Reise in die Dunkelheit 12

...Wir sind zu Hause...
Wir stehen mitten auf dem Dorfplatz.
Aber niemand ist da um uns zu begrüßen.
Nun, da sind sie schon.
Aber sie kommen nicht um uns zu begrüßen...
Sie können nicht kommen.
Nie mehr.

Wir wissen jetzt, wo die restlichen Gardisten waren.
Wir wissen jetzt, was sie gemacht haben.
Sie haben es gründlich gemacht. Und sie haben sich Zeit gelassen...

Die meisten der Männer haben Glück gehabt...
Mit einigen haben sie noch gespielt, das übliche, Abgeschittene Genitalien, Mexikanische Krawatte, Bajonet in den Anus. Bei einem haben sie sich am Blutadler versucht. Und ein paar haben sie zum Ausbluten kopfüber aufgehängt.
Die meisten haben sie einfach erschossen. Sie liegen übereinander am Rande des Platzes.
Die Frauen und Kinder hatten nicht soviel Glück...
Sie haben sie geschändet, auf jede Art, die ihnen eingefallen ist. Und sie hatten eine Menge Phantasie. Und als ihnen das zu langweilig wurde, haben sie sich ausgetobt. Von manchen finden wir nur noch Teile. Und andere mit ihren Eingeweiden an Bäume gebunden. Und Pfähle. Die scheinen ihnen besonderen Spaß gemacht zu haben. Mit den kleinsten Kindern haben sie Ball gespielt, denn... Ich kann nicht davon sprechen.
Ich habe sie nicht gesucht, ich konnte es nicht. Aber ich habe sie gefunden.
Sie haben sie nackt an eine Hauswand genagelt, die Füße mit Teilen ihrer selbst gefesselt. In ihre ausgebreiteten Hände haben sie ihre Brüste gelegt. Ihre Kehle ist herausgebissen und ich hoffe, das war vorher.
Ihre wunderbaren Augen, ihre Augen...
...sind fort.

Ich stehe stocksteif, ich weiß nicht wie lange. Ich starre sie an, ohne etwas zu sehen.
Dann bricht es aus mir heraus. Ich schreie, brülle, heule wie ein Tier, während mein Mageninhalt auf meine Stiefel stürzt.
Irgendetwas in mir ist zerbrochen. Und ich weiß, es wird nie wieder heil.
Den anderen geht es nicht besser.
Wir hatten einen Traum. Er ist ausgeträumt. Vieleicht bekommen wir nur, was wir verdienen.
Dann, irgendwann, ist es vorbei.
Die Verzweiflung, die Trauer, die Tränen. Sind vorbei.
Sie haben etwas anderem Platz gemacht. Nicht der Schmerz. Der Schmerz bleibt
und uns zum vertrauten Begleiter werden.
Etwas anderes, finsteres, bösartiges ist herangewachsen.
Wenn wir jemals etwas Menschliches, Mitleidiges, Humanes in uns hatten, ist es verzehrt worden...von der gierigen Finsternis.
Übrig bleibt die Bestie.
Wir stehen auf dem Dorfplatz und sehen uns an.
Niemand spricht.
Niemand weint noch eine Träne.
Es ist nicht mehr nötig.
In uns allen schlägt das selbe Herz, denkt das selbe Biest.
Die Bestie.
Wir gehen zu den Wagen. Wir begraben die Leichen nicht. Wir haben keine Zeit.
Wir haben eine Aufgabe. Wir sind auf der Jagd.
Und die Bestie spürt, die Spur ist heiß.
Diesmal können wir den Teufel hören, so laut wie er lacht...

Wird fortgesetzt

Autor:

Thorsten Ottofrickenstein aus Menden (Sauerland)

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