Gedicht: Ölpest (2010)

Verklebt, vernichtet, Pelikan des Windes,
dein schneeweißes Gefieder glänzt vor Öl.
Die Augen, noch im Tod, wie die des Kindes,
das weder recht verstehen kann, noch will.

Auf öldurchmischter Welle schaukeln Fische,
der Hammerhai hat es schon längst gespürt,
dass sie die Rechnung tragen, die von Tische
des Menschen kam, und die den Tod quittiert.

Die Schildkröte versucht sich in den Panzer
zurück zu zieh’n, doch ohne jede Kraft.
Der Ölschlamm nimmt ihr alle Luft, ein ganzer
klebriger Kloß von Schlamm hat sie geschafft.

Es schwappt die braune Brühe zu Gebieten,
die Paradiesen gleichen, Urlaubsorte sind.
Ob die Naturparks von Gulf Islands das verhüten:
sehr fraglich – und das Öl, es rinnt und rinnt.

Ölpest - zweiter Teil

Die kleine Seejungfrau:
Ihr Umfeld ist verseucht,
sie weint.
Ihr scheint, dies ist ein
Supergau,
auch wenn man es zuerst
nicht meint.

Der Tintenfisch zur Seejungfrau:
„Ich teile meine Tinte aus,
dann siehst du alles
grau und blau,
sonst fasst beim Ölschlamm
dich der
Graus!“

Er tut’s, und sie kriegt neuen
Mut.
Sogar der Plastikmüll verborgen!
Jedoch – Tragödie, geh’ voraus –
die Tinte reicht
nur noch bis
morgen!

Heute sind es die Garnälen,
die ums Überleben quälen.
Auch Einsiedlerkrebs
und Hummer:
Wo man hinschaut – nichts
als Kummer!

Oben sind die Leut’ am gaffen,
suchen’s Öl heraus zu raffen,
bündeln es durch Frauenhaar,
and’re Lösung war nicht da!

Austernbänke sind erledigt,
BP kriegt ne schlimme Predigt.
Doch – ist der Ruf erst mal
besudelt,
ist egal, wie lang es sprudelt!

Und Obama, gar nicht heiter,
meint, so ginge das nicht weiter,
an den Stränden, die wir lieben,
tote Tiere - angetrieben!

Handeln will er konsequenter,
Tatsachen und Täter nennt er,
will sich bald schon von den bösen
Ölabhängigkeiten lösen.

Lobt die Männer mit den Schippen,
die vor Hitze fast umkippen!
Doch ist der Ruf BP’s besudelt,
ist's eh egal, wie lang's noch sprudelt.

Jahr 2011

Meine Laune wird nicht hell,
denn nun fließt es auch bei Shell!
Englands Küsten sind bedroht.
Bald verseucht sind Fisch und Brot.

Doch sie fragen, was man wolle,
sei doch alles in Kontrolle.
Shell möcht' das so gern vertuschen,
dass vergebens sie rumpfuschen.

und dass Öl, zweihundert Tonnen,
sind bereits ins Meer geronnen.
Und ich falte meine Hände,
hoff, dass es nun bald zu Ende!

Die traumhaften Strände – verklebt und versaut,
ausufernd der Umweltskandal.
Wo gerade man fröhlich die Sandburg gebaut,
dem Plätschern und Rauschen der Wellen geschaut,
empfindet man heute nur Qual.

Das Öl löschte Leben, von denen, die schwammen,
von denen die flogen beschwingt überm Meer.
BP kann als Mensch man nur zutiefst verachten,
dass sie keinen Notfallplan vorher erdachten.
Das Öl zu entfernen, ist unendlich schwer.

Tanja Herbst

Autor:

Edith Schülemann aus Oberhausen

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