Dortmunder LWL-Industriemuseum Zeche Zollern:
Erfinder des Fahrrads in der Ausstellung "Alles nur geklaut?"
Von Beruf war er Forstinspektor, doch seine Verdienste um dem Wald haben Karl von Drais nicht zu dem Mann gemacht, als den man ihn heute kennt: den Erfinder des Fahrrads. Vor 234 Jahren, am 29. April 1784, kam Karl Friedrich Christian Ludwig Freiherr Drais von Sauerbronn - so sein vollständiger Name - in Karlsruhe zur Welt. Die aktuelle Ausstellung "Alles nur geklaut? Die abenteuerlichen Wege des Wissens" im LWL-Industriemuseum Zeche Zollern stellt den Erfinder mit einigen besonderen Exponaten und Inszenierungen vor. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) präsentiert die Schau noch bis 13. Oktober in seinem Dortmunder Industriemuseum.
In der Ausstellungsabteilung "Immer im Bewegung" zur technologischen Evolution des Rads ist neben dem Nachbau seiner Laufmaschine auch die Lebendmaske von Drais' aus dem Jahr 1818 zu sehen. Sie wurde erst vor wenigen Jahren im Pariser Musée de lâHomme wieder aufgefunden. "Der Gipsabguss geht wohl auf den legendären Hirnforscher Dr. Franz-Joseph Gall und seine Sammlung der Berühmtheiten der Zeit zurück, zu der auch die einzige Maske Goethes gehörte. Die Abformung der Lebendmaske erfolgte vermutlich 1818 in Paris, wohin Drais aus Mannheim in mehreren Tagen auf seiner Laufmaschine über Nancy gefahren war - mit 630 Kilometern eine beachtliche Leistung", erklärt Ausstellungsleiterin Anja Hoffmann vom LWL-Industriemuseum.
Ein Jahr zuvor hatte von Drais die zweirädrige, lenkbare Laufmaschine, das Ur-Fahrrad, erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Dafür erhielt er ein "Großherzoglich-Badisches Privileg", vergleichbar dem heutigen Patent, und wurde zunächst durchaus bekannt. Doch angesichts der damaligen Kleinstaaterei war es ihm nicht möglich, seine Rechte als Erfinder überregional durchzusetzen. Von Drais geriet zunehmend ins gesellschaftliche Abseits, wurde verspottet, verfiel dem Alkohol und starb verarmt im Alter von 66 Jahren in Karlsruhe.
Die Dortmunder Wissensausstellung "Alles nur geklaut?" zeigt nicht nur Exponate, sondern weckt den Erfinder mit einer besonderen Holographie-Technik zu neuem Leben: dem sogenannten "Pepper's Ghost". Ein Schauspieler der Theaterwerkstatt Bethel schlüpfte dafür in die Rolle des Freiherrn von Drais. In einer 3D-Projektion kann man ihn auf der Laufmaschine sitzend sehen und zuhören, wie er von seiner Erfindung erzählt.
Die Ausstellung zeigt an Beispielen aus Geschichte und Gegenwart, wie Wissen geschaffen, geteilt und geschützt wird. Sie veranschaulicht damit die Entstehung der modernen Wissens- und Informationsgesellschaft. Auf 1.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche lernen Besucherinnen Götter, Erfinderinnen, Spione und Whistleblowerinnen kennen. 3D-Hologramme erwecken historische Personen zum Leben. Das Spektrum der Exponate reicht vom 4.000 Jahre alten Scheibenrad über eine BH-Minikamera und die Verschlüsselungsmaschine Enigma bis hin zur elektronischen Fußfessel. Abenteuer und Rätselspaß versprechen die sechs Escape-Rooms in der Ausstellung. Kleine Gruppen müssen gemeinsam Aufgaben lösen, damit sich die Tür zur nächsten geheimen Kammer des Wissens öffnet. Auch im Sachverständigenlabor für Original und Nachahmung ist Mitmachen gefragt. Und wer will, kann Selfies in eine Cloud schicken, die über den Köpfen der Gäste schwebt. Objekte zum Anfassen, Hörstationen und ein barrierefreier Zugang machen die Schau für alle Menschen zugänglich.
Autor:Helmut Eckert aus Schwerte |
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