Vielseitiges Frankenland
Üppige Naturwelten, Teichwirte und Wollkamele

Ein Kenner der regionalen Kultur: Walter Tropper führt Besucher durch die Räume der Museen im Alten Schloss in Neustadt an der Aisch – dazu gehört auch die Dauerausstellung zur Teichwirtschaft und Karpfenzucht. | Foto: Daniel Basler
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  • Ein Kenner der regionalen Kultur: Walter Tropper führt Besucher durch die Räume der Museen im Alten Schloss in Neustadt an der Aisch – dazu gehört auch die Dauerausstellung zur Teichwirtschaft und Karpfenzucht.
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Es ist ein äußerst vielseitiger Landstrich: Die Ferienregion Franken im Nordosten Baden-Württembergs und im angrenzenden Nord-Bayern lockt mit weiten Landschaften, verträumten Orten, historisch bedeutsamen Städten, Heilbädern und kulinarischen Glanzpunkten – und reichlich tierischen Begegnungen der besonderen Art.

Es geht mitten hinein ins Herz Nordbayerns - genauer gesagt in die sogenannte Weiher-Landschaft Aischgrund, ein zauberhafter Fleckchen Erde, der sich wie ein buntes Mosaik aus schimmernden Teichen, saftigen Wiesen und dichten Wäldern zusammensetzt. Schon die ersten Urlaubstage in der mittelfränkischen Region zwischen Bad Windsheim, Erlangen und Bamberg bescheren mir eine vielfältige Fülle an Eindrücken und Entdeckungen – eine Reise in eine Welt, in der die Zeit ein wenig langsamer zu laufen scheint und in der die Schönheit und der Reichtum der Natur in jedem Augenblick spürbar sind.
Was es mit der traditionellen, kleinteiligen Bewirtschaftung der Teiche und dem komplexen Ökosystem, das es in Europa in dieser Art so nicht mehr gibt, auf sich hat, dazu bietet das Karpfen-Museum in Neustadt an der Aisch im Alten Schloss mit seinen lokalhistorischen Sammlungen einen tiefen Einblick in die Geschichte und Bedeutung der Fischzucht, ihre Arbeitsweise bis hin zur Bedeutung des Karpfens für die regionale Küche, Kultur und ihren Bräuchen.

„Es ist faszinierend zu sehen, wie sie mit ruhiger Hand die Netze auswerfen und die prächtigen Drei-Pfünder-Karpfen ernten, die in diesen Gewässern aufwachsen. Die Spiegelkarpfen, die hier gezüchtet werden, sind weit über die Region hinaus bekannt und geschätzt“, erzählt Walter Tropper einer kleinen Besuchergruppe, in die ich mich einreihen durfte, beim Rundgang durch die liebevoll und übersichtlich gestaltete Ausstellung.
In einem der Räume, in dem die historischen Hintergründe des Fischereiwesens erläutert werden, geht der ehemalige Lehrer, Mitglied im örtlichen Geschichts- und Heimatverein, der das Museum betreut, auf die Ursprünge und die lange und stolze Geschichte des bäuerlichen Gewerbes ein. „Viele der tausenden kleinen und größeren Gewässer sind über Jahrhunderte hinweg von Menschenhand geschaffen und gepflegt worden und stellen ein lebendiges Zeugnis der historischen Landnutzung dar. Diese Kulturlandschaft wurde von der UNESCO-Organisation als schützenswert anerkannt und ist ein Symbol für die harmonische Verbindung von Mensch und Natur“, erwähnt er die Anerkennung dafür, dass im Aischgrund eingesessene Wirtschaftsweisen und moderner Umweltschutz Hand in Hand gehen.
Dennoch braucht es viele Mühen, diese Balance im Gleichgewicht zu halten, berichtet der ortskundige Kenner des Landstrichs gleichwohl von der Bedrohung durch geschützte Arten wie Fischotter, Reiher und Kormorane – alle stehen unter Naturschutz – , die als natürliche Feinde der Karpfen die Fischbestände in den Teichen dezimierten. Zudem würde der Otter Löcher in die Teichdämme graben, was zu Wasserverlusten und erhöhtem Pflegeaufwand führe, während Klimawandel und Wetterextreme weitere Herausforderungen bedeuteten. Jedoch sehen die Teichwirte nicht „schwarz“ für ihre Fischzucht-Kulturen.

Es gebe viele Initiativen, die darauf abzielten, die Teichwirtschaft und die Teichlandschaft nachhaltig zu sichern. Forschungsprojekte und Kooperationen mit Universitäten trügen dazu bei, neue Methoden und Techniken zu entwickeln, um die Teiche auch in Zukunft bewirtschaften zu können. Zudem werde die Bedeutung der Teiche als ökologisches und kulturelles Erbe zunehmend anerkannt, was zu einer verstärkten Unterstützung durch die öffentliche Hand und private Organisationen führe, beendet der ehrenamtliche Guide die kurzweilige Museumstour mit einem optimistischen Ausblick für den aquatischen Wirtschaftszweig.
Tags drauf treffe ich einen „alten Hasen“ der Teichwirte-Gemeinschaft zum Streifzug durch die idyllisch-anmutige, abwechslungsreiche Wasser-Landschaft beim kleinen Ort Poppenwind. Für Leonhard Thomann, Gäste-Guide und gelernter Landwirt, der mit seinem Sohn das Erbe der Fischzucht fortführt, sind die Pflege und der Erhalt der Kleingewässer eine große Passion. „Dabei gehen Ökonomie und Ökologie Hand in Hand, indem wir die Anlagen extensiv bewirtschaften und zugleich den Artenreichtum fördern“, zeigt er vom schmalen Fußpfad auf den vielgestaltigen Lebensraum rechts und links des Weges, wo es Areale für etliche Pflanzen- und Tierarten gibt, die in anderen Gebieten selten geworden sind, darunter das Rötliche Laichkraut, der Pillenfarn, die Zwergdommel oder der Purpurreiher.

„Gerade deshalb ist diese Gegend besonders beliebt bei Naturliebhabern, Wanderern und Radfahrern, die auf etlichen ausgewiesenen Wegen die Umgebung erkunden können, zudem kommen Naturfotografen und Vogelkundler voll auf ihre Kosten“, betont er das breite Aktivitäten-Repertoire für große und kleine Besucher, die im Franken-Land ihren Urlaub verbringen möchten – und dies ganz besonders im Zeichen „tierischer Begegnungen“. Denn der Landstrich mit seinen 16 Urlaubsregionen und so malerischen Städten wie Rothenburg ob der Tauber, Dinkelsbühl, Fürth, Neustadt an der Aisch oder Bamberg ist in dieser Hinsicht geradewegs ein El Dorado.

An zwei idyllischen Orten im Taubertal erlebe ich zu diesem Thema am Ende meines Kurztrips noch eine ganz andere „Gangart“ – und das gleich an zwei familiär geführten landwirtschaftlichen Adressen: Auf dem Urlaubsreiterhof Trunk wie beim Hohenloher Alpakahof geben freundliche Vierbeiner das Tempo vor – ein Rhythmus, der entschleunigt und den Gedankenstrom in ruhigere Bahnen lenkt. Sowohl bei der gelassenen Haflinger-Stute wie auch beim kleinen Wollkamel-Männchen stellt sich so ein Gefühl des unmittelbaren Angenommenseins ein, das zugleich meine Aufmerksamkeit steigert, vieles um mich herum mit geschärften Augen wahrzunehmen. Eine nachhaltige Erfahrung, von der an dieser Stelle zu einem späteren Zeitpunkt noch ausführlicher zu lesen sein wird …

Text / Fotos: Daniel Basler

Auf folgenden Seiten finden sich jede Menge Infos und Ideen zu einem Aufenthalt in der fränkischen Urlaubsregion: www.frankentourismus.de/gebiete/, www.liebliches-taubertal.de,
www.steigerwaldtourismus.com, www.karpfenland-aischgrund.eu/einmalige-weiherlandschaft/ und www.museen-im-alten-schloss.de/; die Adressen der genannten Höfe sind: www.urlaubsreiterhof.de und www.hohenloher-alpakahof.de

Autor:

Daniel Joel Basler aus Dortmund

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