Ökostrom aus der Nordsee
Windpark der Stadtwerke Bochum fertiggestellt
Bis zum Jahr 2030 sollen etwa 70 Prozent der Bochumer und Wattenscheider Haushalte mit Ökostrom aus der Nordsee beliefert werden. Die Stadtwerke Bochum sind an den insgesamt 72 Windkraftanlagen beteiligt und sind mit dem Trianel Windpark Borkum II der erste kommunale Träger einer Off-Shore-Anlage in der Nordsee.
Mitten in der Nordsee, rund 45 Kilometer nördlich von der Küste Borkums entfernt, liegen der Trianel Windpark Borkum und Trianel Windpark Borkum II. Beide Windparks werden von den Stadtwerken Bochum betrieben. „Damit versorgen wir rund 200.000 Haushalte in Bochum und Wattenscheid mit Ökostrom“, so Dietmar Spohn. Besonders freue es den Stadtwerke-Sprecher der Geschäftsführung, dass mit der Inbetriebnahme ein weiteres Leuchtturmprojekt erfolgreich umgesetzt wurde. Zu den bereits 40 vorhandenen sind nun 32 neue Windkraftanlagen hinzugekommen.
Trianel Windpark Borkum II ist fertiggestellt
Der erste Rammschlag für das Off-Shore-Projekt Trianel Windpark Borkum II (TWB II) wurde im Juni 2018 getätigt. Dabei wurden zum Schutz der Kegelrobben, Seehunde und Schweinswale extra Schläuche um das Bauobjekt errichtet, die mit Hilfe von Luftzufuhr einen Schallschutz erzeugt haben. Denn in einer Meerestiefe von rund 30 Metern wird auch das Fundament aufgrund der äußeren Einflüsse noch einmal 30 Meter in den Meeresboden gerammt.
Gemeinsam mit den Rotorenblättern kommt eine einzelne Windkraftanlage auf eine Höhe von etwa 180 Metern über dem Meeresspiegel.
Ende 2018 war der erste Bauabschnitt mit der Errichtung der 32 Grundstrukturen des neuen Windparks TWB II abgeschlossen. Gut zwei Jahre später ist der Windpark fertig gestellt. „Am Anfang lief alles viel zu gut“, erinnert sich Spohn.
Senvion meldet während Bauphase Insolvenz an
Denn der Windpark Trianel Borkum I (TWB I) hatte eine Bauzeit von vier Jahren. Während der Baumaßnahmen zum TWB II in der Nordsee ging der Windenergiebetreiber Senvion in die Insolvenz. „Das hat uns einige schlaflose Nächte bereitet“, sagt Spohn. Aufgrund dieser Folgen beteiligten sich die Stadtwerke nicht mit 20 Prozent an dem Projekt TWB II, wie beim Vorgänger TWB I, sondern nur mit zehn Prozent.
Damit die Windkraftanlage auch an das Stromnetz gehen kann, wurde zeitgleich die Innerparkverkabelung unter dem Meeresboden der Nordsee verlegt. Im August 2019 erfolgte die Montage der Rotorblätter. Somit wurden bis Ende 2019 16 Windkraftanlagen errichtet und in Betrieb genommen. Nun sind auch die letzten 16 Windkraftanlagen in Betrieb.
Kapazitäten für mehr Strom von der Nordsee sind da
„Wir könnten noch mehr Ökostrom produzieren, wenn die entsprechenden Kapazitäten auch eingespeist werden können“, so Spohn weiter. Der im Windpark erzeugte Strom wird im Umspannwerk Dörpen West in das bundesweite Übertragungssnetz eingespeist. So komme es auch vor, dass die Windanlage wegen einer Überproduktion und nicht nur ab Windstärke elf abgeschaltet werden muss.
„Da gibt es aber noch Ausbaulücken bei den Leitungen, die behoben werden müssen“, erklärt Spohn. Das soll sich noch ändern. Bis zum Jahr 2030 soll sich die Menge an Ökostrom aus den Windkraftanlagen bei Borkum noch verdoppeln. Aktuell beträgt die Gesamtleistung des Windparks 200 Megawatt und vermeidet eine halbe Millionen Tonnen CO² pro Jahr.
Bis zu 70% Ökostrom für Bochum
Ebenfalls sei es durch das neue Wind-auf-See-Gesetz schwieriger, Parks zu errichten. „Wir müssen diese Projekte nun ausschreiben. Dazu müssen sich die Parks auch refinanzieren. Erst dann wird es möglich, neue Parks zu bauen“, erklärt Dr. Stephan Meißner von den Stadtwerken Bochum. Eine Refinanzierung müsse über den Strommarkt stattfinden. Dieser sei durch die aktuelle Corona-Situation abgerutscht.
Von dem Preisrückgang wolle man sich jedoch nicht von dem Ziel abhalten lassen, bis zu 70 Prozent der Haushalte mit Ökostrom zu versorgen.
Autor:Jenny Musall aus Bochum | |
Webseite von Jenny Musall |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.