32. BuchmesseConvent in Dreieich
von Stefan Cernohuby und Nadine Muriel
Viele Dinge ändern sich über die Jahre. Gesichter, Schreibstile und Buchmessen. Trotzdem hat eine der populärsten Veranstaltungen in der Phantastikszene, nämlich der BuchmesseConvent in Dreieich, 2017 seine mittlerweile 32. Auflage erlebt. Und obwohl diese Messe bereits so oft stattfand, ist sie jung geblieben. Das zeigen nicht nur die zahlreichen Veranstaltungen, die aktuelle Trends in der Phantastik aufgreifen oder sogar vorwegnehmen. Auch das sich immer verändernde Publikum beweist dies, obwohl einige Gäste seit vielen Jahren vor Ort sind, unter anderem auch die Geschichtenweber.
Parallelveranstaltungen, traditioneller gemeinsamer Aufbau und familiäre Atmosphäre
Angeblich gibt es im nahen Frankfurt eine Gegenveranstaltung, die sich Frankfurter Buchmesse nennt, oder so ähnlich. Falls dem tatsächlich so ist, sind die bekannten Größen der deutschen Phantastikszene zumindest am BuchmesseCon-Samstag trotzdem nicht dort. Egal ob Tommy Krappweis, Markus Heitz, Kai Meyer, Wolfgang Hohlbein, Thomas Finn, T. S. Orgel oder Ju Honisch, alle tummeln sich auf dem BuchmesseConvent und haben dort ihre Panels.
Traditionell beginnt der Tag bereits um 8 Uhr, wenn alle Aussteller und Helfer gemeinsam Tische und Stühle in Position bringen. Danach beginnt der Aufbau. Das passiert alles gemeinsam. Alle wissen, je schneller man fertig ist, umso früher kann man sich dem ersten Kaffee des Tages widmen. Denn die Besucher kommen ab 10, da benötigt man alle Kraft.
Trotz allem Stress geht es auf dem BuCon immer familiär zu. Fast jeder kennt fast jeden und wenn man einander nicht kennt, dann vermutlich nur deshalb, weil man nicht immer weiß, welches Gesicht hinter welchem Namen steckt. Onlinebekanntschaften haben ihre Vor- und Nachteile, aber die Anzahl der Aussagen Marke „Ach DU bist das“ häufen sich auf dem BuCon. Und in der entspannten, familiären Atmosphäre (also zwischen dem Gehetze von einem Panel zum nächsten) entstehen neue Freundschaften, grüne Liköre werden verkostet und Literaturprojekte nehmen Gestalt an. Und mitunter wechselt man das eine oder andere Wort mit einem literarischen Idol.
Bullshit-Bingo, Vorträge und Preisverleihungen
Die Atmosphäre, die Halb-Bekanntschaften, die generelle Müdigkeit, der aufkommende Hunger und die Stardichte führen dazu, dass es einige Standardzitate gibt, auf die man immer wieder trifft. Dazu hat Alessandra Reß ein Bullshit-Bingo erstellt, das man hier sehen kann. Auf Basis dieses Dokuments kann man sich schon auf das nächste Jahr vorbereiten, auch wenn gewisse Änderungen natürlich passieren können.
Um die Chancen beim BuCon-Bullshit-Bingo zu erhöhen, empfiehlt es sich, auch einige Panels anzuschauen (oder zumindest anzupeilen und dann zu verpassen). Davon abgesehen sind die vielfältigen Lesungen eine gute Gelegenheit, seine Lieblingsautoren live zu erleben oder spannende, ungewöhnliche Neuerscheinungen jenseits des Bestsellerregals zu entdecken. So präsentierte beispielsweise die Autorin Buchmann ihr neuestes Werk, den dystopischen Science-Fiction-Roman „Wer die Lüge lebt“. Skurril, maritim und phantastisch ging es zu beim Panel des Leseratten-Verlags: „Alte und junge Rehe“ kaperten die Aufmerksamkeit der Zuhörer mit verschiedensten Piraten, vom verwegenen Abenteurer bis zur futuristischen Piraten-Weltraum-Crew, aus dem Sammelband „Yo-ho Piraten“. Anschließend las die Autorin Tanja Kummer aus ihrem ebenfalls im Leseratten-Verlag erschienenen Roman „Sturm der Verbannten“. Eine besonders ungewöhnliche und informative Veranstaltung boten Tommy Krappweis und Professor Rudolf Simek: In einem unterhaltsamen Gespräch gaben der Experte für nordische Mythologie und der erfolgreiche Autor sowie Filmemacher Autor einen Einblick, welche Bedeutung wissenschaftlich fundierte Grundlagen für ein Fantasywerk – hier „Mara und der Feuerbringer“ haben können. Wer im BuCon-Bullshit-Bingo „Ach, du bist Autor? Ich auch!“ ankreuzen konnte (und damit zur absoluten Mehrheit der BuCon-Besucher zählte), hatte beim Workshop „Aller Anfang ist schwer“ der Romanschriftstellerin und Spieleautorin Lena Falkenhagen die Möglichkeit, zu erfahren, was einen gelungenen Romananfang auszeichnet und so die Chancen auf zukünftige schriftstellerische Erfolge zu erhöhen. Die Edition Geschichtenweber präsentierte dieses Jahr „Das Dimensionstor“, die neueste Veröffentlichung der umtriebigen Autoren-Community, die im Amrûn Verlag erschienen ist und sich der Frage widmet, was wohl geschehen mag, wenn scheinbar harmlose Alltagsgegenstände in andere Welten und Zeiten gelangen. Eine kurze Vorstellung der aktuell laufenden Projekte zeigte zudem, dass von der Edition Geschichtenweber auch weiterhin spannende, außergewöhnliche Bücher zu erwarten sind.
Auch am Stand des Wurdack Verlags, der nach Jahren der Abwesenheit wieder vor Ort war, konnte man Bücher und ihre Autoren entdecken. Bei den neuesten Enthüllungen über die Reihe "D9E" (Die neunte Expansion) gab es einiges zu sehen und zu lachen.
Bis 2016 wurde der Deutsche Phantastik Preis in Dreieich verliehen, diese Verleihung wurde aber nun Anfang September aber auf der Phantastika in Oberhausen vorgenommen. Immer noch verliehen wird jedoch der BuCon-Ehrenpreis, der 2017 an zwei Personen ging. Zum einen an den bissigen Verleger Torsten Low, der ausnahmsweise einmal nicht wusste, was er sagen sollte, und zum anderen an den letzten Großmeister der deutschsprachigen Science-Fiction, nämlicher Herbert W. Franke.
Abendessen
Tradition hat auch das Nach-BuCon-Abendessen, bei dem sich verschiedene Autorengruppen in verschiedene Lokale begeben. Auch dort kann man Verleger und Autoren treffen und mit ihnen ins Gespräch kommen. Allem voran geht meist die bange Frage: „Haben wir reserviert?“. Zum Glück hatten das alle und werden es aller Voraussicht nach auch 2018 haben. Beim nächsten BuchmesseConvent!
Autor:Mimi Moriarty aus Oberhausen |
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