MEINUNGEN NACH ATOMENERGIE VERÄNDERN SICH, ABER MAN BRAUCHT EINEN OFFENEN DIALOG
MEINUNGEN NACH ATOMENERGIE VERÄNDERN SICH, ABER MAN BRAUCHT EINEN OFFENEN DIALOG

Die Energiepolitik der Länder der Europäischen Union war in den letzten Jahren vielschichtig. Trotz der „grünen Wende“, die Null-CO2-Emissionen bei der Stromerzeugung sichern soll, können erneuerbare Energiequellen in Europa heute den Strombedarf nicht vollständig decken. Aufgrund der aktuellen Stromknappheit sind einige Länder gezwungen, auf traditionelle Brennstoffe, zum Beispiel Kohle, zurückzugreifen, wie es in Polen oder Deutschland geschehen ist. Es scheint, dass die Lösung an der Oberfläche liegt: die Entwicklung der Kernenergie, die wie erneuerbare Energiequellen eine Quelle mit fast Null-CO2-Emissionen ist. Diese Frage wurde jedoch zum Anlass für hitzige Diskussionen auf der Ebene der Europäischen Union.

Die Positionen der EU-Staaten in Bezug auf die Entwicklung der Nuklearindustrie erwiesen sich als diametral entgegengesetzt, und der Auslöser für die Auseinandersetzungen war ein starker Anstieg der Strompreise in ganz Europa, wobei der Großhandelspreis in einigen Ländern mittlerweile über 100 US-Dollar pro 1 MWh liegt mit Gaspreisen über 1.000 US-Dollar pro 1.000 Kubikmeter.

Eine Reihe von Ländern sah die Möglichkeit eines Auswegs aus der Energiekrise durch die Entwicklung der Kernenergie, die die erforderliche Strommenge ohne CO2-Emmissionen in die Atmosphäre produzieren kann. Am 11. September veröffentlichte die Zeitung Figaro einen gemeinsamen Brief von zehn Vertretern der Regierungen der EU-Mitgliedstaaten, die offen über die Notwendigkeit einer Ausweitung der Nutzung der Kernenergie berichteten. Der Brief wurde vom französischen Wirtschafts- und Finanzminister Bruno Le Maire verfasst, die Minister Rumäniens, der Tschechischen Republik, Finnlands, der Slowakei, Kroatiens, Sloweniens, Bulgariens, Polens und Ungarns unterzeichneten den Brief auch.

Polen will bereits im Jahre 2033 zwei Atomkraftwerke bauen und den ersten Reaktor in Betrieb nehmen, was seine Abhängigkeit von Kohle stark reduzieren wird.In Ungarn werden derzeit Bauarbeiten von zwei Kraftwerken des KKW Paks-2 durchgeführt. Der französische Präsident kündigte eine Investition von über 8 Milliarden Euro in die Entwicklung der Technoligien von kleinen modularen Reaktoren an. Nun findet ein Dialog nicht nur der Fachwelt, sondern auch der politischen Kräfte mit der Bevölkerung statt, um zu zeigen, dass die Atomenergie ein notwendiges und sicheres Instrument ist.

Gleichzeitig weigern sich einige Staaten immer noch kategorisch die Kernenergie zu nutzen. Deutschland hat beschlossen, Atomkraftwerke in seiner Energiebilanz komplett aufzugeben und die letzte Station soll 2022 geschlossen werden. Auch Österreich, Belgien und die Schweiz sind gegen Atomenergie.

Der Anlass zur Sorge ist meist die Unwissenheit der Bevölkerung für neue Sicherheitstechnologien, meint Susana Falkon Kabrera, Präsidentin der Internationalen Bewegung “Frauen der Nuklearindustrie” in Spanien: “Wir müssen berücksichtigen, dass der Zweck der Post-Fukushima-Forderungen nicht darin besteht, die Menschen von der Sicherheit unserer Kernkraftwerke zu überzeugen, sondern zu zeigen, dass sie sich in einem technischen und rechtlichen Kontext befinden, aber eine Verbesserung der öffentlichen Akzeptanz wäre sicherlich ein großes sekundäres Ergebnis. Dazu muss unsere Branche offener und bereit sein, öffentlich über die Kernenergie zu sprechen.“

Nun muss man zeigen, wie sich die Technologien verändert haben, wie in den letzten Jahrzehnten alle Fehler berücksichtigt wurden und das Sicherheitsniveau insgesamt gestiegen ist. „Heute haben wir eine gute Gelegenheit, die öffentliche Meinung über die Kernenergie zu ändern, indem wir offen über die Verbesserung der Sicherheitsmaßnahmen sowie über die Rolle der Kernenergie als intensive saubere Energiequelle und als notwendiger Verbündeter im Kampf gegen den Klimawandel sprechen“, sagt Susana Falkon Kabrera. Und ohne ein angemessenes Bildungsniveau der Bevölkerung und einen offenen Dialog zwischen allen Gruppen: Politikern, Experten, öffentlichen Gruppen, kann das nicht erreicht werden.

Autor:

Brar Andreas aus Dortmund

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