Gedicht: Internet-Sucht
Da sitzen sie, die Tastenhacker,
die tags- und nächtlich durch die Foren,
sich Beifall suchend bei den Toren,
die glauben, dieses sei das Leben, vorheben.
Da sitzen sie, die Bildersucher,
die Werbungs- und die Mailsverflucher
und surfen, googlen oder speichern,
um sich mit Wissen zu bereichern.
Da sitzen sie, wenn Morgen dämmert,
erschöpft, verschlafen und belämmert.
Die Finger sind bereits am zittern,
doch eben schnell noch etwas twittern.
Da sehnen sie, derweil sie tippen
und dabei rauchen endlos Kippen,
sich nach Geborgenheit im „Du“,
doch’s Internet lässt das kaum zu.
Da schlafen sie, die Bildschirmsücht’gen,
derweil die Freunde sich verflücht’gen,
und träumen von den wirren Dingen,
die sie dem Internet abringen.
Und Facebook, ganz im Hinterhalt,
weiß gar: wie groß, wie klein, wie alt,
speichert von Freunden die Adressen,
von allen, die er je besessen!
Am nächsten Tage sitzt er dann
und alles fängt von neuem an:
Der E-Mailkasten wird geleert –
und nie fragt er: Ist es das wert?
Tanja Herbst
Autor:Edith Schülemann aus Oberhausen |
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