Vortrag und Lesung mit Martina Wunsch
Zu den ungarischen Künstlern, die in den zwanziger und dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts die Kulturszene Berlins und der Weimarer Republik mitprägten, gehörte auch der Komponist und Dirigent, Gesangspädagoge, Pianist und Jazzmusiker István Kardos, ein Absolvent der Liszt-Akademie in Budapest. Ab 1929 leitete er ein Jazz-Gesangsquartett, das aus ungarischen Kantoren und Opernsängern bestand und beachtliche Erfolge feierte – im Laufe ihrer Karriere nahmen die „Five Songs“ ungefähr 150 Platten mit allen namhaften Tanzorchestern dieser Ära auf. 1932 gründete Kardos ein Vokalensemble unter seinem eigenen Namen: die Kardosch-Sänger. Diese Gruppe bestand aus zwei Ungarn, einem Rumänen und zwei Deutschen. Nach 1933 waren die Kardosch-Sänger die einzige verbliebene bekannte Jazz-Vokalgruppe im Deutschen Reich, da ihre Konkurrenten der Rassenpolitik der Nazis zum Opfer fielen. Was niemand wusste: auch Kardos war jüdischer Herkunft. 1935 verschwand die Gruppe unter rätselhaften Umständen von der Bildfläche.
Martina Wunsch erzählt in ihrem Buch die zuvor weitgehend unerforschte faszinierende Geschichte der Gruppe und die Lebenswege der fünf Musiker zwischen Erfolg, Rassenwahn, Krieg, Verfolgung und Kaltem Krieg. Einer der Sänger war Rudi Schuricke, der später einer der bekanntesten Schlagersänger in Deutschland wurde.
Wunsch beschäftigt sich mit den Schicksalen ungarischer Unterhaltungskünstler der Weimarer-Republik. Sie betreut den Social Media Account für den Komponisten Paul Abraham.
In Kooperation mit Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dortmund e.V.
Autor:Pascale Gauchard aus Dortmund-Süd |
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