Tiere im Weltall
Tragische Schicksale in den Diensten der Menschheit
Lange bevor die ersten Menschen in den Weltraum geschickt wurden, erprobten die beiden Mächte des Kalten Krieges die Überlebenschancen von Astronauten durch Reisen mit Tieren, vor allem mit Affen und Hunden. Das Schicksal von Albert, Gordo, Laika und vielen anderen ist jedoch beinahe gänzlich in Vergessenheit geraten.
In einer Kugel aus Metall, dem besten, das wir besitzen,
fliegt Tag für Tag ein toter Hund um unsre Erde als Warnung,
daß so einmal kreisen könnte Jahr für Jahr um die Sonne,
beladen mit einer toten Menschheit, der Planet Erde,
der beste, den wir besitzen.
Mit diesen Zeilen beschrieb der deutsche Lyriker Günter Kunert im Rahmen eines Gedichts das Schickal der berühmten Hündin Laika als Mahnung an die Menschheit.
Die Anfänge in den USA
Als erste Lebewesen im All gelten Fruchtfliegen, die im Februar 1947 an Bord einer US-amerikanischen V2-Rakete rund 109 Kilometer hoch flogen. Mit dem Rhesusaffen Albert II. folgte 1949 das erste Säugetier im All. Die Rückkehr aus gut 130 Kilometern scheiterte, denn sein Fallschirm öffnete sich nicht.
Diesem Schicksal folgten Dutzende Affen in den 50er und 60er Jahren des letzten Jahrhunderts. Mit Albert VI. überlebte der erste Affe seinen Weltraumflug, verstarb aber zwei Stunden nach der Landung genauso wie einige der mitgereisten Mäuse, vermutlich an den Folgen der erlittenen Hitze beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre.
Die Namen der Versuchstiere wechselten, die Schicksale blieben: So überlebte Totenkopfäffchen Gordo im Jahr 1958 mehrere Minuten Schwerelosigkeit sowie die 40-fache Erdanziehungskraft und ertrank schließlich bei der Rückkehr im Meer – wieder einmal hatte ein Fallschirm versagt.
Mit Miss Able und Miss Baker überlebten 1959 die ersten Affen das amerikanische Raumfahrtprogramm. Im Jahr 1961 begleitete Schimpanse Ham den Raumflug von Alan Shepard als ersten Amerikaner im All.
Rückkehr ausgeschlossen?
Eine Rückkehr zur Erde war für die Raumfahrtingenieure hinter dem eisernen Vorhang zunächst kein Thema und wurde erst nach dem grausamen Tod der berühmten Hündin Laika ein Bestandteil der Planungen.
Mischlingshündin Laika flog im November 1957 als erstes Tier im Satelliten „Sputnik 2“ in die Erdumlaufbahn. Die Sensoren stellten dabei schnell fest, dass ihr Herz dreimal so schnell wie sonst schlug. Nach rund sieben Stunden Flugzeit waren keinerlei Lebenszeichen mehr festzustellen – vermutlich starb die Hündin, deren Name übersetzt Kläffer bedeutet, an Überhitzung und Stress.
Eine Rückkehr zur Erde wäre Laika ohnehin niemals gegönnt gewesen, sie sollte ursprünglich zehn Tage nach ihrem Start durch vergiftetes Futter eingeschläfert werden, um sie so zumindest vor dem qualvollen Verglühen beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre zu bewahren. In einem späteren Interview äußerte sich Oleg Gasenko als damaliger Ausbilder des Tieres reumütig: „Je mehr Zeit vergeht, desto mehr tut mir das leid. Wir haben durch diese Mission nicht genug gelernt, um den Tod des Hundes zu rechtfertigen.“
Als Lehre aus den Ergebnissen der Laika-Mission wurden zukünftige Starts so ausgerichtet, dass die Tiere eine Überlebenschance bekamen und so kehrten im Jahr 1960 die Hündinnen Strelka („Kleiner Pfeil“) und Belka („Eichhörnchen“) als erste lebende Tiere aus dem Orbit zurück. Die Hündinnen selbst wurden nach ihrem Tod als ausgestopfte Exponate ein Teil des Moskauer Raumfahrtmuseums.
Die Hündin Swjosdotschka („Sternchen“) reiste als finaler Test nur wenige Wochen vor Juri Gagarin ins All. Dieser soll in Anerkennung der tierischen Vorleistung gesagt haben: „Ich weiß immer noch nicht, wer ich bin: der erste Mensch oder der letzte Hund im All?“
Im Militärmuseum im russischen Snamensk, welches sich direkt neben dem Raketentestgelände Kapustin Jar befindet, erinnert heute ein Denkmal an die „Raketen-Hunde“.
Und aktuell?
Im Jahr 2013 verkündete der damalige iranische Präsident Ahmadinedschad erfolgreich einen Affen ins All geschossen zu haben. Internationale Expertinnen und Experten bezweifeln, ob dieser Raumflug tatsächlich stattgefunden hat, denn die offiziellen Fotos des Äffchens Pishgam („Pionier“) vor und nach dem Flug zeigen angeblich zwei verschiedene Tiere – eins mit und eins ohne Leberfleck.
Egal ob dieser Flug nun stattgefunden hat, die veröffentlichen Bilder zeigen ein Tier, wie es mit angstgeweiteten Augen in einer Halterung kauert. Im Zuge der weltweiten Kritik verwiesen die iranischen Machthaber darauf, bereits 2010 eine Ratte, Schildkröten sowie Insekten erfolgreich ins All geschickt zu haben.
Kämpften in den 1950ern Jahren noch die Sowjetunion und die USA um eine weltweite Vormachtstellung und Anerkennung durch ihre Raumfahrtprogramme, so streben in den letzten Jahren viele andere Länder gen Weltraum. Pläne, die vermutlich noch viele Tierschicksale mit sich ziehen werden.
Autor:Sebastian Everding aus Dortmund-Süd |
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