"Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon"
Kirchentag: Massive Kritik am Finanzgebaren der Evangelischen Kirche

"Niemand kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon." – Mt 6,24 Lut
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Der 37. Evangelische Kirchentag in Dortmund im Jahre 2019 nach unserer Zeit soll laut Angaben der Veranstalter rund 20.000.000 Euro kosten. Eigentlich viel Geld für ein fünftägiges Glaubensspektakel in einer Stadt, in der jedes dritte Kind von Sozialleistungen leben muss.

Der Rat der Stadt Dortmund hatte 2014 mit den Stimmen von SPD, CDU, Grünen und FDP/BL und gegen die Stimmen der Fraktion Die Linke und Piraten beschlossen, den Kirchentag mit  2,7 Millionen Euro zu subventionieren. Zusätzlich wurde beschlossen, dass die Stadt Dortmund sogenannte Sachleistungen in Höhe von mehreren hunderttausend Euro zur Verfügung stellen soll. Zu diesen Sachleistungen zählt auch das unentgeltliche Überlassen von Schulen an den Kirchentag. Dort sollten, so der Glaube der Ratsmitglieder,  Kirchentagsbesucher*innen kostenlos übernachten können.

Die Evangelische Kirche ist mit dem Abgreifen von mehreren Millionen Euro öffentlicher Gelder aber offensichtlich noch nicht geschäftstüchtig genug. Die von der Stadt Dortmund kostenlos zur Verfügung gestellten Schulen werden nicht wirklich unentgeltlich an die Kirchentagsbesucher*innen weitergegeben.

Für das Überlassen eines Schlafplatzes mit bis zu 15 fremden Personen in einer Schulklasse berechnen die Kirchentagsveranstalter 27 Euro pro Übernachtung.  Isomatte, Schlafsack, Handtuch und Frühstücksgeschirr müssen aber schon selber mitgebracht werden. Laut Aussage der Kirchentagsveranstalter ist lediglich "ein einfaches Frühstück im Preis inbegriffen." Des Weiteren ist man verpflichtet mindestens vier Übernachtungen zu buchen. Internationale Gäste sogar fünf.

Während der Diskussion über die Kirchentagssubventionen im Finanzausschuss der Stadt Dortmund oder im Rat und selbst beim extra von kirchlicher Seite anberaumten Gespräch mit den Fraktionsvorsitzenden der oben genannten Ratsfraktionen, die man dabei auf Linie bringen wollte, hatten die Kirchentagsverantwortlichen diesen Umstand erwähnt. Die Ratsmitglieder hatten im Jahre 2014 also im guten Glauben, dass die Schulen kostenlos den Kirchentagsbesucher*innen zur Verfügung gestellt werden, die Kirchentagssubventionen beschlossen.

Dabei hat die Evangelische Kirche in Deutschland sicherlich viele Probleme, aber definitiv keine finanziellen. Die Evangelische Kirche besitzt ein Milliardenvermögen. Nicht nur in angeblich schwer verwertbaren Kirchengebäuden, sondern auch in Grundstücken, Aktienpaketen, Firmenbeteiligungen und Geldvermögen. Die Evangelische Kirche hat allein im Jahre 2017 über 5,67 Millionen Euro an Kirchensteuern eingenommen. Das gebetsmühlenhafte Gerede von den rückläufigen Kirchensteuereinnahmen stimmt auch nicht, da die Kirche seit 2010 jährlich mehr Steuern einnimmt. Die Einnahmensteigerung beläuft sich seit 2010 auf über 33 Prozent.

Vermutlich ist das kirchliche Abkassieren bei den Übernachtungsgästen auch ein Grund warum die Kirchentagsveranstalter große Schwierigkeiten hatten ausreichend kostenlose private Unterkünfte bei Menschen aus der Region zu finden. Warum sollte man als Privatperson so edel sein, jemanden kostenlos aufzunehmen, wenn die extrem reiche Kirche selbst für spartanische Schulklassenübernachtungen die Hand aufhält?

Das Land NRW hat unter der CDU/FDP-Landesregierung sogar den von der SPD/Grünen Vorgängerregierung bewilligten Zuschuss in Höhe 3,5 Millionen um eine Million auf 4,5 Millionen Euro erhöht. Diesen Umstand verschweigen die Kirchentagsveranstalter allerdings auf Ihrer Internetseite kirchentag.de.
Über die Zuschüsse des Bundes kursieren unterschiedliche Summe, die zwischen 500.000 und 700.000 Euro schwanken.

Zusätzlich tauchen eine Reihe von Firmen wie die Dortmunder Stadtwerke (DSW), die Entsorgung Dortmund (EDG) oder die Deutsche Bahn als zusätzliche Sponsoren des Glaubensfest auf. Angesichts der groß angekündigten Dikussionen über den Klimawandel auf dem Kirchentag ist auch das Sponsoring des wegen Diesel-Manipulationen in Verruf geratenen Autokonzern Daimler bemerkenswert.

Autor:

Carsten Klink aus Dortmund-Ost

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