Polizei Oberhausen veröffentlicht Kriminalitätsbericht 2019
Gesamtkriminalität weiterhin im Abwärtstrend
Am Montag, den 02. März 2020, stellten Polizeipräsident Alexander Dierselhuis gemeinsam mit dem Direktionsleiter Peter Mosch die Zahlen für das Jahr 2019 aus dem Bereich Kriminalität vor.
Bis in das Jahr 2019 hinein lauteten die Behördenziele: Senkung der Fallzahlen von Wohnungseinbruch und Taschendiebstahl sowie Steigerung der Aufklärungsquote bei diesen beiden Delikten. Mit Schwerpunktkontrollen, stärkerer Präsenz, der Sensibilisierung der Bevölkerung für das Thema Wohnungssicherung sowie einer direktionsübergreifenden Strategie ist es gelungen, dieses Ziel umzusetzen.
Im Jahr 2019 wurden 335 Wohnungseinbrüche gezählt und 486 Taschendiebstähle - das sind die niedrigsten Fallzahlen der letzten zehn Jahre. Im Jahr 2013 als die Behördenstrategie ins Leben gerufen wurde, waren es 982 Wohnungseinbrüche. Eine sehr positive Entwicklung. Und damit das so bleibt, wird an der erfolgreichen Strategie festgehalten, allerdings nun nicht mehr als Behördenschwerpunkt.Neuausrichtung der Behördenziele
Umso wichtiger war es, eine umfangreiche Lagebeurteilung der Kriminalitäts- und Verkehrsunfallentwicklung durchzuführen. Das Ergebnis zeigte aber, dass es an keiner Stelle eine signifikante Steigerung der Zahlen gegeben hat. Umso mehr war es nun möglich, etwaige kriminelle Strukturen in Oberhausen unter die Lupe zu nehmen. Zwar weist derzeit nichts auf die Verfestigung von Strukturen der Clankriminalität oder Netzwerke organisierter Kriminalität hin, wenn aber in Nachbarstädten in Schwerpunktaktionen immer wieder dagegen vorgegangen wird, könnten diese eventuell nach Oberhausen verdrängt werden. Um dies zu verhindern, bzw. dagegen vorgehen zu können, muss die Behörde genau hinschauen. Deshalb wird zunächst einmal ein Themenbereich im Vordergrund stehen: Erkenntnisgewinnung. Dazu gehört Aufklärung, täterorientierte Ermittlungsarbeit, Kontrolldruck sowie Präsenz und Netzwerkarbeit. Mit diesem Ziel soll auf lange Sicht verhindert werden, dass sich kriminelle Strukturen in Oberhausen festsetzen oder sogar ausbreiten.
Im Folgenden werden die Zahlen und Statistiken für das Jahr 2019 dargestellt. Dabei handelt es sich um eine Auswahl, die Straftatentabelle der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik ist im Internet auf der Seite des Polizeipräsidiums Oberhausen abrufbar. Außerdem muss darauf hingewiesen werden, dass die Aussagekraft der PKS dadurch eingeschränkt wird, dass der Polizei ein Teil der begangenen Straftaten nicht bekannt wird.
Der Umfang des Dunkelfeldes hängt von der Art des Delikts ab und ändert sich, zum Beispiel nach Intensität der Kriminalitätsbekämpfung oder Anzeigenbereitschaft der Bevölkerung. Es kann daher nicht von einer feststehenden Relation zwischen begangenen und statistisch erfassten Straftaten ausgegangen werden. Durch Rechtsänderungen kann die Vergleichbarkeit bestimmter Deliktsbereiche beeinträchtigt werden.
Gesamtkriminalität weiterhin im Abwärtstrend
Insgesamt fällt die Bilanz für Oberhausen positiv aus: Die Anzahl der Gesamtstraftaten im Jahr 2019 ist im Vergleich zum Vorjahr noch einmal um insgesamt 831 gesunken (2018: 15.884; 2019: 15.053). Das ist der niedrigste Stand im Vergleich der letzten zehn Jahre. Die Aufklärungsquote von 58,91 Prozent ist um 0,42 Prozentpunkte leicht gesunken (2018: 59,33).
Die Zahl der Tatverdächtigen sank um 370 von 7.530 (2018) auf 7.160 (2019) und ist damit um 4,91 Prozent niedriger als im Vorjahr. Hierbei waren 1.792 Tatverdächtige im Alter von unter 21 Jahren. Das bedeutet einen Anstieg um 2,17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Insgesamt 5.368 Tatverdächtige waren 21 Jahre alt und älter. Im Jahr 2018 waren es noch 5.776. Von allen Tatverdächtigen liegt der Anteil der nichtdeutschen Verdächtigen bei 2.295 und ist somit im Vergleich zum Vorjahr um 3,29 Prozent gesunken (2018: 2.373). Straftaten gegen das Leben wurden alle aufgeklärt
Im Jahr 2019 wurden insgesamt acht Straftaten gegen das Leben, davon fünf Versuche, statistisch erfasst. Das sind drei weniger als im Vorjahr. In drei Fällen wurde die Tat von der Polizei als Mord eingestuft, in vier Fällen als Totschlag und einmal als fahrlässige Tötung klassifiziert. Alle diese Straftaten wurden von der Polizei aufgeklärt.
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung leicht gestiegen
Die Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung sind im Vergleich zum Vorjahr um elf Anzeigen gestiegen (2018: 146; 2019: 157). Damit bewegt sich dieser Bereich weiterhin auf einem hohen Niveau. Jedoch kann hier auf die hohe Aufklärungsquote verwiesen werden. 84,71 Prozent aller Fälle konnten von den Beamtinnen und Beamten aufgeklärt werden.
Anstieg der bekannt gewordenen Fälle von Kinderpornografie
Ein sensibler Bereich, den die Polizei Oberhausen besonders stark im Fokus hat, ist der Schutz von Kindern. Wenn kinderpornografische Darstellungen, die den sexuellen Missbrauch von unter 14-Jährigen zeigen, gemeldet werden, ermitteln die Polizistinnen und Polizisten besonders akribisch, um die Täter zu überführen.
Im Jahr 2019 sind 31 Fälle zur Anzeige gebracht worden, davon konnten alle aufgeklärt werden. Im Jahr 2018 waren es noch 16 Fälle von Verbreitung, Erwerb, Besitz oder Herstellung kinderpornografischer Schriften. Das bedeutet eine Steigerung um 15 Fälle. Hier ist jedoch von einer Dunkelziffer auszugehen.
Sexueller Missbrauch von Kindern - Aufklärungsquote auf hohem Niveau
Die bekannt gewordenen Fälle im Bereich sexueller Missbrauch von Kindern sind im Vorjahresvergleich um zwölf angestiegen (2018: 19; 2019: 31). Auch hier geht die Polizei von einem Dunkelfeld aus. Die Aufklärungsquote liegt im Bereich des sexuellen Missbrauchs von Kindern bei 90,32 Prozent und ist somit 0,85 Prozentpunkte höher als im Vorjahr.
Gewaltkriminalität - erneuter Rückgang
Straftaten wie Mord, Totschlag oder Raub werden unter dem Stichwort „Gewaltkriminalität“ zusammengefasst. Im Jahr 2019 bewegt sich die Anzahl der erfassten Straftaten in diesem Bereich auf einem annähernd gleichen Niveau zum Vorjahr. Waren es im Jahr 2018 insgesamt 554 gezählte Delikte, sank die Zahl ein Jahr darauf um sieben auf nun 547. Insgesamt 75,87 Prozent wurden aufgeklärt.
In diesem Zusammenhang wurden 607 Tatverdächtige ermittelt, von denen 237 unter und 370 über 21 Jahren alt waren. 2018 waren es insgesamt 571 Tatverdächtige. In beiden Vergleichsjahren betrug die Anzahl der nichtdeutschen Täter 206.
Straßenkriminalität - niedrigster Stand der letzten zehn Jahre
Straftaten, wie beispielsweise Raubüberfälle, verschiedene Arten von Diebstählen, gefährliche und schwere Körperverletzung sowie sexuelle Belästigung, die im öffentlichen Raum begangen werden, werden in der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik zur „Straßenkriminalität“ gezählt. Die Zahl der registrierten Delikte im Bereich der Straßenkriminalität befand sich im Jahr 2019 mit insgesamt 3.070 registrierten Fällen auf dem niedrigsten Stand der vergangenen zehn Jahre. Im Jahr 2018 lag die Zahl noch bei 3.602 Fällen.
Der Rückgang beträgt im Vergleich zum Vorjahr 14,77 Prozent. Hiervon konnte die Polizei 16,87 Prozent aufklären.
Straßenraub - Rückgang der Fallzahlen
Eine Verbesserung zeichnet sich auch im Bereich des Straßenraubs ab. Waren es im Jahr 2018 noch 85 angezeigte Fälle, so sank die Zahl ein Jahr später auf insgesamt 60. Im Jahr 2019 betrug die Aufklärungsquote 48,33 Prozent - ein Anstieg um 15,39 Prozentpunkte (2018: 32,94 Prozent). Im Bereich des Straßenraubs ermittelten die Beamtinnen und Beamten 43 Tatverdächtige (2018: 37).
Leichter Anstieg von gefährlicher und schwerer Körperverletzung
Wie schon im Vorjahr ist die Anzahl der gefährlichen und schweren Körperverletzung leicht angestiegen. Sie betrug im Jahr 2019 insgesamt 387 Fälle (2018: 374). Das ist ein Anstieg um 13 Straftaten. Die Aufklärungsquote beträgt 78,81 Prozent. In diesem Zusammenhang konnte die Polizei 498 Tatverdächtige ermitteln. Sehr deutlich zeigt sich hier ein Anstieg von jugendlichen und heranwachsenden Tatverdächtigen (2018: 140; 2019: 189).
Rückgang der schweren Diebstähle
Im Jahr 2019 zeichnet sich erneut ein deutlicher Rückgang der schweren Diebstähle ab. Waren es im Jahr 2018 noch 2.191 Fälle, so sank die Zahl im Jahr darauf auf 1.963. Das ist ein Rückgang um 228 Straftaten. Die Aufklärungsquote bewegt sich im Vergleich zum Vorjahr auf einem annähernd gleichen Niveau. Die Ermittler konnten 2019 insgesamt 20,17 Prozent der Fälle aufklären.
Zahlen Geschäftseinbruch leicht gestiegen
Leicht angestiegen ist der Geschäftseinbruch mit 80 Fällen im Jahr 2019 im Vergleich zu 65 im Vorjahr. Die Aufklärungsquote ist um 2,88 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr gestiegen (2018: 24,62 Prozent; 2019: 27,50 Prozent).
Jugendkriminalität leicht gestiegen
Im Jahr 2019 wurden von den 7.160 Tatverdächtigen 1.792 ermittelt, die noch unter 21 Jahren alt waren. Im Vergleich bedeutet das zwar den drittniedrigsten Stand der letzten zehn Jahre. Dennoch macht das im Vorjahresvergleich einen Anstieg um 38 Tatverdächtige aus. Auch wenn die Zahlen nicht eklatant in die Höhe geschnellt sind, so zeigt sich in Bezug auf die jugendlichen und heranwachsenden Tatverdächtigen, dass hier dennoch Handlungsbedarf besteht.
Widerstand gegen die Staatsgewalt gesunken
Erstmals messbar, nachdem hier eine Gesetzesänderung in Kraft getreten ist, ist der Widerstand gegen und tätlicher Angriff auf Polizeibeamte und Vollstreckungsbeamte. Im Jahr 2019 wurden 80 Anzeigen aufgenommen, während es im Jahr 2018 noch 83 waren. Alle Fälle sind aufgeklärt worden.
Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz - hohe Aufklärungsquote
Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz sind sogenannte Kontrolldelikte. Das bedeutet: Je intensiver sich die Polizei dem Thema widmet, desto höher fallen in der Regel auch die Fallzahlen aus. Im Jahr 2019 wurden insgesamt 1.612 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz registriert. Das sind 26 Fälle mehr als im Vorjahr.
Computerkriminalität - deutlich weniger registrierte Straftaten
Der Begriff Computerkriminalität oder auch Cyberkriminalität umfasst Straftaten, die unter Ausnutzung von Informations- oder Kommunikationstechnik begangen wer-den. In Oberhausen sind 2019 insgesamt 75 Fälle von Computerkriminalität zur Anzeige gebracht worden. Das sind 47 weniger als noch im Jahr 2018 (122). Die Aufklärungsquote liegt bei 41,33 Prozent und ist somit um 16,87 Prozentpunkte gesunken.
In neun Fällen handelte es sich hierbei um Computerbetrug (2018: 7), in 15 Fällen um das Ausspähen oder Abfangen von Daten (2018: 11) und 14 mal um Betrug mittels rechtswidrig erlangter Debitkarte (2018: 37).
Auf dem Bild zu sehen (v.r.): Polizeipräsident Alexander Dierselhuis, Direktionsleiter Kriminalität Peter Mosch, Pressesprecherin Luise Lakhal und Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Maik Podlech.
Den kompletten Kriminalitätsbericht 2019 finden Sie hier als Download.
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