Millionenspektakel
Finanzen: Wirtschaftsförderung Dortmund rechnet sich Kirchentag schön

Was für ein Vertrauen der Wirtschaftsförderung Dortmund in die eigenen Zahlen.
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  • hochgeladen von Carsten Klink

Die Wirtschaftsförderung der Stadt Dortmund verbreitet die Behauptung, dass der Evangelische Kirchentag 2019 in Dortmund sogenannte regionalwirtschaftliche Effekte in Höhe von 15 Millionen Euro gehabt hätte.  Diese Aussage der Wirtschaftsförderung Dortmund kann man getrost bezweifeln.

Die Behauptung der Wirtschaftsförderung beruht auf einer nicht wissenschaftlichen und offensichtlich nicht repräsentativen Onlineumfrage unter Kirchentagsteilnehmer*innen und auf Besucherzahlen der Kirchentagsbetreiber. Beide Gruppen haben als Profiteure der Kirchentagszuschüsse natürlich ein großes Interesse an der Rechtfertigung dieser kommunalen Subventionen in Höhe von 3,717 Millionen Euro.

Auch die städtische Wirtschaftsförderung scheint dieses Rechtfertigungsziel zu verfolgen. Dabei wurde auch der massive Umsatzeinbruch des Innenstadteinzelhandels durch die Sperrung der Hauptverkehrsader, des Ostwalls, für obendrein nur dürftig besuchte Gottesdienste, gar nicht berücksichtigt.

Eine Marktforschungsstudie zum Kirchentag 2009 in Bremen ging von Umsatzeinbrüchen für den Innenstadteinzelhandel von 40 Prozent aus -ohne Straßensperrungen.

Ebenso unberücksichtigt sind Verdrängungseffekte, wenn die normalen Dortmunder an den Restauranttischen des Alten Markt bei bestem Sommerwetter durch Kirchentagsbesucher verdrängt wurden und der Wirt daher nur einen anderen, aber keinen höheren Umsatz hatte.

Letztlich bleibt auch die Frage offen, welchen Nutzen die Dortmunder*innen von den Millionensubventionen für Jahre und Jahrzehnte gehabt hätten, wenn die Millionen in die Infrastruktur oder den sozialen Bereich investiert worden wären statt in ein fünftägiges Glaubensfest einer religiösen Gesellschaft die im Jahre 2018 einen Rekordbetrag von 5,79 Milliarden Euro an Kirchensteuern eingenommen hat.

Der Rat der Stadt Dortmund hatte im Vorfeld gegen die Stimmen von Linken und Piraten mit einer deutlichen Mehrheit aus SPD, CDU, Grünen und FDP eine Kirchentagsubvention von 2,7 Millionen Euro beschlossen. Auf eine Anfrage der Fraktion Die Linke und Piraten nach Abschluss des Kirchentags musste die Verwaltung einräumen, dass die Gesamtkosten der Stadt für das fünf Tage dauernde Glaubensspektakel letztlich sogar bei 3,717 Millionen Euro lagen.

Autor:

Carsten Klink aus Dortmund-Ost

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