Ausstellung von Georg Overkamp und Helmut Junge auf der Marktstraße 133

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Helmut Junge (Foto), mein langjähriger künstlerisch tätiger Schachfreund, machte mich auf seine neue Ausstellung, die er zusammen mit seinem Künstlerkollegen Georg Overkamp auf der Marktstraße aufgebaut hatte, aufmerksam. Ich hatte davon bereits in der NRZ gelesen und war neugierig sie zu sehen. Während der Besichtigung erzählte Helmut mir, wie es zu dieser Ausstellung gekommen ist, denn es ist ja eher selten, daß zwei Künstler gemeinsam ausstellen. Nachdem ihre jeweiligen, bereits vorbereiteten Einzelausstellungen in der Galerie Blohm wegen Schließung der Buchhandlung letztlich doch nicht stattfinden konnten, beschlossen Georg Overkamp und Helmut Junge, eine gemeinsame Ausstellung zu organisieren, die ihren Frust über die kulturelle Verödung der Innenstadt zeigen sollte, und zwar so schnell wie möglich. Marktstraßenblues war ursprünglich ihr gemeinsamer Arbeitstitel.
Das Büro der Ratsgruppe „Offen für Bürger“ auf der Marktstraße 133, gab ihnen freundlicherweise dazu die passende Räumlichkeit.
Doch dann kam Corona ins Spiel und mit Corona allgemeine Kontaktsperren und damit verknüpft, eine wochenlang erzwungene Ausstellungssperre. Das war Zeit zum sinnlichen Empfinden und zum Nachdenken, Corona beschäftigt ja das Gefühl der Menschen, läßt uns alle nachdenklich werden. Die erzwungene Pause war lang, und sie haben mehrfach ihr Konzept geändert, weil ihnen „Marktstraßenblues“ als Thema plötzlich gar nicht mehr reichte. Und die Änderung des Konzepts war gut. Denn es sind immer mehr Bilder, Skulpturen und Objekte entstanden, die unsere Empfindungen, Ängste, Hoffnungen, auch Zärtlichkeit und Wut, ja auch Wut, in dieser Krise widerspiegeln. Vielleicht paßt jetzt der neue Titel „Wohin“ besser. Von „Wohin gehen wir“. Wie erledigen wir die Corona und weil Corona selber nur Begleiterscheinung unserer eigenen ökologischen Fehler sein soll, paßt auch die Frage: wohin treibt unser Müll und sein Beiboot Corona. Es gibt aber auch versöhnliche Werke. Es sind Werke, die unter dem Eindruck all dieser Spannungen entstanden sind, und ihrerseits, über den ästhetischen Anspruch hinaus, den Betrachter in die Gedankenwelt teilnehmen zu lassen, die zu ihrer Entstehung geführt haben. Die Werke sollen beim Betrachter Vorstellungen erwecken, sie sollen evokativ sein.Sie stellen sich den Fragen, was uns bewegt, was uns berührt, und wohin es geht, oder wir gehen. Mit einem großen Fragezeichen. Es wird wegen Corona vielleicht keine Vernissage geben, aber die Ausstellung bezieht die Fenster der Räumlichkeit mit ein, ist teilweise von Außen zu sehen, und wenn das Büro geöffnet ist, können Besucher auch in die Ausstellung hinein. Das lohnt sich auf jeden Fall, denn die größeren Werke sind innerhalb des Raums.
Die Zuordnung der Werke ist recht einfach, denn die Malereien sind fast alle von Helmut Junge und die Skulturen und Objekte sind von Georg Overkamp.
Georg Overkamp, Bildhauer und Maler, lebt in Bottrop, arbeitet aber überwiegend in Oberhausen. Das Spektrum seiner Arbeiten ist äußerst vielfältig und reicht von figürlichen Skulpturen und Plastiken aus verschiedensten Materialien, vielschichtigen Objekten und Installationen bis zu großangelegten Gestaltungen im Außenbereich (Squares2Go, eine umgestaltete Mauer an der oberen Marktstraße).
2017 hat G. Overkamp in einer Ausstellung versucht aufzuzeigen, welche Holzwege sein Leben durchkreuzt und bereichert haben. Jetzt zwingt sich ihm wiederum, ausgelöst durch ein Ereignis, die Frage auf, wie es weitergehen und welcher Weg nun beschritten werden soll. In der Ausstellung fasst er es zusammen unter dem Titel „WOHIN?“
Hände, die in verschiedene Richtungen zeigen, ein Schiff, dessen Treiben an Bord ganz verschieden gedeutet werden kann. (Spaßgesellschaft? Flucht und Verzweiflung?) Overkamps Arbeiten fordern den Betrachter, werfen Fragen auf.
Helmut Junge ist Duisburger mit starker Mehrfachbindung an Oberhausen, Schach, Archäologie und Kunst; Er stellt seit längerem in Oberhausen auf, (Bert Brecht-Haus, Technisches Rathaus, Galerie KIR, und vor gut 20 Jahren auch im Elsa Brändström Gymnasium. Jetzt versucht er sich an der Vernichtung von Corona, als einer Persönlichkeit in Bildern die von physischer Vernichtung durch eine große Welle, der Brandopferung des Papierschiffs Corona und magischer Beschwörung durch rudernde (Schamanen?). Seine Bilder sind am Computer entstanden und auf Leinwand oder auch Papier gedruckt.
Sowohl Junge, als auch Overkamp verbindet, dass sie sich mit einfachen Antworten nicht zufrieden geben, gesellschaftliche Bezüge setzen, Raum für Deutung und Assoziation lassen. So verwundert es nicht, dass beide Künstler bereits mehrfach zusammengearbeitet und gemeinsam ausgestellt haben.

Autor:

Jürgen Cziczkus aus Oberhausen

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