Alt-katholische Gemeinde St. Martin Dortmund
Ein besonderer Gast aus Essen

Glocke aus dem Essener Elisabeth-Krankenhaus mit dem angefertigten Glockenträger | Foto: Robert Geßmann
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Pünktlich zur bevorstehenden Glocken-Rallye für Jugendliche und Kinder Ende Mai 2024, ist ein ganz besonderer Gast aus Essen eingetroffen.

Glocken-Rallye für Kinder und Jugendliche
Glocke aus dem Essener Elisabeth-Krankenhaus mit dem angefertigten Glockenträger | Foto: Robert Geßmann

Neben der Orgel der Kirche des heutigen Elisabeth-Krankenhauses in Essen steht in einem Abstellraum eine kleine alte Glocke, welche zur früheren Kirche des Schwesternklosters in der Kapuzinergasse gehört haben könnte. Die Besitzer erklärten sich bereit, die Glocke der alt-katholischen Gemeinde St. Martin Dortmund für die Glocken-Rallye zur Verfügung zu stellen und sie durch Kinder und Jugendliche zum Klingen bringen zu lassen.
Doch der Glocke fehlte noch ein Glockenträger. Dank der tatkräftigen Unterstützung von Jan Bruder (Inhaber der Firma Mebrutec in Dortmund) kann die Glocke wieder läuten. In seinem Betrieb baute er mit Pfarrer Robert Geßmann einen passenden Glockenträger. So kann die Glocke nach vielen Jahren in einer Abstellkammer wieder erschallen. Die Glocke hat die Glockenvernichtungen der beiden Weltkriege vermutlich deshalb überstanden, weil sie in der Abstellkammer stand.

Die folgenden Informationen wurden dankenswerterweise von Gerhard Reinhold erstellt und zur Verfügung gestellt.
Die Glocke könnte für die alte Kirche in der Kapuzinergasse in Essen angeschafft worden sein. Die Glocke hat einen Durchmesser von 375 mm. Die Glocke wiegt ca. 39 kg und ist gestimmt auf c’’’. An der Schulter befindet sich ein Kreuzblütenfries auf Perlstab. Darunter zwischen zwei Zierstegen eine Inschrift und Jahreszahl des Gusses. Lilien und Kreuz sind Worttrenner.

Die Glocke hat keinen Hinweis auf den Glockengießer. Für den Bereich der Stadt Essen, weist das Glockenbuch des Stadtdekanates Essen zwei mögliche Glockengießer für das Jahr 1883 aus: die Firma Petit & Gebr. Edelbrock aus Gescher und F. Otto aus Hemelingen/Bremen. „Bei den typischen `Kapellenglockengrößen´ wurde häufig keine Siegelung vorgenommen, aber Formsprache, also Schrift, Fries und Lilien sprechen sehr für unsere Werkstatt unter Edelbrock.“ „Unterlagen gibt es aus dieser Zeit ... nicht mehr.“
Die Glocke hat keine Henkelkrone. „Die Krone ist möglicherweise ein Zapfen, wofür die Schraube spricht oder eine Art von Tellerkrone, wobei die Schraube eine Art von „Verdrehschutz" ist. Zwei Stangen mit Gewinde gehen durch das Holzjoch und sind oben mit zwei Muttern und einer länglichen Unterlegplatte befestigt. In das alte Joch sind seitlich zwei Metallachsen eingebracht.
In der Glocke befindet sich noch der alte Keulenklöppel, welcher mit Lederstreifen an der festeingegossenen Öse befestigt ist. Darüber hinaus gibt es einen Schwengel für das Läuteseil sowie ein Gegengewicht zum Läuteseil.
Aus der Tatsache, dass die Elisabeth-Schwestern seit 1883 in Essen ansässig und tätig waren und es sich um eine Elisabeth-Glocke handelt, darf geschlossen werden, dass diese Glocke von den Elisabeth-Schwestern stammt und genutzt wurde. Die Vorrichtung, an der die Glocke früher an einer Wand befestigt war, ist noch vorhanden. Es ist möglich, dass die Glocke im Kloster der Elisabeth-Schwestern hing, um mit ihrem Klang die Schwestern zum Gebet zu rufen. Vielleicht handelte es sich aber auch um ein Chorglöckchen, welches in Altarnähe der Kapuzinerkapelle an der Wand angebracht war.

Vom ausgehenden 13. bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts befand sich in der Kapuzinergasse (die seit Anfang des 18. Jh. so heißt) zuerst ein Beghinenkonvent, danach ein Kapuzinerkloster. Ab 1843 übernahmen die Barmherzigen Schwestern von der heiligen Elisabeth nach gründlicher Renovierung die Gebäude der ehemaligen Kapuzinerniederlassung.
Die Kapuzinerkirche hatte eine Glocke, welche am Vorabend des Weihnachtstages 1747 „infolge des längeren Läutens einen Riß (bekam), so daß sie unbrauchbar wurde“. Sie wurde durch eine andere Glocke einer Kölner Gießerei ersetzt. Diese Glocke war bereits fertig und vorhanden, lag also auf Lager; sie wog 196 Pfd. und hatte die Inschrift: S. Franziskus, S. Antonius, B. Fidelis anno 1730. Sie wurde am 2. März 1748 in Gebrauch benommen.
Nicht klar ist, ob die Glocken von 1730/1748 bei der Übernahme der Kapuzinerkirche durch die Essener Elisabeth-Schwestern im Jahr 1843 noch vorhanden war oder nicht und wenn doch, ob sie in den darauffolgenden Jahren weiter existent war oder ob sie im Jahr 1883 durch die Glocke ersetzt wurde, welche sich heute in der Abstellkammer auf der Orgelbühne der Krankenhauskirche befindet.

Die Schwestern hatten vom Jahr 1843 bis zum Jahre 1912/13 ihr Kloster in der Kapuzinergasse. Ab 1844 gab es durch die Schwestern hier auch das erste Essener Krankenhaus. Dieses bestand hier bis zum Jahr 1893, danach folgte der Neubau eines Krankenhauses in der Lindenstraße.
Die Schwestern wohnten bis zum Bau des dritten Elisabeth-Krankenhauses an der Moltkestraße/Ecke Ruhrallee im Jahr 1912 weiter im Kloster in der Kapuzinergasse und nutzen auch die Kirche dort. Kirche und Kloster in der Kapuzinergasse wurden 1912/1913 abgerissen.

Autor:

Alt-Katholische Gemeinde St. Martin Dortmund aus Dortmund

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