Auferstehungsgedanken
„Mama, was machst Du denn da?“
Ich hebe meinen hochroten Kopf und sehe in das entsetzte Gesicht meiner großen Tochter. Völlig außer Atem gelingt es mir nicht, ihr eine angemessene Erklärung für mein Tun zu geben, eh sie die Tür hinter sich schon wieder zugezogen hat.
Weg ist sie.
Und ich versuche weiterhin das Innerste nach außen zu kehren. Kkchrack. Das war Nummer 3. Das Äußerste liegt im Inneren.
Warum verrät keins der unzähligen Flüssigei-Verwertungs-Rezepte, wie man die Schale aus dem rohen Ei sieben kann, sodass es auch nach dem fehlgeschlagenen Versuch des Ausblasens noch zum Verzehr geeignet ist?
Bald ist Ostern. Und ich stehe hier und puste mir die Seele aus dem Leib. Es naht das Fest der Auferstehung und ich liege gleich am Boden. Auferstehungskraft werde ich bitter nötig haben, wenn ich diese Aufgabe gemeistert habe.
Warum tu ich mir das an? Die Wangen prickeln, als würden tausende Nadeln hineingestochen, mein Mund schmeckt nach rohem Ei und Hühnerkacke, ich hab‘ heute noch so viel anderes vor, aber der Kleine braucht für morgen zwei ausgeblasene Eier.
Tieftraurige Bilder der Vergangenheit tauchen vor meinem inneren Auge auf: Kinder, die stolz ihre selbstbemalten Eier präsentieren wollen. Bitterlich weinende Kinder, die mit triefenden Nasen auf bunt bemalte Eierschalen zeigen, die in hunderten Teilen auf dem Boden liegen.
Dann, aus heiterem Himmel kommt mir die erhebende Idee:
Gott sei Dank – es ist schon längst vollbracht!
Ich wische das weißgelbe, klare Geglibbere in den Abfluss und mache mich auf den Weg:
Plastikeier kaufen!
Ich wünsche Ihnen viele Auferstehungsgedanken in diesen Tagen!
Autor:Femke Zimmermann aus Düsseldorf |
13 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.