Gründung
FH-Design-Student will Krücken standfest machen
Wohin mit der Krücke, wenn eine freie Hand gebraucht wird? Für Menschen, die auf Gehhilfen angewiesen sind, eine alltägliche Herausforderung. Das interdisziplinäre Start-up „Steets“ aus drei Studierenden der Fachhochschule Dortmund sowie der Universität und der Hochschule Paderborn hat eine überzeugende Lösung entwickelt. Ab Mitte 2023 wollen sie den Markt revolutionieren.
Phil Janßen studiert Design an der FH Dortmund. Sein Werbespot „Blinded by the Darkness” war gerade erst für den renommierten First Steps Award 2022 nominiert, einen der wichtigsten Nachwuchspreise der deutschen Filmbranche. Mit der Gesundheitsbranche hat das alles wenig zu tun. Dennoch ist der FH-Student nun im Krücken-Geschäft.
Zusammen mit dem Wirtschaftsingenieur und Biomedizintechniker Thorben Engel und dem Betriebswirtschaftler Philipp Battisti hat er „Steets“ gegründet. Gemeinsam haben die drei ein Abstützmodul für europäische Gehhilfen konstruiert, welches im unteren Teil der Krücke befestigt und mit dem Griff verbunden ist. So lassen sich die Unterarmgehstützen mit einer Handbewegung überall sicher abstellen – ohne umzukippen.
"Lust, etwas zu optimieren“
„Es gab dafür bisher keine Lösung“, sagt Phil Janßen. „Ich habe das Problem zunächst bei meiner Oma gesehen und später bei meiner Freundin, als sie zwischenzeitlich auf Gehhilfen angewiesen war.“ Den Design-Studenten, der sich im Studium an der FH Dortmund neben Sound und Film auch mit Produktdesign beschäftigt, packte der Tüftler-Geist. „Ich hatte schon immer Lust, etwas zu optimieren“, erzählt Phil Janßen. Mit seinem Schulfreund Thorben Engel sowie Philipp Battisti entwickelt er erste Ideen in der heimischen Küche – mit einem Apfel und Schaschlik-Spießen.
„Inzwischen haben wir die bisher einzige alltagstaugliche, mobile Lösung für Gehhilfen entwickelt und arbeiten mit mittelständischen Unternehmen und Investoren am finalen Prototyp“, berichtet Thorben Engel. „Im eingeklappten Zustand verändert unser Zusatzmodul weder das Gangverhalten noch schränkt es die Nutzung der Gehhilfe ein. Und es ist sicher und intuitiv zugleich.“ Philipp Battisti ergänzt: „Da sich jede Gehhilfe mit dem Modul erweitern lässt, können allein in Deutschland 3,5 Millionen Menschen davon profitieren. So viele sind jährlich zumindest zeitweise auf Gehhilfen angewiesen.“ Bei ersten Tests in Kliniken war der Zuspruch groß und ein deutscher Hersteller hat bereits Interesse bekundet.
„Ich hätte nicht gedacht, dass Steets so schnell Fahrt aufnimmt“, so Phil Janßen, der nebenbei noch seinen Masterabschluss macht. Mitte 2023 soll das Zusatzmodul für Gehhilfen marktreif sein. Auch ein Patent ist bereits angemeldet. „Bei der Markt- und Patentrecherche hat uns der Gründungsservice der FH sehr geholfen“, lobt Phil Janßen die Unterstützungsangebote für Start-ups. Zuletzt konnte Steets auch bei greenhous.ruhr, dem Gründungswettbewerb von FH Dortmund und Wirtschaftsförderung, überzeugen.
Gründungshilfen an der FH Dortmund
„Steets zeigt, wie wichtig interdisziplinäre Zusammenarbeit ist, um etwas Neues auf die Beine zu stellen“, sagt Erdme Brüning, Gründungslotsin der Fachhochschule Dortmund. Jeder der drei Gründer bringe wichtiges Fachwissen in das Start-up ein, um es zum Erfolg zu führen. „An der FH Dortmund gibt es inzwischen mit SQuArE an der Lindemannstraße eine Anlaufstelle, um potenzielle Gründer*innen bei der Entwicklung ihrer Ideen zu unterstützen – mit technischem Gerät und Beratung“, ergänzt Erdme Brüning. Diese Einrichtungen dienten auch der Vernetzung und dem interdisziplinären Austausch. Hier treffen Studierende und Expert*innen unterschiedlicher Fachrichtungen aufeinander. Auch das FabLab am Campus Sonnenstraße bietet Studierenden, Beschäftigen sowie Gästen der FH Dortmund Unterstützung bei der Umsetzung eigener Ideen und Projekte.
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