Eine Zwischenbilanz
Ein Jahr Sanierungsarbeiten am Gasometer Oberhausen

Der eingehauste Gasometer.  Foto: Dirk Boettger
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Seit einem Jahr laufen die Sanierungsarbeiten am Gasometer Oberhausen. Zeit für eine Zwischenbilanz, zu der die Gasometer Geschäftsführerin Jeanette Schmitz die Fördermittelgeber von Bund, Land und Regionalverband Ruhr eingeladen hatte.

Im Rahmen eines Baustellenrundgangs gab Jeanette Schmitz einen Überblick über den aktuellen Stand der Sanierungsarbeiten und fand in der Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen, Ina Scharrenbach, der Regionaldirektorin des Regionalverbands Ruhr, Karola Geiß-Netthöfel und dem Oberbürgermeister der Stadt Oberhausen, Daniel Schranz, interessierte Gesprächspartner.

Grundlegendes – Arbeiten am Fundament

Als erster Punkt auf der langen Liste der Sanierungsmaßnahmen stand das Fundament. Dieses war an der einen oder anderen Stelle über die Jahrzehnte brüchig geworden. Auf insgesamt 180 Metern wurde der Fundamentsockel freigelegt, und wo nötig, mit Stahlmatten und Beton verstärkt. Insgesamt 60 Kubikmeter Beton flossen in diesen Bauabschnitt. Zeitgleich erfolgte die Demontage der Umläufe, Treppen und Ausbläser durch Industriekletterer und einen 120 Meter hohen Spezialkran.
Insgesamt galt und gilt es, eine Fläche von 70.000 Quadratmetern im Sinne des Korrosionsschutzes zu behandeln. Dazu zählt, neben den demontierten Elementen, die gesamte Außenhülle inklusive des Daches. Diese Sanierungsmaßnahmen erforderten ein gewaltiges, 30.000 Quadratmeter umfassendes Gerüst, dessen vollständiger Aufbau nahezu fünf Monate dauerte. Rund 1.000 Tonnen Material kamen dabei zum Einsatz.
Ministerin Scharrenbach, Regionaldirektorin Geiß-Netthöfel sowie Oberbürgermeister Schranz zeigten sich bei dem Rundgang von den Dimensionen der Baustelle beeindruckt. „Der Gasometer ist ein einzigartiger Bau. Mit einer Förderung von 14,5 Millionen Euro wird jetzt restauriert, damit 2021 der großartige Bau wiedereröffnet werden kann,“ sagt Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen.

Der verhüllte Gasometer

Die weithin sichtbaren weißen Planen um das Gerüst herum, erfüllen zwei wichtige Aufgaben. Zum einen garantieren sie in der jetzt kommenden kalten und nassen Jahreszeit trockene und temperaturkonstante Arbeitsbedingungen, zum anderen verbleiben die beim Abstrahlen der Außenhülle anfallenden Farb- und Metallreste auf der Baustelle und können somit fachgerecht entsorgt werden. Der Gasometer hat im Laufe seiner jüngeren Geschichte insgesamt vierzehn Farbschichten erhalten, die nun allesamt entfernt werden. Ende Oktober sollen diese Arbeiten abgeschlossen werden. Danach wird eine Grundierungsschicht aus Zinkstaub aufgetragen, gefolgt von einer Zwischenschicht und zwei Deckschichten.

Ursprüngliches Gesicht

Die Deckschicht setzt sich aus einem grauen Grundton mit oxydrötlicher Einfärbung zusammen. Dieser Farbton wurde, laut einer Analyse des LVR-Amts für Denkmalpflege im Rheinland, bereits in Vergangenheit als erste Deckschicht des Gasometers nach dem Wiederaufbau 1949 eingesetzt.
„Uns war es wichtig, dem Gasometer sein ursprüngliches Gesicht zurückzugeben, und dank der detaillierten Analyse der Farbschichten, können wir dies nun in historisch korrekter Art und Weise tun“, erklärt Jeanette Schmitz, Geschäftsführerin der Gasometer Oberhausen GmbH.

Hoch hinaus

Der Baustellenrundgang führte die Ministerin Scharrenbach, die Regionaldirektorin des RVR Geiß-Netthöfel und den Oberbürgermeister der Stadt Oberhausen Schranz auch auf 117,5 Meter Höhe. Denn die Korrosionsschutzarbeiten auf dem Dach stellten eine besondere Herausforderung dar, da die Tragkraft der Dachkonstruktion begrenzt war. Daher kamen ferngesteuerte Roboter zum Einsatz, die mittels Wasserstrahlverfahren die alten Farbschichten lösten. Danach wurde das Dach grundiert und mit einer grauen Deckschicht finalisiert. Auch die Unterseite des Daches, die Innendecke, muss saniert werden. Dies geht allerdings nur mit einer besonderen, hängenden Gerüstkonstruktion, die direkt unter dem Dach des Gasometers, in knapp 110 Metern Höhe angebracht ist, um die Entrostung der Innendecke und deren Trägern per Hand zu ermöglichen.
„Die Gasometer Baustelle ist beeindruckend und verlangt vollen Einsatz, vor allem von den Arbeitern, die den Mut aufbringen, in diesen beachtlichen Höhen zu arbeiten“, so Karola Geiß-Netthöfel, Regionaldirektorin des Regionalverbands Ruhr. „Der RVR leistet als Förderer der Industriekultur gerne seinen Beitrag, dass dieser beeindruckende Ankerpunkt der Route Industriekultur bald wieder für Menschen von nah und fern erlebbar wird.“
„Hier arbeiten viele unterschiedliche Firmen Hand in Hand und schaffen etwas - nicht nur sprichwörtlich – „Großes“, ergänzt der Oberbürgermeister der Stadt Oberhausen Daniel Schranz. „Wie viele Mitbürgerinnen und Mitbürger freue ich mich - auch wenn das noch ein wenig dauern wird - auf die Wiederöffnung des Oberhausener Wahrzeichens.“

Das zerbrechliche Paradies startet im Frühjahr 2021

„Die Sanierung verläuft im Großen und Ganzen nach Plan“, bilanziert Jeanette Schmitz. „Wie bei der Sanierung von alten Gebäuden üblich, gibt es immer wieder kleinere und größere Überraschungen. Wir sind aber zuversichtlich, die neue Ausstellung mit dem Titel „Das zerbrechliche Paradies“ im Frühjahr 2021 eröffnen zu können.“

Autor:

Jörg Vorholt aus Oberhausen

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