Als Bochum noch "bei Herne" lag

24. Juni 2012
Hauptbahnhof, 44787 Bochum
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Fahrt am Sonntag den 24. Juni 2012 zum 150 jährige Bestehen der "Bochumer Eisenbahn"

Es gab eine Zeit, da hatten Bochumer Adressen den Zusatz „bei Herne“ und Bochumer Betriebe und Zechen versuchten so zu verdeutlichen, dass auch sie endlich über den Anschluss an die weite Welt verfügten.

Wie kam es zu dieser Konstellation, dass Herne das Tor zur großen weiten Welt für Bochumer Unternehmer und Kohlenhändler, Hütten- und Zechenbetreiber wurde?

Die Antwort liegt in der historischen Entwicklung unserer Region. Im Laufe des 19. Jahrhunderts gewann der Kohlenbergbau und mit ihm die Eisen- und Stahlproduktion an immer größerer Bedeutung. Waren die meisten der heutigen Städte im Ruhrgebiet um 1800 noch kleine Dörfer, mit Landwirtschaft als wichtigsten Wirtschaftszweig, so veränderte sich dies im Laufe der folgenden Jahrzehnte. Das Ruhrgebiet entstand in seiner, durch die Montanindustrie geprägte, städtische Form. Soweit dürfte diese Geschichte allgemein bekannt sein.

Kohle und Stahl konnten aber nur ihren umwälzenden und umfassenden Siegeszug antreten, weil damals zeitgleich eine Revolution ohne Vorbild im Transportwesen stattfand. Die Erfindung der Eisenbahn veränderte die Welt. Personen und Waren konnten schnell, zuverlässig und preisgünstig über weite Strecken transportiert werden. Vor allem die Schwerindustrie war von dieser Entwicklung begeistert und förderte diese neue Technik. Rohstoffe und Waren zu transportiern wurde um ein vielfaches billiger und damit lukrativer. Nach langen Planungen und Schwierigkeiten in der Finanzierung wurde mit der Cöln-Mindener Eisenbahn (CME) 1847 erstmalig eine durchgehende Eisenbahnverbindung durch das Ruhrgebiet eröffnet. Da die preußische Regierung, die an dem Unternehmen maßgeblich beteiligt war, weniger wirtschaftliche als militärische Interessen verfolgte, wurde eine Trassenführung zwischen den Festungen Deutz (Köln) und Minden über die Städte Düsseldorf und Duisburg sowie weiter über das Emschertal eingerichtet. Bei dieser Trasse wurde in Herne ein Bahnhof gebaut und die Stadt erhielt somit Anschluss an die Märkte der Welt. Viele Bochumer waren daher „gezwungen“ ihre Geschäfte und Reisen über die nördliche Nachbarstadt abzuwickeln. Bochum war durch diese Entwicklung einige Jahre „abgehängt“.

Aber es war auch eine Eisenbahn, die den Dornröschenschlaf Bochums beendete. Die Zeit, in dem die Stadt Bochum im Schatten Hernes lag, wurde vor 150 Jahren mit der Eröffnung der Bergisch-Märkischen-Eisenbahntrasse durch die südliche Hellwegzone beendet. Seit 1862 ist Bochum über Essen und Mülheim mit der weiten Welt verbunden. In der direkten Folge boomten die Bochumer Betriebe und Zechen und die Wirtschaft florierte. Einige der Bochumer Zechen wurden sogar zu den größten Zechen des Ruhrgebiets und damit Deutschlands. Die Entwicklung vom Ackerbürgerdorf zur Großstadt war nicht mehr aufzuhalten.

Im Gedenken an diese Geschichte des Ruhrgebiets bietet das Eisenbahnmuseum Bochum zusammen mit dem Steeler Archiv ein ganz besonderes Erlebnis an: Feiern Sie mit uns das 150 jährige Bestehen der „Bochumer Eisenbahn“ und nutzen Sie am Sonntag den 24. Juni die einmalige Chance mit einem historischen Museumszug, gezogen von einer Dampflok aus der Kaiserzeit, auf der Strecke Bochum - Duisburg zu pendeln. Diese Fahrt soll daran erinnern, dass es eine Zeit gab ohne Eisenbahn. Eine Zeit in der Bochum noch „bei Herne“ lag.

Fahrkarten gibt es im Zug.

Autor:

Walter Kurt aus Bochum

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