Coronavirus
Covid-19: Ärzte ohne Grenzen fordert Verzicht auf Patente bei Medikamenten und Impfstoffen

Patentmonopole dürfen nicht zu erhöhten Preisen und zum Verlust von Menschenleben führen. Ärzte ohne Grenzen fordert, dass Pharmafirmen auf Patente für Impfstoffe und Medikamente gegen COVID-19 verzichten. | Foto:  Olmo Calvo
  • Patentmonopole dürfen nicht zu erhöhten Preisen und zum Verlust von Menschenleben führen. Ärzte ohne Grenzen fordert, dass Pharmafirmen auf Patente für Impfstoffe und Medikamente gegen COVID-19 verzichten.
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Zur Bekämpfung des neuartigen Coronavirus müssen Pharmafirmen auf Patente für Medikamente, Impfstoffe und Tests verzichten. Regierungen müssen den Zugang zu diesen Instrumenten gegen Covid-19 sicherstellen, indem sie Patente aussetzen oder aufheben oder Preiskontrollen einführen, fordert die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen. Patentmonopole dürfen nicht zu überhöhten Preisen, einem eingeschränkten Zugang und letztlich zum Verlust von Menschenleben führen.

Kanada, Chile, Ecuador und Deutschland haben bereits Schritte unternommen, um die Außerkraftsetzung von Patenten zu erleichtern und rasch Zwangslizenzen für Covid-19-Medikamente, -Impfstoffe und andere medizinische Hilfsmittel vergeben zu können. Die israelische Regierung hat eine Zwangslizenz für ein patentiertes Medikament erteilt, dessen Wirkung gegen Covid-19 derzeit untersucht wird.

"Pharmaunternehmen sollten angesichts der Pandemie darauf verzichten, Patente auf Medikamente gegen Covid-19 durchzusetzen. Es wäre Wahnsinn, wenn in einer solchen Situation Monopole die Verfügbarkeit dieser wichtigen Medikamente aus Profitgründen einschränkten", sagt Marco Alves von der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland. "Wenn die Unternehmen dazu nicht bereit sind, muss die deutsche Regierung alle Möglichkeiten ergreifen, um nicht nur den eigenen Bedarf zu decken, sondern auch dazu beizutragen, dass die Produktion von wichtigen Medikamenten gegen Covid-19 im globalen Maßstab hochgefahren wird, damit der weltweite Bedarf an diesen Medikamenten gedeckt werden kann."

Für das derzeit aussichtsreiche Covid-19-Medikament Remdesivir hat der Pharmakonzern Gilead gerade nach massiven öffentlichen Protesten, unter anderem auch von Ärzte ohne Grenzen, auf Sonderrechte verzichtet, die ihm von der US-Arzneimittelbehörde FDA gewährt worden waren und die ihm ein erweitertes Monopol auf das Medikament verschafft hätten. Gilead hat sich jedoch noch nicht verpflichtet, seine Patente weltweit nicht durchzusetzen. Der Konzern hat ein entsprechendes Patent in mehr als 70 Ländern beantragt. Vorläufige Ergebnisse klinischer Studien mit Remdesivir zur Behandlung von Covid-19 werden für April erwartet. Über 150 Organisationen aus der ganzen Welt forderten Gilead in einem offenen Brief auf das Patent auf Remdesivir nicht durchzusetzen.

"Gilead sollte mit dieser Pandemie nicht Profit machen. Das Unternehmen muss sich verpflichten, seine Patente und andere Exklusivrechte nicht durchzusetzen oder zu beanspruchen", sagt Dana Gill von der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen in den USA. "Sonst könnte das Unternehmen während dieser globalen Gesundheitskrise und in den kommenden Jahren für Remdesivir verlangen, was immer es will. Das ist noch empörender, wenn man bedenkt, wie viel Steuergelder und öffentliche Mittel bereits zur Erforschung und Entwicklung von Remdesivir beigetragen haben."

Schnelltestergebnis in 45 Minuten

Der US-amerikanische Diagnostik-Testhersteller Cepheid liefert ein weiteres Beispiel für Pandemieprofite. Das Unternehmen erhielt gerade die US-FDA-Notfallgenehmigung für einen Covid-19-Schnelltest (Xpert Xpress SARS-CoV-2), der Ergebnisse in nur 45 Minuten liefert, wobei vorhandene Testmechanismen verwendet werden, die routinemäßig für Tuberkulose (TB), HIV/Aids und andere Krankheiten eingesetzt werden.

Cepheid hat angekündigt, selbst in den ärmsten Ländern der Welt, in denen die Menschen mit weniger als zwei Dollar pro Tag auskommen müssen, 19,80 US-Dollar pro Test zu verlangen. Die Gesamtkosten des Unternehmens für die Bereitstellung eines Testmoduls liegen bei nur drei Dollar.

Autor:

Carsten Klink aus Dortmund-Ost

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