"Herzscheiße" ist anders
Wenn das neue Stück Premiere hat, ist zumindest eine Person mächtig nervös. Denn das, was Gerburg Jahnke als neueste Regiearbeit abliefert, ist nach eigenen Angaben "ein Experiment". "Herzscheiße" heißt es und wird am Donnerstagabend im Ebertbad uraufgeführt.
VON KARIN DUBBERT
Der Name Gerburg Jahnke steht regelmäßig für Erfolg. Sieben Eigenproduktionen hat die mittlerweile 63-jährige Komikerin, wie sie sich selbst bezeichnet, in den vergangenen 13 Jahren produziert, die erfolgreichste davon ist ohne Zweifel "Ganz oder gar nicht - Ladies Night", gefolgt von "Pommes oder das fünfte Element". "Ganz oder gar nicht", so weiß Frau Jahnke, "haben manche Frauen mindestens sechs Mal gesehen, um sich bei jedem Besuch auf einen anderen Darsteller zu konzentrieren."
Jetzt kommt also "Herzscheiße". Vier Darsteller, zwei Frauen, zwei Männer, alle mit dem gleichen Problem. Sofern man es als Problem bezeichnen kann. Denn alle haben Liebeskummer, hatten Liebeskummer, wollen sich dem drohenden Liebeskummer durch Abstinenz entziehen und wenn eben kein Kummer da ist, ist auch keine Liebe da.
Experimentell daran ist, dass "Herzscheiße" kein Bühnenstück im klassischen Sinne ist. Eigentlich ist es ein Liederabend, indem die Geschichten der vier Protagonisten mittels Liebes(kummer)-Liedern aus fast 100 Jahren erzählt werden, ohne jedoch die Songtexte zu verändern. "Es sind Lieder dabei wie 'Nur nicht aus Liebe weinen' von Zarah Leander und auch Songs von Bully Buhlan. Auch Operettenstücke, zum Beispiel aus 'Die lustige Witwe' haben wir eingebaut."
Es sei aber keine bloße Aneinanderreihung von Musikstücken, selbstverständlich würden die Schauspieler auch interaktiv auf der Bühne stehen. "Aber nur drei Prozent", so schätzt die Regisseurin, "ist tatsächlich gesprochener Text, alles andere wird gesungen."
Herzscheiße von Fanny van Dannen
Die Ideen zu ihren Stücken und auch zu "Herzscheiße" findet Gerburg Jahnke im täglichen Leben. "Manche Ideen entwickeln sich sicherlich mit Alkohol, andere ohne, einige bleiben, andere gehen", beschreibt sie die Findungsphase. Und Herzdramen hat mit Sicherheit jeder schon einmal erlebt. Der Titel "Herzscheiße" ist im übrigen nicht von Frau Jahnke. Diesen hat Liedermacher Funny van Dannen bereits 2003 in einem seiner Songs verarbeitet. Doch sei es ihm 'eine Ehre gewesen', den Titel für die neue Ebertbad-Produktion zur Verfügung zu stellen, freut sich Frau Jahnke noch im Nachhinein. Das Plakatmotiv, die Frau, die Herzchen kotzt, ist übrigens ein Werk des britischen Streetart-Künstlers Banksy, der gerade durch die Versteigerung seines Bildes "Girl with Balloon" in die Schlagzeilen geraten war. Das Bild hat sich auf einer Sotheby's-Auktion, nachdem der Hammer gefallen war, selbst geschreddert.
Mit Constanze Jung, Katie Freudenschuss, Nito Torres und Hannes Weyland hat Frau Jahnke eine Besetzung gewählt, die das Publikum mit Sicherheit überzeugen kann. Constanze Jung und Nito Torres sind feste Bestandteile der Ebertbad-Produktionen, Katie Freudenschuss ist Komponistin, Liedermacherin, Stand-Up-Comedienne und schon mehrfach in Gerburg Jahnkes "Ladies Night" in der ARD zu Besuch gewesen. Hannes Weyland ist der Joker. Er ist "Singer/Songwriter-Pop aus dem Ruhrgebiet" mit eigener Band und springt für den eigentlich vorgesehenen Marcus Isola ein. Dieser ist aus gesundheitlichen Gründen verhindert.
Sechs Probentage hat Frau Jahnke angesetzt. Sie selbst findet diesen Zeitplan auch recht sportlich, ist aber überzeugt davon, dass die Vier das hinkriegen.
Die kommenden Vorstellungen von "Herzscheiße" im Oktober sind bereits ausverkauft. Der Vorverkauf für Vorstellungen nächstes Jahr im März hat begonnen.
Autor:Klaus Bednarz aus Dinslaken |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.