"weg mit DRG-Fallpauschalen"
Krankenhäuser: Kurzfristige Fachkräftesicherung nur durch Bürokratieabbau
Die Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern ist über den Fachkräftemangel in deutschen Krankenhäusern mit der Folge hoher personeller Arbeitsbelastung besorgt. "Jahrzehnte lang wurde bundespolitisch am klinischen Personal gespart und auf Effizienzsteigerung getrimmt. Jetzt fehlen Ärzte und Pflegekräfte in großem Ausmaß auf dem Arbeitsmarkt., erklärt Willi Dürr, KAB-Regensburg e.V.
Die Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern schließt sich folgenden Einschätzung der Deutschen Krankenhausgesellschaft uneingeschränkt an:
"Vermeidbare Erkrankungen vermeiden und damit die Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen auf das notwendige Maß zu konzentrieren, ist die wichtigste Maßnahme überhaupt.“
"Neben diesen strukturellen Maßnahmen brauchen wir aber auch ganz grundsätzlich eine Entlastung des Gesundheitspersonals von Bürokratie und Überregulierung. Dass Ärztinnen und Ärzte genauso wie Pflegekräfte im Krankenhaus heute rund drei Stunden täglich mit Bürokratie verbringen müssen, die zum überwiegenden Teil keinen medizinischen oder pflegerischen Nutzen hat oder überflüssige Doppelarbeit verlangt, ist völlig inakzeptabel. In dieser Zeit fehlen sie bei ihrer eigentlichen Arbeit am Patientenbett. Allein durch die Halbierung dieser Bürokratiezeit würden wir im Krankenhaus 30.000 Vollkräfte im ärztlichen Dienst und 70.000 Vollkräfte im Pflegedienst für die Patientenversorgung gewinnen.“ 1
Klaus Emmerich, Klinikvorstand im Ruhestand: "Aufgrund fehlender Ausbildungsplätze für Ärzte und Pflegekräfte verfügt der deutsche Arbeitsmarkt nicht über ausreichendes klinisches Personal. Deshalb müssen wir das verfügbare Personal von jeglicher vermeidbarer Bürokratie entlasten, Ärzte, Pflegekräfte, medizinisch-technisches Personal und Funktionsdienst, d.h. Pflegekräfte auf Intensivstation, Notaufnahme und im OP. Wir haben diese Problematik gemeinsam mit dem Bündnis Klinikrettung bereits vor zwei Jahren aufgegriffen und jährlich aktualisiert, zuletzt in unserer Fachstudie gegen das Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz." 2
Konkret verweist die Aktionsgruppe darauf:
1. Die Kodierung und Dokumentation der DRG-Fallpauschalen bindet ca. 15 Prozent der medizinischen und pflegerischen Arbeitszeit.
2. Deutschlandweit sprechen wir von 161.600 klinischen MitarbeiterInnen bzw. 123.000 Vollzeitkräften im Gegenwert von 10,6 Mrd. Euro.
3. Bayernweit sprechen wir von 26.400 klinischen MitarbeiterInnen bzw. 19.600 Vollzeitkräften im Gegenwert von 1,6 Mrd. Euro.
Die Aktionsgruppe fordert Bund und Bundesländer auf, sich komplett vom Krankenhausverbesserungs-versorgungsgesetz zu verabschieden und Lösungsansätze für eine Neuordnung der deutschen Kliniklandschaft mit mehr Personal am Patienten aufzugreifen. "Schaffen Sie die DRG-Fallpauschalen ab und sichern Sie ohne Mehrkosten mehr Personal am Krankenbett. Das wäre eine wirkliche Krankenhausrevolution.", so die Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern.
1 Deutsche Krankenhausgesellschaft, DKG zum Gutachten des Sachverständigenrats - Fachkräftesicherung: Gesundheitspolitik muss jetzt handeln, https://www.dkgev.de/dkg/presse/details/fachkraeftesicherung-gesundheitspolitik-muss-jetzt-handeln/
2 Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern, Zukunft der Krankenhäuser - Auswirkungsanalyse zum Referentenentwurf des Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetzes, https://kliniksterben.jimdofree.com/app/download/13299277799/Zukunft+deutscher+Krankenh%C3%A4user+-+Auswirkungsanalye+zum+Referentenentwurf+des+Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz+%E2%80%93+KHVVG.pdf?t=1710843641
Autor:Carsten Klink aus Dortmund-Ost |
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