Corona-Pandemie
Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Geschäftsreisen

Sie waren schon totgesagt und galten als die Verlierer der Corona Pandemie: Geschäftsreisen und deren Anbieter und Organisatoren. Doch mit Abschwächung der Infektionszahlen und im Verlaufe der Lockerungen in Deutschland und Europa steigt die Zahl der Reisen in diesem Sommer wieder deutlich an und soll, wie in Fachkreisen geschätzt, bereits etwa 25 % des Vorkrisenniveaus erreicht haben. Eine weitere Steigerung auf 50 % scheint dabei im Verlaufe der nächsten Monate durchaus im Bereich des Möglichen zu liegen – vorausgesetzt die Pandemie schwächt sich weiter ab und die Lage bleibt stabil.

Dabei hatte das ifo Institut noch im letzten Sommer nach einer Befragung von bundesdeutschen Unternehmen in einer Pressemitteilung vom 23.06.2020 verkündet, dass 57 % der Befragten es durchaus für möglich hielten, ihre Geschäftsreisen dauerhaft einzuschränken Der Verband Deutsches Reisemanagement hatte im Mai dieses Jahres nach einer Umfrage unter seinen Mitgliedern die Prognose abgegeben, nach der 94 % der Befragten davon ausgingen, dass die Zahl Geschäftsreisen nach Corona zurückgehen werde. Als Gründe wurden komplizierte Einreisebedingungen im Ausland, Planungsunsicherheit und ein erhöhtes Risikomanagement bei der Planung von Reisen genannt. Vor Corona im Jahre 2019 hatte der Verband 195 Millionen Dienstreisen von Deutschland aus registriert.

Was also motiviert Mann und Frau, nun doch wieder Flugzeug oder Bahn zu besteigen, um Geschäftspartner aufzusuchen? In der Studie „Chefsache Business Travel“ aus dem Jahre 2018 wurde von den Befragten bestätigt, dass Geschäftsreisen den Beruf attraktiver machen würden.(1) Abwechslung vom Alltag, Pflege der Beziehungen und eine Art Erfolgserlebnis wurden damit ebenso verbunden wie die Möglichkeit, dadurch den Umsatz zu steigern. Viele empfanden auf den Reisen die eigene Leistungsfähigkeit und Produktivität als höher im Vergleich zum normalen Arbeitsalltag. 2019 berichteten schon 54 % der Befragten, dass Geschäftsreisen die Attraktivität des Jobs steigern würden.(2) So wurde auch häufiger die Möglichkeit zum Bleisure Travel genutzt – das heißt, die Dienstreise mit einem Urlaub zu verbinden. Demgegenüber wird in allen Studien zum Business Travel, insbesondere im Jahr 2020, der Stress genannt, hauptsächlich hervorgerufen durch die Verspätungen und Ausfälle von Bus und Bahn. So konkurrierten schon vor Corona zwei Aspekte bei Geschäftsreisen miteinander: die Attraktivität auf der einen Seite - der negative Stress auf der anderen Seite.

Corona hat dann noch die Bequemlichkeit von digitalen Konferenzen deutlich fühlbar gemacht. Zudem ist zu beachten, dass je mehr die Digitalisierung fortschreitet , desto komfortabler sind auch die Meetings und desto sicherer werden die technischen Voraussetzungen. Ob diese auch kostengünstiger sind, müsste noch zu prüfen sein. In Punkto Nachhaltigkeit haben die Verkehrsmittel noch deutlich Nachholbedarf.

Derzeit sind es Männer, die das Reisen wieder aufnehmen. Wie die Wissenschaft auch für andere Lebensbereiche nachgewiesen hat, mag das in der geringeren Risikobereitschaft und in einem höheren Sicherheitsstreben von Frauen zu liegen. Frauen handeln auch nachhaltiger, gerade, was Geschäftsreisen angeht.

Wie also wird es weitergehen, nach Corona? Noch sieht es so aus, als sei die Begegnung von Mensch zu Mensch bei Geschäftsbeziehungen letztlich weiterhin "das Salz an der Suppe". Kein digitales System kann zum Beispiel die Ebene der Körpersprache und die persönlichen Gespräche am Rande einer Konferenz ersetzen. Zwischen zwei Menschen, die sich gegenüber sitzen, läuft deutlich mehr ab als äußerlich sichtbar. Die Forschung steht dabei noch ganz am Anfang ihrer Erkenntnisse.
Die Geschäftsreise ist also alles andere als tot. Doch der Aufwand, der durch Corona bei der Organisation und Vorbereitung notwendig ist, ist erheblich und belastend. Somit ist es wichtig, die Geschäftsreisenden bei der Planung und Durchführung ihrer Reise gut zu unterstützen und das Risiko und die Planungsunsicherheit durch Corona zu minimieren.

Autor:

Sarah Richter aus Dortmund

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.