121 Kartons randvoll mit Geschichte
„Absage erl. 20.3.“ steht handschriftlich auf der Filmanmeldung vom 5. Mai 1967 – abgelehnt wurde niemand geringerer als Rainer Werner Fassbinder, der sich mit seinem Kurzfilm Vom kleinen Chaos für die 13. Westdeutschen Kurzfilmtage beworben hatte.
„Da sieht man wieder einmal anschaulich, welche großen Filmemacher bei dieser Veranstaltung schon einmal mitgemacht haben“, lacht Dirk Hausmann, Historiker und Inhaber der Projektstelle zur Aufarbeitung des Schriftenarchivs im Rahmen der diesjährigen Kurzfilmtage.
Vom 1. bis 6. Mai finden diese nun zum 60. Mal statt. Sechs Jahrzehnte Festivalgeschichte, in denen die Kurzfilmtage zum ältesten, größten und renommiertesten Kurzfilmfestival der Welt angewachsen sind. Sechs Jahrzehnte, in der sich neben den Filmen eine Menge Unterlagen, Akten, Briefe, Fotos und Plakate angesammelt haben. „Sehr interessant sind die Briefwechsel während der Zeit des kalten Krieges. Hier ist nämlich zu sehen, dass sich unsere Kurzfilmtage sozusagen als Brücke zwischen Ost und West erstreckten und Kommunkation ermöglichten“, weiß der Historiker.
Ein Berg aus Briefen und Fotos
Einen Teil ihres Archivs verwalten die Kurzfilmtage im eigenen Haus. Im vergangenen Jahr kamen 121 Kisten Dokumente und Akten aus dem Stadtarchiv Oberhausen dazu, die nun seit Januar aufgearbeitet werden.
„Seit gut zwei Wochen habe ich jede Menge zutun, wenn man bedenkt wieviel Material sich in den vergangene Jahrzehnten angesammelt hat. Bisher habe ich zwei Dutzend Kartons durchgeschaut“, erklärt Hausmann.
Die Kisten aus dem Stadtarchiv enthalten Materialien aus rund 25 Jahren Festivalgeschichte, von den späten 60er Jahren bis Mitte der 90er. „Das ein oder andere Schmuckstück, wie die Bewerbung von Fassbender waren schon dabei. Wer weiß was ich als Nächstes finde“, so der Historiker. „Doch derzeit versinke ich in Bergen von Akten“, erklärt er. Aus dem gesamten Bestand wird zu den 60. Kurzfilmtagen Anfang Mai eine Ausstellung zusammengestellt, die in Oberhausen gezeigt wird. Anschließend öffnen die Kurzfilmtage ihr neu geordnetes Archiv zur Nutzung für wissenschaftliche Recherchen.
Ausstellung im Rahmen der 60. Kurzfilmtage
„Ich bin gespannt, welche fundierten Ergebnisse sich nach Aufarbeitung ergeben“, so Hausmann. Plakate, Kataloge, Fotos und anderes Material aus der Geschichte der Kurzfilmtage, nehmen die Mitarbeiter der Kurzfilmtage gern entgegen. Hierzu kann man sich unter 825-2652 melden.
Gefördert wird das Projekt von der Sparkassen-Bürgerstiftung Oberhausen, der Stiftung Kultur und Bildung und der Sparkassen-Kulturstiftung Rheinland.
Autor:Daniela Neumann aus Oberhausen |
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