Gedicht: Beide
Diese Gedicht entstand, als ich von der Scheidung eines Prominentenpaares las, die ein Kind adoptiert hatten. Ich dachte: Wie fürchterlich für das Paar, doch erst recht für das Kind. Daraus entstand "Beide".
Beide
Mein Puppenzeug ist bei Mama,
mein Schaukelpferd ist bei Papa,
ich musste mich entscheiden.
Am Samstag spiel’ ich mit Helen,
am Sonntag muß ich wieder geh’n,
denn ich gehör ja beiden.
Was Papa mir heute erlaubt,
hält Mama morgen für verstaubt,
das kann ich gar nicht leiden.
Ich wünschte mir, ich wär’ Jasmin,
die geht zu beiden Eltern hin,
ist sie nicht zu beneiden?
Mein Hausheft liegt auf dem Kamin,
doch da muß ich erst morgen hin,
und meine Schlamperrolle,
mit allen bunten Stiften drin,
die brauch’ ich, sagt die Lehrerin,
und auch die Häkelwolle.
Cola erlaubt mir der Papa,
das ist nicht gut, sagt die Mama,
für Kinder!
Papa geht mit mir in den Zoo,
Mama wirkt heute nicht sehr froh,
doch heut kommt der Herr Binder.
Papa hat eine neue Frau,
sie kommt meist erst dann,
wenn ich geh’.
Es ist mir klar, sie weiß genau,
dass ich mich nicht
mit ihr versteh’.
Die Großmama, voll Mitgefühl,
fragt, ob ich wohl sehr leide.
Doch ich muß hin und ich muß her,
denn ich lieb’ sie ja beide.
Tanja Herbst (Pseudonym)
Autor:Edith Schülemann aus Oberhausen |
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