„Dortmund braucht nicht schon wieder ein finanzielles Desaster“
DIE LINKE hat Bauchschmerzen mit New Yorker Ausstellung
„Nein, Nein. Und nochmals Nein. Nach dem Pink-Floyd-Debakel werde ich ganz sicher keiner weiteren Ausstellung einer solchen Dimension im Dortmunder U zustimmen“, sagt Thomas Zweier (DIE LINKE), Ratsherr und Mitglied im Kulturausschuss. Seine Fraktion schließt sich – nach einer Online-Abstimmung am Montag – dieser Meinung an: Die LINKE & PIRATEN wird einer Vertragsunterzeichnung mit dem New Yorker Brooklyn Museum nicht zustimmen.
Worum geht es? Voraussichtlich ab August soll – so die aktuellen Pläne – im Dortmunder U eine Ausstellung gezeigt werden, in der Bilder aus dem New Yorker „Studio 54“ präsentiert werden – einem der angesagtesten und bekanntesten Nachtclubs überhaupt. Auf Fotos aus den 1970er-Jahren ist ein blutjunger Michael Jackson ebenso zu sehen wie Elton John, Liza Minelli und viele andere Promis, die einst im „Studio 54“ abgetanzt haben. Und nicht nur das. Auch von Sex, wilden Partynächten, Drogenexzessen und hemmungsloser Exzentrik ist die Rede. Einerseits. Andererseits stand der Club zu seiner Zeit auch für Frauenrechte und der Toleranz gegenüber Lesben und Schwulen. Ein Stück amerikanischer Geschichte also, und ein Stück Sozialpolitik.
Die Ausstellung sollte eigentlich erstmals ab dem 13. März im Brooklyn Museum gezeigt werden. Derzeit ist das Museum allerdings wegen des Corona-Virus geschlossen. „Wir können also noch gar nicht einschätzen, wie das Besucherinteresse in New York sein wird. Und dementsprechend können wir keine Rückschlüsse auf mögliche Besucherzahlen in Dortmund ziehen“, so Thomas Zweier. „Aber die Einnahmen durch den Ticketverkauf spielen bei derart hochpreisigen Ausstellungen natürlich eine nicht ganz unbedeutende Rolle.“
„Wir lagen in Dortmund schon einmal gewaltig mit Schätzungen daneben“, erinnert Thomas Zweier an die Pink-Floyd-Ausstellung im U. „Damals blieb die Stadt auf einem Großteil der Kosten sitzen. Und der Leiter des U nahm seinen Hut. Deshalb frage ich mich, woher der Wagemut kommt, wieder mit so hohen Besucherzahlen zu kalkulieren.“
„Die Ausstellung über das Studio 54 wäre einzige in Europa. Ich befürchte, da will sich wieder mal jemand ein Leuchtturm-Projekt nach Dortmund holen. Doch nach dem Pink Floyd-Desaster sollten das U und die Kulturverantwortlichen in Dortmund mal kleinere Brötchen backen und lieber schauen, dass sie gut gelaufene nationale Ausstellungen nach Dortmund holen“, sagt Thomas Zweier. Denn am Ende würden die Bürger die Zeche zahlen. Und das sei einfach nicht gerecht.
Noch ist nichts entschieden: Das letzte Wort hat der Dortmunder Rat.
Autor:Stefan Nölleke aus Dortmund |
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