Mit dem SUV zum Kirchentag
Vom Autokonzern Daimler gesponserter Kirchentag diskutiert Klimawandel
"Was für ein Vertrauen in die Autoindustrie" scheint das inoffizielle Motto des 37. Evangelischen Kirchentag 2019 in Dortmund zu sein. Der Kirchentag mit dem eigentlichen Motto "Was für ein Vertrauen" schafft offensichtlich einen interessanten Spargat zwischen Klimaschutz und seinen Sponsoren aus der Verbrennungsmotorindustrie. Klima- und Umweltschutz sollen Kernthemen des fünftägigen Glaubenfests sein, kündigten die Kirchentagsveranstalter am letzten Mittwoch an.
"Die Bewahrung der Schöpfung ist eingeschrieben in die DNA des Kirchentags", betonte die Programmleiterin des Kirchentags, Stefanie Rentsch. Auch sucht der Kirchentag die Nähe zur Fridays-for-Future-Bewegung (fff) indem man einer deren Gallionsfiguren, Luisa Neubauer (23), einen Auftritt ermöglicht.
Was für ein Vertrauen in die Autoindustrie
Nach Außen tritt der Evangelische Kirchentag offensichtlich als umwelt- und schöpfungsbewußte Veranstaltung auf. Auf der anderen Seite vertraut die Evangelische Kirche bei der Finanzierung des fünftägigen Kirchenspektakels aber auch auf die Autokonzerne. Die Evangelische Kirche lässt sich ihren 37. Kirchentag in Dortmund nicht nur von der öffentlichen Hand mit rund 8,6 Millionen Euro subventionieren, sondern hält auch dem Autokonzern Daimler AG die Spendenbüchse hin. Die Tagesschau meldete bereits am 20. Februar 2019, dass die Staatsanwaltschaft Stuttgart wegen des mutmaßlichen Dieselbetrugs nun auch ein Bußgeldverfahren gegen den Autobauer Daimler eröffnet habe.
Während der Kirchentag in Dortmund 2019 aus den Gewinnen von Verbrennungsmotorschleudern von Daimler finanziert wird, wurden bereits die schlecht besuchten Kirchentage 2017 in Berlin und Wittenberg vom VW-Konzern (fast jedes dritte Auto des Konzerns ist ein SUV) gesponsert. Der laut dem Wirtschaftsmagazin "Wirtschaftswoche" ebenfalls im Abgasskandal verstrickte Bosch-Konzern förderte die Kirchentage 2017 ebenfalls.
Mittelalterlicher Ablasshandel
Laut einem Internetartikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) vom 21. Mai 2017 gab es zumindest damals vereinzelte innerkirchliche Kritik: "Aus evangelischen Pfarreien waren in der vergangenen Woche einzelne Stimmen zu hören, die ein Sponsoring des in einen Manipulationsskandal um geschönte Emissionswerte verwickelten Konzerns ablehnten. Ein Pfarrer aus Hamburg verglich das Geschehen mit dem mittelalterlichen Ablasshandel: VW wasche sich auf dem Kirchentag gegen Ablasszahlung rein. So etwas dürfe die Kirche nicht mitmachen."
Eine solche Kritik stört die äußerst geschäftstüchtigen Kirchentagsveranstalter scheinbar recht wenig. Schließlich kommt auch die Autokanzlerin Angela Merkel zum Kirchentag und Hauptsponsor ist ja die Deutsche Bahn.
Autor:Carsten Klink aus Dortmund-Ost |
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