Akutmedizin lernen in der digitalen Notaufnahme
Simulations-Software für Fallbeispiele in der Notaufnahme gewinnt E-Learning-Wettbewerb der Ruhr-Universität Bochum
Ein epileptischer Anfall in der Notaufnahme, jetzt muss es schnell gehen, die Handgriffe müssen sitzen. Klinische Aspekte und sekundäre Ursachen müssen erkannt, notwendige Untersuchungen müssen gekannt und eingeleitet werden. All das können Medizin-Studierende jetzt mit einer neuen Software am Computer trainieren. Gemeinsam mit drei Kollegen aus dem Lehrstuhl für Digital Engineering der Ruhr-Universität Bochum hat Dr. Özüm Özgül, Neurologische Klinik (Direktor Prof. Dr. Martin Tegenthoff) am BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, ein E-Learning Projekt zur digitalen Kompetenzförderung von Medizin-Studierenden konzipiert. Es wurde kürzlich im Rahmen des E-Learning-Wettbewerbs 5x5000 der Ruhr-Universität Bochum als eines der fünf Gewinner-Projekte ausgezeichnet. Die Auszeichnung ist mit 5.000 Euro dotiert.
Medizinische Fallbeispiele digital simulieren
Die Möglichkeiten in der „digitalen Notaufnahme“ sollen der Realität nahekommen. Studierende nehmen die Rolle einer Ärztin oder eines Arztes ein. Ein Notfall wird eingeliefert und je nach Fallbeispiel können jetzt verschiedene Aktionen ausgewählt werden - darunter Blutabnehmen, EKG-Schreiben, Anamnese oder der Anruf einer anderen Fachabteilung. Je nach Aktion werden Befunde generiert. Die Studierenden müssen Laborwerte interpretieren oder Computertomographiebilder richtig deuten und auch die notwendige Notfallbehandlung einleiten. Am Ende müssen die Studierenden entscheiden, ob eine stationäre Weiterbehandlung notwendig ist. Wenn der Fall abgeschlossen wurde, wird Mithilfe eines Scorings, das durch die ausgewählten Aktionen vom Programm und die zur Lösung des Falls verbrauchte Zeit ermittelt wird, die Leistung des Studierenden bewertet. „Durch die lernfördernden Aspekte von Computerspielen, wie zum Beispiel dem Storytelling, in Kombination mit den medizin-didaktischen Inhalten soll die Anwendung von Fachwissen und die Kompetenz der Studierenden gefördert werden“, erklärt Dr. Özüm Özgül. „Die Studierenden lernen damit frühzeitig wichtige Aspekte des „klinischen Denkens“, wie das klinische Urteilsvermögen und die klinische Problemlösung und das ihre Handlungen eine Konsequenz in der Patientinnen- und Patientenversorgung haben.“
Wegweisendes Konzept für die Kompetenzlehre
Konzipiert wurde die aktuelle Software mit Prototyp-Status für Medizin-Studierende im praktischen Jahr. Derzeit werden die Vorbereitungen für eine Studie zur Anwendbarkeit in der Lehre getroffen, die das Projektteam initiiert hat. „Die Ergebnisse helfen uns dabei dem Projekt in Bezug auf didaktische und technische Elemente den richtigen Feinschliff zu verpassen“, so Dr.-Ing. Mario Wolf vom Lehrstuhl für Digital Engineering der Ruhr-Universität Bochum. Er hat das Projekt technisch mit zwei studentischen Hilfskräften umgesetzt. „Zuletzt fehlt nur noch ein positives Ethikvotum, dann kann die Software offiziell den Studierenden präsentiert werden.“ Für die Kompetenzlehre in der medizinischen Ausbildung wäre das ein Gewinn. Digitale Inhalte zur Unterstützung der Bildung eines medizinischen Profils sind unerlässlich und schon jetzt stoßen klinische Ressourcen teilweise an ihre Grenzen. „Wir haben das Projekt mit dem Ziel begonnen, dass die Methode in das fakultätsinterne Curriculum aufgenommen wird. Die Chancen stehen sehr gut, dass wir unser Ziel erreichen“, betont Dr. Özüm Özgül. Aber dabei soll es nicht bleiben: Schon jetzt arbeitet das Projektteam an einer ergänzenden VR-Applikation. Eine Simulation in der Notaufnahme würde für Studierende damit noch realitätsnaher.
Zum E-Learning Wettbewerb der Ruhr-Universität Bochum
Das Ziel des RUB E-Learning-Wettbewerbs ist in jedem Semester die Förderung von innovativen, vielfältigen und nachhaltigen E-Learning-Konzepten, die mit einem Preisgeld von 5.000 Euro gut unterstützt werden können. Es können Projekte von einer oder einem Lehrenden der RUB bzw. von einem Team, bestehend aus Lehrenden und Studierenden, eingereicht werden. Die Planung und Durchführung des Wettbewerbs liegen komplett in studentischer Hand. Eine studentische Jury entscheidet über die Gewinnerprojekte.
Autor:Melina Kalwey aus Bochum |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.