noch einmal. Ja und irgendwann öffne ich meine Äugelein und springe erschüttert aus dem Bett. Irgendeine bösartige Person (ganz sicher Schweinehunds Komplize, mir fehlen nur noch die passenden Beweise) muss an der Zeit gedreht haben, es ist mal wieder viel zu spät geworden. So ist das, jawohl. Aber eine flexible, fantasievolle Frau von heute meistert auch diese morgendlichen Komplikationen. Ich strecke dem Schweinehund, nachdem ich meine Fassade doch verschönern konnte, schlichtweg die Zunge heraus.
Da Mode ja die schönste Art ist, sich zu verkleiden – ich meinte natürlich, sich zu kleiden –, weiß ich natürlich nie, was ich anziehen soll. Das liegt bestimmt daran, dass sich meine Kleidung im Schrank über mich lustig macht. Irgendwie hängt nie etwas Brauchbares in dieser großen Kiste, die randvoll mit Stoffgebilden ist. Unerklärlicherweise scheine ich mich über Nacht zu verändern. Denn obwohl ich mir diese Sachen ja anscheinend selber gekauft habe, habe ich nie etwas Passendes zum Anziehen. Auch das ist echte Hexerei.
Wirklich jeder, der mich gesehen hat, weiß, dass mein Aussehen weit entfernt von dem eines Models ist. Nicht, dass ihr denkt, meine verhexte, nicht entscheidungswürdige Kleidung könnte an meiner Figur liegen.
Habt ihr schon einmal in die Geschichtsbücher geschaut? In der Vergangenheit gab es damals wunderbare Männer, die weibliche Rundungen regelrecht geliebt haben! Jawohl! Mit dünnen Gerippen wollte niemand etwas zu tun haben. Jaaaa, so war das damals. Also haben sich doch die Männer zu ihrem Nachteil entwickelt! Einige wissen unsere weiblichen Kurven nicht mehr zu schätzen. Auch hier habe ich einen Tipp: Andere Mütter haben auch schöne Söhne. Wendet euch an rassige Südländer. Die schätzen runde Kurven immer noch und lieben unsere weiche Weiblichkeit! Oder hüllt euch in schwarze Gewänder, das bringt nicht nur eine gehörige Portion Respekt, sondern verschmälert die Außenfassade ungemein.
Jetzt nur nicht falsch verstehen, ich will damit nicht sagen, schlanke Frauen wären blöd. Nein, diese haben sicherlich auch ihre Probleme. Vielleicht haben sie einen zu kleinen Po oder zu wenig Busen. Aber ärgert euch auch darüber nicht, dann nehmt ihr halt die deutschen Muskelmänner. Besen kehren alle gut, das Angebot an männlichen Geschöpfen da draußen ist gewaltig, für jede ist einer dabei! So sei es!
Zurück zu mir. Ich gehöre nicht zu den holden Prinzessinnentypen, bei mir ist echt was dran. Ich bin das Dirndlmadl mit viel Holz vor der Hütt'n, und hab einen wohlgerundeten, birnenförmigen Po, indem gerne mal reingekniffen wird. Da ich meinen Besen nicht ständig mit mir rumschleppe, gibt's direkt danach einfach eine handfeste „Watschn“. Ich mag mich – genau so, wie ich bin.
Zwei Dinge, über die eine Frau nicht spricht, sind natürlich Gewicht und Alter. Deshalb schreibe ich keinerlei weitere Details über diese magischen Nichtigkeiten hier hinein. Es ist auch eine Frage der Erziehung. Manches bleibt lieber im Verborgenen. Die zwei Dinge da oben und jedes kleinere Geheimnis, das wir Frauen so mit uns herumschleppen.
Männer sagen doch immer, sie finden geheimnisvolle Frauen anziehend. Warum zum Teufel versuchen sie dann immer wieder, unser verstohlenes Innerstes zu erforschen? Wenn der erste Versuch gescheitert ist, schütteln sie verzweifelt den Kopf und jammern, sie würden die Frauen nicht verstehen. Seltsame Geschöpfe. Zu diesen mysteriösen Gesellen fällt mir eine ganze Menge ein. Sie tragen auch immer so lustige Namen: Adonis oder Supermann! Kicher... Beim Besen meiner Mama, ist euch schon mal aufgefallen, dass wir Frauen einfach mehr an uns denken müssen? Wir sollten uns in erster Linie selber gefallen. Wir sollten genau das tragen, was uns gefällt Wir sollten unsere eigenen Wege gehen.
Wir sind klug genug, um begriffen zu haben, dass tief in jedem männlichen Wesen noch immer ein Jäger schlummert. Macht sich Frau von heute für einen ihrer Auserwählten schön und bemüht sich, ihm zu gefallen, schaut ihr „Liebling“ genau dem Gegenteil hinterher. Oder schleppt seine soeben erlegte Beute listig ins weiche Bett, um es dort ärztlich zu untersuchen. Als wenn wir die Männer nicht durchschaut hätten! Also, Mädels, macht euch rar, bleibt wie ihr seid, geht eurer Wege und verhandelt nur, wenn ihr wirklich etwas davon habt. Es sei denn, ihr seid verliebt! Genießt diese wunderbaren ersten drei Monate mit eurem Rosenkavalier. Drei herrliche Monate auf einer plüschigen, rosaroten Wolke! Wie Strandurlaub am Meer mit Palmen, Sonne und ungemein leckeren Cocktails!
Aber locker bleiben, dieser Gesamtzustand löst sich meistens nach diesem Termin und ihr erwacht neben einem bekannt-unbekannten Mann auf. Er behält seine Socken im Bett an und trägt wieder seine weiße Rippunterwäsche. Die rosa Wolken sind vorbeigezogen. Jetzt zeigt es sich wieder einmal, wie unendlich wichtig eine beste Freundin ist. Augen auf. So ist es! Wirklich!
So, nun kennt ihr mich ein wenig. Ab heute bin ich da, um die wirklich wichtigen Dinge des Lebens genau unter die Lupe zu nehmen.
Was ihr doch noch kurz über mich wissend solltet: Mir wird eine „ kesse Lippe“ nachgesagt – was immer die Leute damit meinen.
Ich versuche auch stets, die Talerchen in einem Töpfchen zu sparen, die eigentlich übrig bleiben sollten. Klappt meistens nicht. Ich weiß nicht, wer so etwas wirklich auf die Reihe bekommt. Ich habe meinen Zauberstab stets zur Hand, weil ich bis heute immer noch der Meinung bin, damit gelingt mir einfach alles. Zu meiner Schande muss ich allerdings jetzt hier leise flüstern: Nur alleine dieses unscheinbare Hölzchen zu schwingen, das bringt einfach nicht den gewünschten Erfolg!
Hallo! Und deshalb mache ich mich für euch auf den Weg, die wirklich wichtigen Dinge des Lebens jetzt einfach selbst in die Hand zu nehmen und frech hinter die Fassaden zu schauen. Ich werde euch alles brühwarm erzählen, großes Hexenehrenwort. Bleibt gespannt auf meine Erlebnisse.
Wirklich ganz zum Schluss möchte ich nur noch einmal betonen, dass jede Frau schön ist. Ihr müsst nur auch dieser Meinung sein. Lasst euch von niemanden etwas anderes einreden. Meine persönliche, starke Zauberwirkung besteht aus meinem gesunden Selbstbewusstsein und meinem nie endenden Optimismus. Gewürzt mit einer gewissen Portion Humor und Spontaneität ist das schon eine coole Mischung. Jetzt kennt ihr mich. Bleib noch zu sagen: Vergesst nie, eure Besen zu schwingen bis in 100 Jahren – so sei es!
Eure Hexe Tina
Autor:Tina Becker aus Oberhausen |
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