Neuauflage
Wie Europa Afrika unterentwickelte - von Walter Rodney
Bis Anfang der 2000er Jahre war das Buch How Europe Underdeveloped Africa (Wie Europa Afrika unterentwickelte) von Walter Rodney ein regelmäßig gelesenes Standardwerk. Danach wurde es ruhiger um das Buch des panafrikanisch orientierten Historikers, Universitätsdozenten, Gründers der Working Peoples Alliance und Politikers aus Guyana/Südamerika, der im Alter von nur 38 Jahren durch ein gezieltes Sprengstoffattentat der guyanischen Streitkräfte ermordet wurde.
Der Manifest-Verlag hat sich über 50 Jahre nach der Ersterscheinung 1972 (deutsch 1973) zu einer Neuauflage des marxistischen Klassikers in deutscher Sprache entschieden. Dabei wurde auch Wert darauf gelegt, den Titel neu zu übersetzen. Aus dem alten Titel der deutschen Ausgabe von 1973 Afrika: Die Geschichte einer Unterentwicklung wurde Wie Europa Afrika unterentwickelte, was nicht nur eine korrekte Übersetzung des englischen Originaltitels darstellt, sondern auch inhaltlich dem Buch wesentlich besser gerecht wird.
Bei einer kleinen Buchtour durch Nordrhein-Westfalen stellten die Sozialwissenschaftlerin Bafta Sarbo und der Buchhändler Rene Arnsburg die Neuauflage Ende Februar 2024 in Düsseldorf vor. Zusammen mit Peluola Adewale (National Organiser des Democratic Socialist Movement in Nigeria) haben Sarbo und Arnsburg das Buch von Walter Rodney mit eigenen Texten zur Person und dem politischen Wirken Rodneys sowie einer Analyse des Imperialismus und des Widerstands im heutigen Afrika ergänzt. Mehrere hundert Menschen fanden die Wege zu den vier Buchvorstellungen in Bielefeld, Dortmund, Bochum und Düsseldorf. Das Interesse scheint wieder erwacht. Schildert das Werk doch nicht nur die (Wirtschafts)geschichte Afrikas über die letzten Jahrhunderte, sondern letztlich auch die heutigen Fluchtursachen, die es zu bekämpfen gilt. In den sogenannten deutschen Qualitätsmedien ist keine Rezension dieses wichtigen Buches erschienen.
"Wie Europa Afrika unterentwickelte ist ein ambitioniertes Meisterwerk der politischen Ökonomie, das die Auswirkungen der Sklaverei und des Kolonialismus auf die Geschichte des internationalen Kapitalismus beschreibt. In diesem Klassiker legt Rodney unbeirrbar dar, dass die "Fehlentwicklung" Afrikas keine natürliche geographische Eigenheit, sondern das direkte Resultat der imperialistischen Ausbeutung des Kontinents ist, die bis heute anhält. Durch seine akribische Recherche bleibt Wie Europa Afrika unterentwickelte eine nach wie vor relevante Studie zur sogenannten "Großen Kluft" und eine zuverlässige Quelle, wenn es darum geht, ein Verständnis für die Verschärfung der globalen Ungleichheit in heutiger Zeit zu entwickeln. Gleichzeitig räumt Rodney mit dem weit verbreiteten Irrtum auf, dass die ökonomische Ausbeutung des afrikanischen Kontinents auf rassistischen Einstellungen von Herrscher*innen der entwickelten kapitalistischen Länder beruht. Viel mehr bringt er den Leser*innen die Methode nahe, Unterdrückung als etwas zu verstehen, das auf Ausbeutung beruht und nicht umgekehrt. Für das Verständnis von Rassismus heute und seine Funktion im Kapitalismus ist das eine grundlegende Voraussetzung.“, beschreibt der Manifest Verlag letztlich die Notwendigkeit dieses Buches.
Die Tageszeitung junge Welt aus Berlin durfte mit freundlicher Genehmigung des Manifest Verlages einen Vorabdruck veröffentlichen, den Sie hier finden: https://www.jungewelt.de/artikel/464990.marxismus-blutige-morgenr%C3%B6te.html
Wie Europa Afrika unterentwickelte
Walter Rodney
Mit Beiträgen von Bafta Sarbo, Peluola Adewale und René Arnsburg
Manifest Verlag
ISBN 978-3-96156-126-1
418 Seiten, 20 Euro
Autor:Carsten Klink aus Dortmund-Ost |
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