Gedicht: Abgestumpft

- hochgeladen von Edith Schülemann
Man sammelt zerfetzte Körper ein,
sind’s zehn, oder sind’s hundert?
Fast hat es ab und zu den Schein,
als ob’s niemanden wundert.
Steine: rot vom Blut, und glänzen.
Man sucht, die Teile zu ergänzen.
Und in der Welt, die dpa,
berichtet sachlich, was geschah.
Ach, denkt die Welt, wie fürchterlich,
so viele waren’s wieder?
Dann bringt man’s Tag’werk hinter sich
und schneidet Busch und Flieder.
Tanja Herbst
Autor:Edith Schülemann aus Oberhausen |
6 Kommentare
Ja, vielleicht muss man selber mehr von Krankheit und Leid kennen, um sich in die Situation der Versehrten in diesen wirren Ländern hinein versetzen zu können. Als ich im Sommer in eine Unfallklinik lag, wurde ein junges Mädchen von eben 18 Jahren, nach einem Unfall bis obenhin gelähmt, eingeliefert - wo bleiben die Verletzten in solchen Kriegsländern, wo alle paar Tage Nachschub an Patienten kommt?
Ich weiß nicht, ob man abgestumpft ist, weil man auch nach schrecklichen Nachrichten zur Tagesordnung übergeht. Ich denke, das ist auch eine Selbstschutz von Körper und Geist. Denn, wie Imke schon sagt: Man würde wahnsinnig werden, wenn man das alles nah an sich heran lässt. Ich kann nicht das Leid der ganzen Welt auf meinen Schultern tragen. Was aber noch lange nicht heißt, dass mich das unberührt lässt!
Da gebe ich Siglinde recht. Man kann sich nicht das Elend und Leid, was es nun mal auf der Welt gibt aufbürden, daran würde man auch zerbrechen. Der Selbstschutz ist deshalb um so wichtiger!