Die vier Tage von Nijmegen
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- hochgeladen von Markus Koerdt
Am Wandermarathon „Vierdaagse“ im niederländischen Nijmegen nahmen in diesem Jahr rund 45.000 Starter teil. Markus Koerdt berichtet aus der Provinz Gelderland, in der für kurze Zeit Ausnahmezustand herrschte.
Zu meiner Verwunderung bereitete mir das Aufstehen um 3:00 Uhr morgens überhaupt keine Probleme. Wahrscheinlich lag es an der Aufregung, die mich fast aus dem Bett fliegen ließ. Zu Fuß ging es dann zum Startpunkt „De Wedren“, einem Platz im Zentrum der Stadt. Dort war schon eine Menge los, als ich ankam.
Der Startschuss fiel um 4:00 Uhr und die Marschierer über 50 Kilometer machten sich auf die Strecke. Die ersten Meter dienten vor allem der Orientierung und der Tempofindung. Rechts und links zogen die Menschen an mir vorbei, aber das pendelte sich schnell ein und jeder fand sein eigenes Tempo.
Bemerkenswert fand ich, dass so viele Zuschauer an den Straßen standen. Einige blieben extra wach, aber die Mehrheit stand tatsächlich auf, um die Läufer anzufeuern, ihnen Blumen zuzuwerfen (die man schnell wieder verschenkte, denn je weniger Ballast, desto besser) oder ihnen viel Erfolg zu wünschen ("Lopen, lopen!! Veel succes!!!"). Einige stellten Musikanlagen auf die Straße und drehten sie voll auf, um am Wegrand zu feiern. Unter normalen Umständen wäre es Ruhestörung gewesen, doch weil die ganze Straße wach war, störte es niemanden.
Da es überall etwas zu sehen gab, vergingen die ersten Stunden wie im Fluge und die ersten Kilometer lagen hinter mir. Die Stadt Arnehm erreichte ich nach ca. 25 Kilometern. Die Hälfte war also geschafft. Zu diesem Zeitpunkt war es ca. 06.45 Uhr. Bei noch angenehmen Temperaturen von 13 Grad Celsius und einer leichten Brise machte das Marschieren Spaß.
Nach weiteren fünf Kilometern kam der erste Kontrollpunkt. Zehn Kontrolleure, ausgerüstet mit Scanner-Pistolen, standen auf der Strecke und lasen bei jedem Läufer den Strichcode auf den Armbändern ein.
Das nächste Stück Weg von Overbetuwe nach Valburg zog sich extrem in die Länge. Entlang des Wegs standen kaum Menschen, um die Wanderer anzufeuern, und die Landschaft bot wenig Abwechslung. Es ging immer nur geradeaus und man hatte viel Zeit zum Nachdenken.
Inzwischen war es 11:00 Uhr und die Sonne schien ab und zu durch den bewölkten Himmel auf die Marschierer herab. Wir erreichten Valburg, die nächste Ortschaft. Dort war richtig Party angesagt. Einige Zuschauer kletterten auf Verkehrsschilder, um einen guten Ausblick auf die Straße zu haben, während Straßenkünstler für ein aufheiterndes Animationsprogramm sorgten. Viele Sponsoren verteilten kalte Getränke. Privatpersonen boten frische Melonenstücke oder kleine Gurkenscheiben an und hielten ihre Gartenschläuche auf die Straße.
Als ich Valburg hinter mir ließ, zeigte ein Schild die Aufschrift "Nijmegen 6 Kilometer". Aus der Ferne konnte ich die Stadt erkennen. Auch die Brücke, die mich über den Fluss brachte, war schon sichtbar.
Die letzten Meter zogen sich wieder etwas in die Länge und die Brücke schien einfach nicht näherkommen zu wollen. Doch kaum hatte man sie überquert, wurde man von Menschenmassen ins Ziel getragen. In den Vorberichten hieß es, dass die Stadt 1,3 Millionen Besucher erwartete – genau das konnten man jetzt sehen. Klatschen, rufen, jubeln überall ... einfach atemberaubend.
Die darauffolgenden Tage waren genauso super. Am 20. Juli hatte ich nach vier Tagen und gelaufenen 200 Kilometern zum 18. Mal die Vierdaagse erfolgreich bestanden. Mein Sponsor www.lumani.de kann die Sponsoringsumme für das Kinderdorf in Chile nun um 200 Euro erhöhen.
Großer Dank gebührt meinen holländischen Gastgebern Ellen Gribnau und Frank Smits, bei denen ich seit 18 Jahren ein super Quartier habe. Die beiden führen seit sieben Jahren eine Segelbootvermietung in Griechenland und haben uns einfach ihren Wohnungsschlüssel übergeben, den wir immer behalten. Im Juli ziehen wir dann für eine Woche in ihre Wohnung. In Deutschland undenkbar. Ich liebe diese holländische Leichtigkeit.
Autor:Markus Koerdt aus Menden (Sauerland) |
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