Hearing mit der Bundespolitik
FH Dortmund unterstützt junge Menschen
An einer aktuellen Anhörung mit Fachpolitiker*innen des Deutschen Bundestages hat sich Prof. Dr. Nicole Knuth von der Fachhochschule Dortmund als wissenschaftliche Expertin beteiligt. Im Berliner Paul-Löbe-Haus tauschten sie sich mit jungen Menschen und Eltern aus, die Erfahrungen im Bereich der Heimerziehung haben. Eine Forschungsstudie unterstützte die Anliegen der Betroffenen, außerdem wurden die Erkenntnisse bei einem Fachgespräch im Familienausschuss eingebracht.
„Heimerziehung soll Kinder und Jugendliche durch eine Verbindung von Alltagserleben mit pädagogischen und therapeutischen Angeboten in ihrer Entwicklung fördern“, erläutert Nicole Knuth mit Verweis auf die Sozialgesetzgebung. „In kaum einem anderen Bereich greift der Staat so sehr in den Alltag von Familien ein und übernimmt Verantwortung für das Leben von jungen Menschen, indem Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene in Wohngruppen außerhalb ihres Elternhauses untergebracht werden.“ Nicht immer könne die Heimerziehung diesem Anspruch gerecht werden und trotz zahlreicher Reformbestrebung erweise sie sich anfällig für Machtmissbrauch, Ausgrenzung und Stigmatisierung.
Veranstaltet wurde das Hearing „Listen to us“ vor diesem Hintergrund durch die Parlamentarische Staatssekretärin Ekin Deligöz, Ulrike Bahr als Vorsitzende des Ausschusses für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie die Internationale Gesellschaft für erzieherische Hilfen (IGfH), um mit Jugendlichen, „Careleavern“, Eltern mit Wohngruppen-Erfahrungen und Politiker*innen des Bundestages über eine notwendige Weiterentwicklung der Heimerziehung zu diskutieren. Ermöglicht wurde dieses Format durch das Projekt „Zukunftsforum Heimerziehung“ (gefördert vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend), für das Nicole Knuth ihre Forschungsstudie beisteuerte.
Selbstvertretung stärken
„Ein zentrales Ergebnis des Projekts ist, dass die Stimmen der jungen Menschen und Eltern aus der Heimerziehung gehört und deren Selbstvertretung gestärkt werden muss“, sagt die Dortmunder Professorin. Aus der Studie gehe hervor, dass Eltern die Fremdunterbringung ihrer Kinder meist als tiefgreifende Krise erleben. „Die Forderung von Eltern nach einer wohnortnahen Unterbringung ihrer Kinder, die persönliche Kontakte erlaubt, ist nachvollziehbar. Auch Forderungen der jungen Menschen beispielsweise nach mehr Beteiligung in ihren Wohngruppen und nach einem Abbau von Stigmatisierung haben die beteiligten Politiker*innen mit großem Interesse gehört und konkrete Veränderungsvorschläge diskutiert“, berichtet Nicole Knuth.
Am Ende der Veranstaltung ließen sich Weiterentwicklungsvorschläge formulieren, etwa die intensive begleitende Unterstützung von Selbsthilfeorganisationen aller Betroffenengruppen. Vor allem wurde aber deutlich, wie wichtig die Sichtweisen der Betroffenen für eine konstruktive Weiterentwicklung der Heimerziehung sind und wie sinnvoll in diesem Sinne die Begleitung durch Forschung ist.
Weitere Informationen:
Zukunftsforum Heimerziehung unter www.zukunftsforum-heimerziehung.de
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