Schwerer Stoff - leicht erzählt
"All das Schöne" feierte im Studio des Theaters Premiere
Berührend, lustig, melancholisch, emotional, traurig, empathisch, nachdenklich, komisch, fesselnd; all das sind Attribute, die das Stück "All das Schöne", das kürzlich im Studio des Theaters Premiere feierte, beschreiben. Und es könnten so viele mehr sein.
"1. Eiscreme, 2. Länger aufbleiben dürfen als sonst und fernsehen, 3. Mit Vati den Tannenbaum schmücken mit Inkaufnahme des jährlichen Verlustes einer Christbaumkugel", so fängt eine Liste an, die ein kleines Mädchen beginnt zu schreiben, als sich seine depressive Mutter versucht, das Leben zu nehmen und selbst der Vater in dieser Situation dem Kind keinen Halt geben kann. Es ist eine Liste der guten Gedanken, der guten Taten, der guten Dinge, die das kleine Mädchen bis ins Erwachsenenalter begleitet und die stetig erweitert wird.
"All das Schöne" ist ein Monolog, den Duncan Macmillan geschrieben hat und der von der Schauspielerin Anke Fonferek meisterhaft überzeugend umgesetzt wird. Der Zuschauer leidet mit dem Kind, das seinen Hund "Freud" einschläfern lassen muss, er freut sich mit der jungen Frau, die die erste Liebe kennen lernt und heiratet, er reflektiert seine eigenen Erfahrungen, wenn eine Beziehung vermeintlich in Routine übergeht und er weint mit der erwachsenen Tochter, als es der Mutter doch "gelingt", dem Leben ein Ende zu setzen.
Schwerer Stoff - könnte man meinen. Doch unter der Regie von Intendantin Kathrin Mädler ist es gelungen, das ernste Thema Depressionen leicht zu erzählen und das Publikum damit auch noch zum Lachen zu bringen - unter Zuhilfenahme der Zuschauer, die ins Geschehen eingebunden werden. Da ist die Tierärztin, der Vater, Uli, der erste Freund und spätere Ehemann, da ist der Dozent der Hochschule, der "Die Leiden des jungen Werther" von Goethe lesen muss und es sind die Nummern auf der Liste, die vorgelesen werden. Immer dann, aber nicht ausschließlich, wenn die Gefühle zu übermannen drohen.
Seit dieser Spielzeit und dem Dienstantritt von Kathrin Mädler gehört Anke Fonferek zum Ensemble. Die 51-Jährige folgte der Intendantin vom Landestheater Schwaben in Memmingen, wo sie ebenfalls mit "All das Schöne" auf der Bühne stand, nach Oberhausen, um auch hier "ihre" Geschichte zu erzählen. Sie bindet Teile ihrer eigenen Biographie mit ein und lässt den Besucher glauben, diese Person schon ewig zu kennen.
Die nächste Vorstellung von "All das Schöne" gibt's am Samstag, 3. Dezember, im Studio. Beginn ist um 19.30 Uhr. Karten dazu sind an der Theaterkasse, Will-Quadflieg-Platz 1 oder im Internet unter www.theater-oberhausen.de erhältlich.
Autor:Karin Dubbert aus Oberhausen |
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