St. Vincenz-"Gyn" wird geschlossen: 24 Kündigungen
Menden. Die Gesellschafter der Katholischen Kliniken im Märkischen Kreis beabsichtigen zum 30. März die Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe des St. Vincenz Krankenhauses Menden zu schließen.
„Wir bedauern es sehr, dass uns die gesundheitspolitischen Vorgaben zu diesem Schritt zwingen“, so Klaus Christophery, Verwaltungsratsvorsitzender der Katholischen Kliniken im Märkischen Kreis (KKiMK), auf der einberufenen Pressekonferenz. Grund dieser Entwicklung ist unter anderem die fehlende Anbindung der Geburtenstation an eine Neonatologie (spezielle Neugeborenenmedizin) und eine Pädiatrie (Kinderheilkunde).
"Werdende Eltern entscheiden sich zunehmend für Kliniken mit diesen Spezialisierungen", so eine Aussage auf der Konferenz. Die Kosten für diese Abteilungen werden aber von den Krankenkassen nicht finanziert.
„Das kommt nicht von ungefähr“, erläuterte Klaus Christophery weiter. „Laut Landeskrankenhausplan NRW haben wir in Iserlohn und Menden 40 Betten in der Gynäkologie und Geburtshilfe zu viel. Nach dem 2013 in Kraft getretenen Krankenhausplan sollen in Nordrhein-Westfalen insgesamt sogar 10.000 somatische Betten abgebaut werden. Der Bettenabbau ist also politisch gewollt.“
Dr. Markus Berghoff, Ärztlicher Direktor der Katholischen Kliniken im Märkischen Kreis, ergänzte: „In Menden haben wir rund 500 Geburten im Jahr. Um die Kosten der Abteilung mit tragen zu können, wären aber über 800 Entbindungen jährlich nötig. Das ist leider in einer Stadt dieser Größenordnung unrealistisch. Zudem ist die Patientenzahl der Gynäkologie schon seit längerem rückläufig und die Abteilung erwirtschaftet seit Jahren ein mittleres Defizit.“
„Das St. Vincenz Krankenhaus gehört einfach zu Menden“, so Pfarrer Jürgen Senkbeil. „Natürlich war dem Träger das Defizit der Abteilung Gynäkologie und Geburtshilfe bewusst. Trotzdem haben wir die Abteilung bis heute gestützt, weil uns die wohnortnahe medizinische Versorgung der Bevölkerung am Herzen liegt. Wir haben in den letzten Jahren sehr viel in unseren Standort Menden investiert und das werden wir auch in Zukunft machen. Da wären zum Beispiel die Einrichtung unserer Wahlleistungsstation, die Erweiterung des Ärztehauses, die Brandschutzsanierung und nicht zu Letzt das neue Blockheizkraftwerk und die Schlaganfallstation, um nur einige zu nennen. So sind allein in den letzten zehn Jahren eine Summe von rund 19 Millionen Euro zusammengekommen, die wir in das St. Vincenz Krankenhaus investiert haben.“
„Unser Hauptanliegen ist es, so viele Mitarbeiter wie nur möglich zu halten“, sagt Thomas Wülle. „Von der Schließung der Abteilung sind 70 Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter betroffen. Zwei Drittel können in anderen Bereichen im Haus eingesetzt werden. Für 24 Mitarbeiter, darunter die gynäkologischen Ärzte und Hebammen, ist eine Übernahme aufgrund der hohen Spezialisierung leider nicht möglich. Wir haben die Betroffenen als erstes informiert und unsere Unterstützung bei einer Weitervermittlung an andere Kliniken zugesagt. Der Verlust fällt uns allen sehr schwer.“
Die werdenden Mütter mit Geburtstermin unmittelbar nach der beabsichtigten Schließung werden umgehend informiert und an andere Kliniken empfohlen. „Auch da haben wir zuvor Absprachen mit den umliegenden Kliniken getroffen, damit sie sich rechtzeitig darauf einrichten können“, so Dr. Berghoff.
Weiter heißt es in der Pressemitteilung der Katholischen Kliniken: "Trotz der traurigen Nachricht blickt der Träger des Mendener Krankenhauses positiv in die Zukunft. Neben dem bereits etablierten neurologischen Bereich wird im Sommer im St. Vincenz Krankenhaus die Abteilung Innere Medizin um das Fachthema Geriatrie erweitert." „Aufgrund des demografischen Wandels werden unsere Patienten immer älter und auch die Zahl der Schlaganfälle nimmt zu.“, erklärt Dr. Markus Berghoff die Beweggründe zu dieser Entscheidung. „Mit den neuen Spezialisierungen stellen wir unser Haus zukunftssicher auf."
(Siehe auch: http://www.lokalkompass.de/menden/leute/aufruf-zum-protest-gegen-schliessung-der-vincenz-gynaekologie-d741756.html)
Autor:Hans-Jürgen Köhler aus Menden (Sauerland) |
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