Gedicht: Irre Träume

Und es peitschen deine Träume
ungezügelt übers Land
und du schwebst und hast Gefühle,
die du vorher nie gekannt.

Und es brausen deine Sinne
zügellos durch die Synapsen,
blöd und wirr, denkt man, man spinne:
Hirn vom Scheitel, bis zu Strapsen.

Und du greifst und greifst daneben
und du schreist und flüsterst nur,
und du stirbst und bist am leben
und erhängst dich mit ner Schnur.

Plötzlich bist du auf ner Feier,
alles winkt dir jubelnd zu.
Hinten siehst du gar Frau Meier,
die dich nannte „dumme Kuh“.

Dann wählt man dich in die Reihen,
derer, die das Sagen haben,
und du wusstest ja schon immer:
An der Quelle lässt’s sich laben.

Dann fällst du in einen Krater
und es riecht stark nach Verwesung.
Oben schreit dein schwarzer Kater,
deine Freundin hält ne Lesung.

Und du fährst im Paternoster
an der Hauswand zu den Sternen.
Fast zum Petrus und der ruft noch:
„Du solltest Beherrschung lernen!“

Und du fühlst, dir wachsen Flügel,
Weg versperren Schulterblätter.
Wünsche hängst du über Bügel,
südwärts reist dein fetter Vetter.

An des Schiffes höchsten Masten
hängen Mäntel, Schuhe, Kleider.
Du erwachst voller Empörung:
Alles war ein Traum nur – leider.

Tanja Herbst

Autor:

Edith Schülemann aus Oberhausen

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