Schaufenster, Porträts, Mauern und Zäune:
Dietmar Riemanns fotografisches Hauptwerk besteht aus Serien verschiedenster Motive, die er in den 1970er und 1980er Jahren in der ehemaligen DDR aufgenommen hat. Details des Alltags und des gestalteten Umfelds vermitteln in seiner sozialdokumentarischen Fotografie einen Eindruck des Lebens in der DDR. Riemann zeigt die deutsche Geschichte im Kleinen, streift mit seiner Kamera als Chronist durch Berlin und andere Orte der DDR und fängt Details ein, die bei heutiger Betrachtung aus einer anderen Welt zu stammen scheinen. Neben bedrückenden Einblicken in das Leben in einem Altersheim oder in einem Heim für Menschen mit geistiger Behinderung, neben dem systemkritischen Blick auf marode Industrieeinrichtungen und augenzwinkernden Momentaufnahmen vom Freizeitvergnügen auf der Trabrennbahn, geben die Fotografien nicht zuletzt auch Auskunft über die Gestaltung des öffentlichen Raums.
Seien es die Begrenzungen durch Mauern und Zäune, seien es dekorierte Schaufenster oder Werbung und Propagandaschriftzüge – all diese Elemente sind auch baulicher Ausdruck der politischen Strukturen der DDR, die die Erscheinung der Orte und das Leben in ihnen geprägt haben.
In den Bildern wird ein Wechselspiel zwischen Anteilnahme und Distanz sichtbar, das Riemann durch die formalästhetische Gestaltung der Fotografien gezielt herausarbeitet.
Seine Bilder sind historische Dokumente, die zugleich ihren künstlerischen Eigenwert entwickeln und in ihrem erzählerischen Impuls zur individuellen Geschichtsschreibung beitragen.
Autor:Situation Kunst (für Max Imdahl) aus Bochum |
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