„Das Zentrum lebt!“ Improvisationstheater von und mit Stefan Kolosko und Nina Ender

Nina Ender und Stefan Kolosko // Copyright Angelika Stephan
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21.06.2014 um 16:00 Uhr, Marktstr. 67, Oberhausen-Innenstadt, „Stefan’s Serienset“ (Nina's Drehbuchwerkstatt)

„Wenn nicht die Zeit bemessen wär – und der Prunk nicht fast vergessen wär!“

(Nina Ender, Prolog DEFAKA)

Auch gestern wurde die neueste Folge der Heimatserie aus der Oberhausener Marktstr. DEFAKA (deutsches Familienkaufhaus) unter dem Motto DAS ZENTRUM LEBT! live vor Publikum gespielt, gesungen und getanzt.

Diese Produktion von ENDER/KOLOSKO und dem Theater Oberhausen wies mit ihrem Improvisationstheater auf die Verelendung der Innenstadt von Oberhausen hin. Gefördert wurde diese Produktion auch vom FONDS DARSTELLENDE KÜNSTE e.V.

In dem Theaterstück DEFAKA geht es um Pflichtbewusstsein, Loyalität und Opferbereitschaft einer Familie, die mit verschiedenen Lösungsansätzen versucht, den Verfall ihres Kaufhauses abzuwenden. Dabei wird das Kaufhaus als Symbol für seinen Standort Ruhrgebiet empfunden. Sein Verfall bedeutet gleichzeitig auch Verfall der Ruhrgebietskultur.

Stefan Kolosko, Nina Ender und alle Akteure dieses Improvisationstheaters trugen das Theater von der Bühne zu den Menschen und statteten dieses Mal auch den umliegenden Geschäften direkt einen Besuch ab. Die Lebendigkeit der Akteure war ansteckend. Manche Kunden tanzten zur begleitenden Musik mit oder schlossen sich sogar der Theatergruppe an. Aus den Häusern der Marktstraße wurde freundlich zugewinkt. Passanten blieben interessiert stehen oder sangen mit. Die Akteure liefen dann weiterhin singend, tanzend und musizierend durch die Innenstadt und machten auch an einer Apotheke halt. In diesem Haus hatte der berühmte Regisseur, Autor und Aktionskünstler Christoph Schlingensief als Kind gelebt. Der Apotheker konnte sich noch an ihn erinnern. Für Stefan Kolosko, einem langjährigen Weggefährten des mittlerweile verstorbenen Regisseurs, war dieser Besuch ein bewegender Augenblick.

Wieder zurück an Stefan’s Serienset oder Nina’s Drehbuchwerkstatt, fuhr Nina Ender mit ihren Texten im Ladenlokal fort, inmitten von Filmprojektionen auf seidigen Tüchern und geheimnisvoller Illumination. Die Teilnehmer schufen durch den berührenden Kontakt mit Gegenständen der Umgebung eine ganz eigenwillige Atmosphäre. Schauspieler des Theater Oberhausen, Teilnehmer und Besucher beteiligten sich an Textsequenzen von Nina Ender, spielten mit Tonlagen und Wortfetzen. Sie stießen sie gemeinschaftlich hervor, hechelten sie, murmelten oder flüsterten in auf- und abschwellender Tonstärke. Der gesamte Raum brummte und wurde so zum Klangkörper. Ein einzigartiges Erlebnis.
(Die Batterie meines Fotoapparates ließ mich hier im Stich, sodass ich hierzu leider kein Bildmaterial mehr beifügen konnte)

Als Abschluss der Aktion wurde gemeinsam ein wohlschmeckendes Mahl eingenommen, gleichwohl ein sozialer Austausch – entspannend, reflektierend.

An diesem Tag bin ich auch wieder einer der Akteure gewesen, die mit leuchtenden Augen das Feuer der Begeisterung und des Engagements entzündet und weitergetragen haben.

Am kommenden Samstag geht es ab 14:00 Uhr weiter!

Perfektionismus weicht immer mehr dem Beschaulichen, Persönlichen. In den kleineren Läden der Innenstadt pflegt man noch diesen persönlichen Kontakt, der den Einkauf zu etwas Besonderem werden lässt. Da hilft es nun auch nicht, die Augen vor den Leerständen zu verschließen, indem man sie mit Fotowänden zuklebt. Warum ist es nicht möglich, dass in diesen Leerständen etwas Neues langsam wachsen kann? Es muss doch nicht immer perfekt sein! Hier sind Vermieter und Stadtverwaltung gleichermaßen gefordert. Aber auch den Kunden sollte bewusst werden, dass sie es mit ihrem Kaufverhalten in der Hand haben, was aus den Innenstädten wird. Sie alle können dazu beitragen, die Vielfalt des Kaufangebotes in der Innenstadt zu erhalten.

Stephan Art // Angelika Stephan

Autor:

Angelika Stephan aus Mülheim an der Ruhr

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