Thüringen
Die Goebbels-Strategie der AfD: "konstruktiv-destruktiv"
Bei der Ministerpräsidentenwahl in Thüringen zeigte die AfD mit der Unterstützung eines Kandidaten der ihr doch so verhaßten Altpartei FDP deutlich, dass ihr Verhältnis zur Demokratie nur taktischer Natur ist. Die AfD, die sonst immer gegen die sogenannten Altparteien hetzt, freut sich nun riesig einen Vertreter der Altpartei FDP zum Ministerpräsidenten gewählt zu haben.
Dem eigenen AfD-Kandidaten verweigerte man die Stimmen. Dieser AfD-Kandidat erhielt insgesamt null Stimmen. In extremistischen Neu-Rechten Kreisen frohlockt man ob dieser angeblich neuen "konstruktiv-destruktiven Taktik".
Dabei ist diese Taktik bald hundert Jahre alt und geht letztlich auf Joseph Goebbels, Adolf Hitlers Propagandaminister im 3. Reich zurück. Goebbels beschrieb die Strategie der Nazi-Partei NSDAP bezüglich der Beteiligung an der Demokratie in der Weimarer Republik in einem Leitartikel des Völkischen Beobachter am 30. April 1928:
"Wir gehen in den Reichstag hinein, um uns im Waffenarsenal der Demokratie mit deren eigenen Waffen zu versorgen. Wir werden Reichstagsabgeordnete, um die Weimarer Gesinnung mit ihrer eigenen Unterstützung lahmzulegen. Wenn die Demokratie so dumm ist, uns für diesen Bärendienst Freifahrkarten und Diäten zu geben, so ist das ihre eigene Sache. Wir zerbrechen uns darüber nicht den Kopf. Uns ist jedes gesetzliche Mittel recht, den Zustand von heute zu revolutionieren. (...) Wir kommen nicht als Freunde, auch nicht als Neutrale. Wir kommen als Feinde! Wie der Wolf in die Schafherde einbricht, so kommen wir."
Keine fünf Jahre später war die junge Demokratie der Weimarer Republik im Jahre 1933 endgültig beseitigt.
Vor einem kleinen Kreis frohlockte diesmal Joseph Goebbels am 4. April 1940 über den Erfolg der Strategie:
"Bis jetzt ist es uns gelungen, den Gegner über die eigentlichen Ziele Deutschlands im Unklaren zu lassen, genauso wie unsere innenpolitischen Gegner bis 1932 gar nicht gemerkt haben, wohin wir steuerten, dass der Schwur auf die Legalität nur ein Kunstgriff war..."
Nicht warten bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird
"Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens 1928 bekämpft werden müssen, später war es zu spät. Man darf nicht warten, bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird. Man muß den rollenden Schneeball zertreten; die Lawine hält keiner mehr auf. (...) Drohende Diktaturen lassen sich nur bekämpfen, ehe sie die Macht übernommen haben.", so Erich Kästner 1958 in Hamburg anlässlich des 25. Jahrestages der Bücherverbrennung.
Autor:Carsten Klink aus Dortmund-Ost |
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