Kriminalitätsbericht 2020
Weniger Straßenräuber - mehr Computerkriminalität

Am Montag, den 08. März 2021, veröffentlichen Polizeipräsident Alexander Dierselhuis gemeinsam mit dem Direktionsleiter Christian Voßkühler die Zahlen für das Jahr 2020 aus dem Bereich Kriminalität.

Da in diesem Jahr aufgrund der Pandemie auf eine Pressekonferenz verzichtet werden musste, verweist der Behördenleiter Alexander Dierselhuis auf den aktuell erschienenen Kriminalitätsbericht 2020: „Wir erläutern darin die Schwerpunkte unserer Arbeit im vergangenen Jahr. Darüber hinaus können Sie hier Zahlen und Fakten zum Kriminalitätsgeschehen in Oberhausen im Jahr 2020 entnehmen und finden entsprechend Erläuterungen.“

Des Weiteren wird der neue Direktionsleiter Kriminalität vorgestellt, der die Nachfolge von Peter Mosch angetreten hat. Christian Voßkühler ist ein erfahrener Kriminalist und bekommt in einem umfangreichen Interview im Kriminalitätsbericht die Gelegenheit, seinen Werdegang darzustellen sowie einen Ausblick auf die Schwerpunkte zu geben, die er in seiner neuen Stellung als Direktionsleiter angehen wird.

Im aktuellen Jahresbericht gibt es außerdem eine Neuerung: Es kommen alle Leiterinnen und Leiter der Kommissariate der Direktion Kriminalität zu Wort. Sie stellen sich und ihre Dienststelle vor, berichten von ihrem Alltag und skurrilen Situationen der Polizeibehörde in Oberhausen: ein spannender Blick hinter die Kulissen der Polizeibehörde. Auch die Leiter zweier Ermittlungsgruppen erzählen von ihrer Motivation und ihren Aufgaben. Denn noch stärker als in den Jahren zuvor hat sich die Behörde dem Schutz von Kindern und Jugendlichen verschrieben. Dafür wurde eigens die Ermittlungsgruppe Tera ins Leben gerufen, die im Kampf gegen Kindesmissbrauch auch an ihre Grenzen kommen.

Die Kooperation zwischen den Polizeipräsidien Essen und Oberhausen wiederum verfolgt das Ziel die Kriminellen zu überführen, die Seniorinnen und Senioren mit verschiedenen Tricks um ihr Erspartes bringen wollen. In beiden Themenbereichen tun sich in der Arbeit der Ermittlungsgruppen oftmals Abgründe auf - davon berichten die Beamtinnen und Beamten.

Die Zahlen aus Oberhausen im Überblick

Im Kriminalitätsbericht finden Sie ab Seite 40 erläuternde Hinweise zur der Polizeilichen Kriminalstatistik. Bei der Erfassung von Zahlenmaterial wird zwischen der Eingangsstatistik als auch der Ausgangsstatistik unterschieden. Das ist deshalb notwendig, weil je nach Statistik ganz unterschiedliche Aussagen getroffen werden können.

Die Eingangsstatistik bildet die Informationen ab, die unmittelbar bei Anzeigenaufnahme erfasst werden. Sie zeigt also an, wie viele Delikte zur Anzeige gebracht worden sind. Man muss bei der Betrachtung dieser Statistik wissen, dass hier auch Straftaten gezählt werden, die sich im Nachhinein nicht als solche herausstellen. Sprich: Die Ermittlungen ergeben, dass hier keine oder eine andere Tat vorliegt, als ursprünglich angenommen. Ein Tathergang kann sich bei der Anzeigenaufnahme anders darstellen als es die anschließenden Ermittlungen ergeben. Aus einem aufgenommenen Diebstahl kann so aufgrund der bis dahin unbekannten Tatumstände z. B. ein Raubdelikt werden. Sie ist also ein ungefiltertes Abbild dessen, was in der Behörde eingeht und hat den unschätzbaren Vorteil, dass die Polizei schnell in die Lage versetzt wird, auf sich entwickelnde Schwerpunkte unmittelbar reagieren zu können.

Demgegenüber steht die Polizeiliche Kriminalstatistik. Diese ist eine Ausgangsstatistik - das heißt, dass hier die Sachverhalte erfasst werden, die im nächsten Schritt an die Justiz zur Strafverfolgung weitergegeben werden. Hier kann man - im Vergleich zur Eingangsstatistik - von einer viel höheren Datenqualität ausgehen, da die Ermittlungen entsprechend abgeschlossen worden sind und die begangene Straftat eindeutig definiert ist. Berücksichtigt werden muss hierbei allerdings der Verzerrfaktor. Wenn nämlich eine Tat aus dem Jahr 2019 erst im darauffolgenden Jahr abgeschlossen wird, wird sie auch erst in der PKS des Jahres 2020 erfasst. Die Ausgangsstatistik liefert ein fundiertes Abbild der Kriminalität in einem kommunalen Bereich. Dies hat den Vorteil, dass die Polizei strafrechtlich relevantes Verhalten vertieft analysieren kann, um sich auf Grundlage dessen konzeptionell und nachhaltig mit den erkannten Schwerpunkten zu befassen.

Beide Statistiken sind für die tägliche polizeiliche Arbeit von unersetzlichem Wert. Sie ergänzen sich bei der Gewinnung strafrechtlich relevanter Erkenntnisse, um polizeiliche Arbeit möglichst effektiv und effizient gestalten zu können.

Gesamtkriminalität weiterhin auf einem niedrigen Niveau
Die Anzahl der Gesamtstraftaten im Jahr 2020 ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegen (2019: 15.053; 2020: 15.552). Das bedeutet ein Plus von 499 Straftaten und stellt somit einen leichten Anstieg im Vergleich zum Vorjahr dar. Im Zehnjahresvergleich sind die Zahlen jedoch auf einem insgesamt niedrigen Niveau. Im Jahr 2012 lag die Zahl dieser Straftaten noch bei 20.557. Die Aufklärungsquote lag im Jahr 2020 bei 57,82 Prozent und ist somit weiterhin hoch.

Die Zahl der Tatverdächtigen sank um 30 von 7.160 (2019) auf 7.130 (2020) und ist somit um 0,42 Prozent niedriger als im Vorjahr. Hierbei waren 1.553 Tatverdächtige im Alter von unter 21 Jahren - das sind 239 Tatverdächtige dieser Altersstufe weniger als noch im Vorjahr.

Insgesamt 5.577 Tatverdächtige waren 21 Jahre alt und älter. Im Jahr 2019 waren es noch 5.368. Von allen Tatverdächtigen liegt der Anteil der nichtdeutschen Verdächtigen bei 2.361 und ist somit im Vergleich zum Vorjahr um 2,88 Prozent gestiegen (2019: 2.295).

Sieben Straftaten gegen das Leben
Im Jahr 2020 wurden insgesamt sieben Straftaten gegen das Leben statistisch er-fasst (2019: 8). In einem Fall wurde die Tat von der Polizei als Mord eingestuft, in drei Fällen als Totschlag und einmal als fahrlässige Tötung klassifiziert. Die Aufklärungsquote liegt bei 85,71 Prozent (2019: 100 Prozent).

Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung deutlich gestiegen
Die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sind im Vergleich zum Vorjahr um 64 Anzeigen gestiegen (2019: 157; 2020: 221). Mit einem Anstieg um 40,76 Prozent bewegt sich dieser Bereich weiterhin auf einem hohen Niveau. 72,85 Prozent aller Fälle konnten von den Beamtinnen und Beamten aufgeklärt werden. Im Jahr 2019 lag der Anteil der aufgeklärten Sachverhalte bei 84,71 Prozent.

Anstieg der bekannt gewordenen Fälle von Kinderpornografie
Im Jahr 2020 wurde die Bekämpfung von Herstellung und Verbreitung kinderpornografischer Darstellungen, die den sexuellen Missbrauch von Kindern und Ju-gendlichen zeigen, noch stärker in den Fokus der Polizei gerückt. Hierzu wurde die Ermittlungsgruppe Tera ins Leben gerufen. Im Jahr 2020 sind 44 Fälle abgeschlossen worden. Im Jahr 2019 waren es noch 31 Fälle von Verbreitung, Erwerb, Besitz oder Herstellung kinderpornografischer Schriften. Die Aufklärungsquote liegt bei 81,82 Prozent.

Sexueller Missbrauch von Kindern - Aufklärungsquote auf hohem Niveau
Die bekannt gewordenen Fälle im Bereich sexueller Missbrauch von Kindern sind gleich hoch wie im Vorjahr (2019: 31; 2020: 31). Auch hier geht die Polizei von einem hohen Dunkelfeld aus. Die Aufklärungsquote liegt im Bereich des sexuellen Missbrauchs von Kindern bei 83,87 Prozent und ist somit 6,45 Prozentpunkte niedriger als im Vorjahr.

Gewaltkriminalität - niedrigster Stand der letzten zehn Jahre
Mord, Totschlag oder Raub (die vollständige Liste der Delikte, die zur Gewaltkriminalität gezählt werden, können Sie im aktuellen Kriminalitätsbericht nachlesen) werden unter dem Stichwort „Gewaltkriminalität“ zusammengefasst. Im Jahr 2020 ist die Anzahl der bekanntgewordenen Straftaten die niedrigste der letzten zehn Jahre. Im Jahr 2011 lag die Zahl dieser Straftaten bei 668. Im Jahr 2020 waren es noch 518. Im Vergleich zum Vorjahr insgesamt 29 Straftaten weniger. Die Aufklärungsquote ist im Vergleich zum Vorjahr um 2,70 Prozentpunkte gestiegen (2019: 75,87 Prozent; 2020: 78,57 Prozent).

Straßenraub - erneuter Rückgang der Fallzahlen
Eine Verbesserung zeichnet sich im Bereich des Straßenraubs ab. Im Jahr 2014 befanden sich die Zahlen in diesem Deliktfeld mit insgesamt 125 noch auf dem Höchststand im Zehnjahresvergleich. Im Jahr 2019 waren es noch 60 angezeigte Fälle, ein Jahr später reduzierte sich die Zahl auf 52. Das ist der niedrigste Stand der letzten zehn Jahre. Die Aufklärungsquote liegt hier bei 38,46 Prozent.

Im Bereich des Straßenraubs ermittelten die Beamtinnen und Beamten 32 Tatverdächtige (2019: 43). Insgesamt 21 von ihnen gehörten der Altersgruppe der Unter-21-Jährigen an. Elf Tatverdächtige waren über 21 Jahre alt. Von 32 Verdächtigen waren 18 nichtdeutscher Herkunft (2019: 17).

Weniger Fälle von gefährlicher und schwerer Körperverletzung
Die Anzahl der gefährlichen und schweren Körperverletzung ist im Vergleich zum Vorjahr um 33 Fälle gesunken. Sie betrug im Jahr 2020 insgesamt 354 (2019: 387). Das sind 8,53 Prozent weniger als im Jahr 2019. Die Aufklärungsquote beträgt 85,59 Prozent (2019: 78,81) und hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr deutlich verbessert.

Straßenkriminalität - Anstieg der Fallzahlen im Jahr 2020
Straftaten wie beispielsweise Raubüberfälle, verschiedene Arten von Diebstählen, gefährliche und schwere Körperverletzung sowie sexuelle Belästigung, die im öffentlichen Raum begangen werden, werden in der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik zur „Straßenkriminalität“ gezählt. Die detaillierte Liste der Delikte, die zur Straßenkriminalität gezählt werden, lesen Sie im Kriminalitätsbericht.

Im Jahr 2020 wurden insgesamt 3.410 Fälle von Straßenkriminalität registriert. Das bedeutet einen Anstieg um 340 Fälle, das sind 11,07 Prozent. Im Jahr 2019 lag die Zahl noch bei 3.070 Fällen. Die Beamtinnen und Beamten konnten 18,30 Prozent dieser Sachverhalte aufklären, das bedeutet einen Anstieg um 1,43 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr.

In diesem Deliktfeld wurden insgesamt 680 Tatverdächtige ermittelt, was 61 Verdächtige mehr im Vergleich zum Vorjahr sind (2019: 619). Davon waren 220 unter 21 Jahre und 460 über 21 Jahre alt. 206 waren nichtdeutscher Herkunft (2019: 205).

Anstieg der schweren Diebstähle
Im Jahr 2020 zeichnet sich ein leichter Anstieg der schweren Diebstähle ab. Waren es im Jahr 2019 noch 1.963 Fälle, so stieg die Zahl im Jahr 2020 um 31. Die Aufklärungsquote ist hierbei im Vergleich zum Vorjahr um 2,57 Prozentpunkte gesunken (2019: 20,17 Prozent; 2020: 17,60 Prozent).

Anzahl der Wohnungseinbrüche im Jahr 2020 gestiegen
Die Anzahl der durch die Kriminalbeamten und Kriminalbeamtinnen abgeschlossenen Fälle im Bereich des Wohnungseinbruchs ist im Jahr 2020 um 105 angewachsen (2019: 335; 2020: 440). Dies bedeutet einen Anstieg um 31,34 Prozent.

Die Anzahl der in diesem Zusammenhang festgestellten Tatverdächtigen bewegt sich in einem ähnlich hohen Bereich wie im Vorjahr. Im Jahr 2020 wurden 50 Tatverdächtige ermittelt. Das sind sieben weniger als 2019. Acht Tatverdächtige waren jünger als 21 Jahre (2019: 9). Bei der Gruppe der Über-21-Jährigen waren es 42 (2019: 48). Vier Tatverdächtige weniger als im Vorjahr registrierte die Polizei Ober-hausen im Jahr 2020 bei den Nichtdeutschen (2019: 24; 2020: 20).

Zahlen Geschäftseinbruch gesunken
Nachdem im Jahr 2019 die Zahlen im Bereich Geschäftseinbruch leicht angestiegen waren, sinken sie um 17 Einbrüche im vergangenen Jahr (2019: 80; 2020: 63). Auch die Aufklärungsquote hat sich verbessert und ist um 9,01 Prozentpunkte gestiegen (2019: 27,50 Prozent; 2020: 36,51 Prozent).

Weniger Tatverdächtige in der Jugendkriminalität
Im Jahr 2020 wurden von den 7.130 Tatverdächtigen 1.553 ermittelt, die unter 21 Jahren alt waren. Das ist der niedrigste Stand der letzten zehn Jahre.

Natürlich besteht bei so hohen Zahlen immer Handlungsbedarf. Im September 2020 wurde das Haus des Jugendrechts in Oberhausen eröffnet. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen Stadt, Staatsanwaltschaft und Polizei sollen u. a. strafrechtliche Verfahren gegen jugendliche und heranwachsende Täter beschleunigt werden.

Widerstand gegen die Staatsgewalt gesunken
Nachdem eine Gesetzesänderung in Kraft getreten ist, war im Jahr 2019 der Widerstand gegen und tätlicher Angriff auf Polizeibeamte und Vollstreckungsbeamte erstmals vergleichbar. Im Jahr 2018 lag die Zahl der angezeigten Fälle bei 83, ein Jahr darauf bei 80. Im Jahr 2020 sind mit insgesamt 66 erneut weniger Straftaten gezählt worden. Auch hier sind, wie schon im Vorjahr, alle Fälle aufgeklärt worden.

Computerkriminalität - deutlicher Anstieg der registrierten Straftaten
Der Begriff Computerkriminalität oder auch Cyberkriminalität umfasst Straftaten, die unter Ausnutzung von Informations- oder Kommunikationstechnik begangen werden. In Oberhausen sind 2020 insgesamt 159 Fälle von Computerkriminalität abgeschlossen worden. Das sind 84 mehr als noch im Jahr 2019 (75). Die Aufklärungsquote liegt bei 37,74 Prozent.

In 22 Fällen handelte es sich hierbei um Computerbetrug (2019: 9), in 20 Fällen um das Ausspähen oder Abfangen von Daten (2019: 15) und 33 mal um Betrug mittels rechtswidrig erlangter Debitkarte (2019: 14)

Autor:

Polizei Oberhausen aus Oberhausen

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