Gedicht: Mein Garten

Der Korkenzieher, den ich sonst so liebe,
geht mir heut ganz gehörig „auf den Keks“.
Zwar frag ich mich, was Attraktives bliebe,
zierten nicht Pflanzen das Gelände längs des Wegs.

Jeden Herbst steh ich da mit der Gartenschere
und stutz die Büsche fast bis zum Erlahmen.
Die Nachbarn sehen zu, ohne Erbarmen.
Man gönnt mir die Maloche und die Ehre.

Ich grab die Dahlien aus und spür den Rücken.
Das ist ganz neu, das war noch niemals so.
Das fehlte noch, ich könnte mich nicht bücken!
Wo fände man denn Gartenhilfe, wo?

Nun bring ich die Trompeten in den Keller.
Die Kübel sind ganz schwer, voll nasser Erde.
Ich blick zum Himmel, und beweg ich mich schneller,
mir scheint, als ob es heut noch regnen werde.

Rasch kapp ich Pamparsgras und Margaritten.
Klematis klettert bis zum oberen Balkon.
Der Blauregen ist nicht so schnell geschnitten.
Die letzten Vasenblüten sind die von „Ponpon“.

Geranien im Gewächshaus überwintern,
das ist ihnen in jedem Jahr bekommen.
Mein Hund stupst mir die Nase an den Hintern,
wünscht sich, ich hätte seinen Ball genommen.

Der Sonnenschirm, der wandert in den Keller,
der Wasserschlauch wird wohl nicht mehr gebraucht.
Die Zeit, die drängt, ich werde immer schneller,
und – schwupp – hab ich den Knöchel mir verstaucht.

Die Schneckenfallen taten ihre Dienste,
im Winter sind die Schnecken mir egal.
Ich kappe im Vorbeigeh’n die Gespinste
der welken Ranke an dem Wäschepfahl.

Den Kräutergarten habe ich vergessen
und schneide rasch die Reste zum Verbrauch.
Dann fällt mir ein – weil wir sie so gern essen –
da sind noch Haselnüsse an dem Strauch.

Wer hat denn nur den Gartenzaun beschädigt?
Ich hole rasch die Nägel und den Hammer.
Hab ich nun alles Nötige erledigt?
Nein, Gartenstühle müssen in die Kammer.

Die Kinder ließen ihre Puzzleteile
weit ausgebreitet auf dem Tischchen liegen.
Ich raffe sie zusammen, bin in Eile,
und manchmal wünschte ich, ich könnte fliegen.

Ich schleppe noch den Rasenmäher runter.
Wenn man für den doch Platz im Schuppen fände,
denk ich erschöpft, und schau auf meine Hände,
fühl mich verschmutzt zerkratzt und wenig munter.

Die Pflanzen müssen wir stark reduzieren,
das denke ich mir jedes Jahr vorm Winter.
Und doch rutsch ich danach auf allen Vieren,
und pflanze Zwiebeln, dass der Frühling bunter.

Und irgendwann ist dann die Qual vergessen,
wenn wir in Gartenstühlen liegend um uns seh’n.
Wie herrlich ist das Grillen, draußen essen.
Zu hören: Mensch, ist euer Garten schön!

Tanja Herbst

Und - kommt Euch das vertraut vor?

Autor:

Edith Schülemann aus Oberhausen

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