Unternehmen im Ruhrgebiet vorsichtig optimistisch
Atempause in der Krise?
Gestörte Lieferketten, gestiegene Energiekosten, hohe Verbraucherpreise: Die Unternehmen im Ruhrgebiet haben weiterhin mit den teils dramatischen Auswirkungen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine zu kämpfen. Trotzdem zeigt sich die Ruhrwirtschaft zu Jahresbeginn vorsichtig optimistisch. Die Phase größter Unsicherheit scheint vorerst überwunden.
Das ist das Ergebnis des 110. Ruhrlageberichtes, der am Freitag, 3. Februar, bei der IHK Mittleres Ruhrgebiet in Bochum der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Die Konjunkturumfrage der fünf IHKs im Ruhrgebiet stützt sich auf Antworten von 877 Unternehmen mit fast 124.000 Beschäftigten.
Vor allem die Geschäftserwartungen der Unternehmen haben sich im Vergleich zur letzten
Befragung verbessert. Der Umfrage zufolge ist der IHK-Konjunkturklimaindikator, Gradmesser für die wirtschaftliche Entwicklung, um 24 auf insgesamt 101 Punkte gestiegen. Das Niveau unmittelbar vor Ausbruch des Ukrainekrieges Anfang 2022 (115 Punkte) ist damit allerdings noch nicht wieder erreicht. Es besteht aber Anlass zur Hoffnung, dass sich der nach dem Corona-bedingten Einbruch zunächst verhaltene Wiederaufschwung fortsetzt.
Philipp Böhme, Präsident der IHK Mittleres Ruhrgebiet sagt: „Unsere Umfrage bestätigt einmal mehr die Ergebnisse zahlreicher anderer Studien der vergangenen Tage und Wochen. Die anfängliche Angst vor einer tiefen Rezession und einer möglichen Deindustrialisierung unseres Landes hat sich zum Glück nicht bestätigt.“ Gleichwohl, so Böhme, sei noch nicht absehbar, wie sich die langfristigen Folgen der deutlich höheren Energiepreise auf die Wirtschaft auswirkten: „Das werden die kommenden Monate zeigen.“
Branchenübergreifend sparen 64 Prozent der Unternehmen Energie in der kurzen Frist, 53 Prozent planen diese Maßnahme auch langfristig. Sowohl die Investitionen in Energieeffizienzmaßnahmen als auch das Ausweichen auf andere Energieträger ist besonders in der energieintensiven Industriebranche (51 und 18 Prozent) eine langfristige Lösung. Auch der Umweltschutz spielt eine immer wichtigere Rolle: 30 Prozent der befragten Unternehmen gibt an, künftig stärker in Umweltschutzmaßnahmen investieren zu wollen. In der Industrie sind es sogar knapp 38 Prozent.
„Wenn es einen positiven Effekt der Krise gibt, dann, dass immer mehr Unternehmen darüber
nachdenken, wie sie nachhaltiger wirtschaften und Energie einsparen können“, sagt Michael
Bergmann, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittleres Ruhrgebiet, im Pressegespräch. „Für die Wirtschaft im Ruhrgebiet – und insbesondere für die energieintensiven Unternehmen – ist eine sichere Versorgung mit Energie zu bezahlbaren Preisen weiterhin unerlässlich. Das gibt den Betrieben die Zeit, sich mit Alternativen auseinanderzusetzen und entsprechende Investitionen anzustoßen, die mittel- und langfristig Wirkung entfalten“, so Bergmann weiter.
Der IHK-Hauptgeschäftsführer mahnte darüber hinaus einen Schulterschluss von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bei der Digitalisierung an: „Unternehmen müssen einfacher und digitaler mit Behörden in Kontakt treten können – und gleichzeitig muss der Austausch von Daten zwischen den Behörden deutlich vereinfacht werden.“
Autor:Lokalkompass Bochum aus Bochum |
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