Ideal für einen Städte-Kurztrip
Barcelona: Vital, selbstbewusst, kreativ und voller Geschichte
Für Fans von Städte-Reisen ist Barcelona eine Klasse für sich: Die katalanische Metropole überschlägt sich geradezu mit verschiedenartigen touristischen Anziehungspunkten. Von den römischen Anfängen über die Gotik bis zu den märchenhaften Bauten des 20. Jahrhunderts gibt es zu Hauf Architektur-Besonderheiten zu bestaunen. Wer zwei Tage Zeit für einen Kurztrip hat, wird dabei zudem hippe Viertel, mondäne Boulevards, ungewöhnliche Museen und kleine, grüne Oasen entdecken – und ein überbordendes kulturelles Leben mit katalanischer „Würze“, die einen tags wie nachts mitreißt.
Ein Fenster, das sich ganz weit zur Welt hin öffnet: Prägnant hält ein einziger Satz den Aufbruch eines neuen Zeitalters fest. Was im großen Nationalen Kunstmuseum von Katalonien in Barcelona mit seinen umfassenden Sammlungen in der Bilderschau zur Renaissance dieser als Motiv zugeschrieben ist, passt im übertragenen Sinn gleichwohl zur weltzugewandten Metropole an der Costa Barcelona. An allen Ecken und Enden „springen“ einen die historischen und kulturellen „Sternstunden“ der zweitgrößten Stadt Spaniens an, taucht man ein in deren reiche mediterrane und kosmopolitische Kultur und kann obendrein noch seinen Horizont erweitern.
Und dazu braucht es nicht mal allzu große Entfernungen zu bewältigen, denn die aufregenden Sehenswürdigkeiten, Museen und quirligen Viertel sind weitgehend im Zentrum und drumherum angesiedelt, wobei man schon bei einem Zwei-Tagesaufenthalt in gemächlicher Manier ganz viel erleben kann. Wer eine Unterkunft beim Plaça de Catalunya, einem der zentralen Knotenpunkte der Fast-Zwei-Millionen-Stadt bucht, hat es nicht weit zu den Highlights der Ciutat Vella, dem großflächigen historischen Kern der katalanischen Hauptstadt.
Über 2000 Jahre Geschichte bekommt man hierbei locker unter und natürlich sind die Römer hier mal wieder mit im Spiel. Zwar war das südlich gelegenere Tarragona zu Zeiten von Kaiser Augustus von größerer Bedeutung, dennoch sind nennenswerte Reste des damaligen Weltreichs und seiner Kolonie Hispania auch in Barcelona erhalten geblieben. Im Barri Gòtic, einem der eingesessenen Wohnquartiere, stößt man auf das römische Barcino, beispielsweise mit Resten des Augustus-Tempels und der einstigen Stadtmauer, eines Aquädukts und der Nekropole. Wie die antike Alltagskultur aussah, dazu vermittelt das Ausgrabungsfeld mit Fundamenten von Wohnhäusern unter dem Museo de Historia de Barcelona (MUHBA), einen guten Eindruck. An seinem Hauptstandort, dem Plaça del Rei, startet übrigens ein Rundgang zu den römischen Spuren mit erklärenden Infotafeln.
In den engen, verwinkelten Gassen, in denen man sich „labyrinthisch“ bewegt, lässt sich ein anderes großes Erbe aufspüren – das Erblühen der jüdischen Kultur vom 11. bis ins 14. Jahrhundert, einer Gemeinde mit etwa 4000 Mitgliedern. Zwar ist von ihren ehemaligen Wohn- und Kultgebäuden nach ihrer Vertreibung Ende des 15. Jahrhunderts, die alle Juden Spaniens betraf, nicht mehr viel zu sehen, dennoch liegt bei einem Gang durch deren kleine, einstige Ansiedlungen Call Major und Call Menor, beide befinden sich unweit der gotischen Kathedrale, eine Art gefesseltes Gefühl in der Luft. Heutzutage existiert eine neue jüdische Gemeinde in Barcelona, dabei geht man von rund 5000 Mitgliedern aus, die überwiegend aus den nordafrikanischen Ländern nach Nordost-Spanien ausgewandert sind, allerdings nicht mehr wie früher zentral an einem Ort zusammenleben.
Apropos leben: Einen guten Einstieg in die vitalen, dynamischen Seiten der Altstadt
eröffnet der Bezirk El Raval, einst als Chinesen- und Prostituiertenquartier verschrien, der westlich der Ramblas, dem legendären Hauptboulevard der Stadt, liegt und gut zu Fuß in ein paar Minuten vom Plaça de Catalunya zu erreichen ist. Schlagendes Herz des Viertels, das sich in den letzten Jahren mehr und mehr zum hippen Szene- und Multikulti-Viertel durch umfangreiche Sanierungen herausgeputzt hat, ist der Rambla del Raval, eine breite Allee mit Palmen, schicken Restaurants, Café-Bars und Shops und der attraktive Treffpunkt mit lebendigem Charme für Einheimische und Besucher gleichermaßen.
Eine Pause, die man hier gemütlich verbringen kann, gibt noch mal Kraft, einen weiteren hübschen Platz anzusteuern: Hinter der weltbekannten Markthalle, dem Mercat de la Boqueria, befindet sich das alte Hospital Santa Creu aus dem 15. Jahrhundert, einst eines der modernsten Krankenhäuser in Europa, das nicht mehr genutzt wird, stattdessen beherbergt der Gebäudekomplex mit pittoreskem Innenhof nun die Katalanische Nationalbibliothek und ein paar Schritte um die Ecke im Garten des idyllisch-ruhigen Anwesens das Restaurant-Café El Jardi. Unter Orangenbäumen und umgeben von alten Gemäuern lassen sich süße Spezialitäten Kataloniens oder ein paar Tapas in einer ungewöhnlichen kleinen Oase genießen, regelmäßig untermalt bei Live-Musik-Abenden.
Nach den Erkundungen auf Schusters Rappen kann es am zweiten Urlaubstag bequemer auf kleine Welttour gehen: Mit dem Hop-on-hop-off-Service (Prinzip: Ein- und Aussteigen nach Belieben) von Barcelona Bus Turístic, drei Routen (Rot, Grün, Blau) sind möglich, packt man es gut, mit weiteren Wahrzeichen der Metropole „Bekanntschaft“ zu machen: Da die rot gekennzeichnete Strecke am Plaça de Catalunya startet, setzt man sich gleich hier in den Doppeldeckerbus mit offenem Oberdeck – und erneut lautet die Devise „Eintauchen“ in den Kosmos Barcelonas, wobei man einfach die Highlights an sich vorbeiziehen lassen kann (per Kopfhörer kriegt man alles erklärt) oder sich die „Schmankerl“ herauspickt, an Ort und Stelle den Bus verlässt (der nächste kommt in aller Regel in 10 bis 25 Minuten) und die Monumente so näher kennenlernt.
Den Berg Montjuïc als Tagesziel im Visier passiert der Bus zunächst das Rondell der Plaça d’Espanya, danach den Nachbau des Deutschen Pavillons von Mies van der Rohe (das 1929 zur Weltausstellung konzipierte, geradlinige Gebäude zählt zu den Meilensteinen der Moderne) bis man oben am Palau Nacional, dem Sitz des Nationalen Kunstmuseums von Katalonien, dem MNAC, angekommen ist. Lage wie Größe der Kunst-Institution sind schon eine „Wucht“, ebenbürtig erweisen sich gleichwohl die Gemälde und Skulpturen, die ein umfassendes Portfolio katalanischer Kunst aus 1000 Jahren entfalten, vom frühen Mittelalter, der Renaissance über den Barock bis zur Avantgarde des 20. Jahrhunderts, die als Modernisme, eine breite kulturell-gesellschaftliche Erneuerungsbewegung, den Charakter Barcelonas wesentlich geprägt hat.
Den Auftakt der umfassenden, chronologisch präsentierten Bestände bilden die weltweit einmaligen romanischen Wandmalereien, geborgen aus kleinen Dorfkirchen in den Pyrenäen, die beeindruckend restauriert sind und in einem entsprechend arrangiertem Ambiente gezeigt werden, darunter der „Christus Pantokrator“, ein Meisterwerk aus dem 12. Jahrhundert.
Eine ganze Reihe Gemälde namhafter Künstler wie Tiepolo, El Greco, Rubens, Goya oder Picasso wie Teile der Sammlung Thyssen-Bornemisza sind zusätzliche Attraktionen, die im Innern des 1929 zur Weltausstellung erstellten Monumentalbaus zum Staunen einladen. Nachdem man aus dieser Schatzkammer unterhalb einer imposanten Kuppel – eine Art Mischung aus Petersdom in Rom und St.-Pauls-Kathedrale in London – auf einen XL-Freiluft-Balkon hinaustritt, geht ein weites Panorama-Fenster auf – mit dem unmittelbaren Blick auf weitläufige, terrassierte Gartenanlagen und Mini-Wasserfälle, deren zerstäubtes Nass die kleinen Kaskaden funkelnd-zauberhaft hinunterstürzt. Durch die feine sprühende Gischt hindurch schweifen die Augen über ein weit ausgestrecktes Plateau, eingerahmt von zwei Bergketten, und fixieren Türme, die sich dem strahlend blauen Himmel entgegenstrecken – es ist die gewaltige Silhouette der Sagrada Familia.
Der vor über 140 Jahren begonnene Sakralbau gehört zwar zu den Touristenmagneten schlechthin, ist allerdings nur ein Bruchteil der tausend Gesichter dieser welt-zugewandten Mittelmeer-Metropole, denn alleine schon der Anblick von oben auf Barcelona lässt erahnen, dass die pulsierende Stadt mit Unmengen an Sehenswürdigkeiten, Museen, spannenden Bauwerken, Grünanlagen, originellen Trend-Vierteln mit engen Gassen und einer üppigen, vielfältigen Gastro-Szene aufwarten kann.
Text und Fotos: Daniel J. Basler
Ausgiebige Infos zur Urlaubsstadt Barcelona, zur Provinz Katalonien und zum Reiseland Spanien finden sich auf folgenden Seiten: www.barcelonaturisme.com, www.catalunya.com, www.katalonien-tourismus.de und www.spain.info
Autor:Daniel Joel Basler aus Dortmund |
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