Wie wirklich alles begann...(Teil3 )
Wie wirklich alles begann im Jahre 2006

Fortsetzung Teil 3 „Wie wirklich alles begann“

Es war nun Montag der 17.04.2006, nur 2 Tage nach unserem Großeinkauf in Zamboanga.

Nach dem Frühstück ging es nun endlich zur Bolong Elementary School, galt es doch unsere Schulmaterialien an die Mädchen und Jungen zu bringen.
Bei herrlichem Wetter, strahlendem Sonnenschein und Temperaturen um 26 Grad Celsius liefen wir durch Bolong in Richtung Schule. Wir hatten 2 kleine kräftige Helfer aus dem Dorf dabei, die sich, als sie uns die Kartons schleppen sahen stolz bereit erklärten uns beim tragen zu helfen. Die Kinder sind so herzlich, freundlich und hilfsbereit, wie man es sich in unseren Gefilden manchmal so wünscht. Die Erwachsenen gelten hier noch als großes Vorbild.

Empfangen wurden wir von der damaligen Schulleiterin Frau Bernaditta Francesco und der Lehrerin Abelie „Bell“ Gonzales, in deren Schulklasse ich in der Vorwoche dem Unterricht beiwohnen durfte und mir die Missstände aufgefallen waren. Wir packten die Kartons mit den Heften und Stiften und anderen Sachen auf den großen Konferenztisch, als sich die Mimik bei den Anwesenden des Lehrerkollegiums schon ins nachdenkliche veränderte.

Wir hatten ein Problem mitgebracht, ohne darüber vorher wirklich nachgedacht zu haben. Gut, wir hatten Schulutensilien für ca. 200 Kinder mitgebracht, es waren an der Schule aber ca. 1000 Jungen und Mädchen die hier unterrichtet wurden.. Es war ja auch ursprünglich nicht meine Absicht, als kleiner frühpensionierter Postbeamter, dessen Ruhegehalt ja nun auch keine wahren Reichtümer hervorbringen, eine groß angelegte Hilfsaktion zu starten, jedoch musste ich das Problem erkennen.

Nun bat ich das Kollegium die Sachen doch bitte an die Kinder zu verteilen die es wirklich nötig haben, um die anderen wollte ich mich dann später kümmern versprach ich. Schliesslich sind es die Lehrkräfte die am besten wissen, die „ärmeren Kinder“ von den ganz armen zu unterscheiden.

Hier lernte ich auch unsere bis heute für uns tätige Vertrauenslehrerin Frau Satra G. Taman kennen, ein wie sich später herausstellen sollte, absoluter Glückstreffer für unsere heutige Organisation. Satra war erst seit März 2006 im Schuldienst. Wie sich herausstellte ist sie eine Freundin von Bell Gonzales. Mit allen Lehrerinnen, es gab nur eine männliche Lehrkraft an dieser Schule , stellten wir eine gemeinsame Wunschliste auf. Fest stand, dass wir auf jeden Fall 5 Mal soviel Material nachkaufen mussten, um wirklich allen Kindern gerecht werden zu können.

Der geneigte Leser dieses Artikels darf an dieser Stelle nicht vergessen, ich war mit meiner Lebensgefährtin auf die Philippinen gereist, um mich den prüfenden Blicken der Familie zu stellen und meinen Urlaub dort zu verbringen. Nach kurzer Rücksprache mit meiner Lebensgefährtin, was die Finanzen aus unserer Urlaubskasse angeht, bekam ich „grünes Licht“ weitere Einkäufe tätigen zu können.

So verabredete ich mich mit Bell Gonzales, Satra G. Taman und einer weiteren Lehrerin, um mit ihnen gemeinsam die fehlenden Utensilien für die restlichen ca. 800 Kinder zu besorgen. Dazu fuhren wir mit einem Kleinbus aus dem Ort nach Zamboanga. Es war wieder dieses Schreibwarengeschäft, an dem ich die ersten Lernmittel besorgt hatte.
Auf der Wunschliste standen nun auch Malstifte , Malkästen, weitere Hefte in verschiedenen Größen, Bücher, Bastelpapier in verschiedenen Farben, Bastelscheren, Anspitzer, Radiergummis uvm.
Man kann sich vorstellen welche Berge da zusammen kommen…..Mit dem Geschäftsführer des Ladens verabredete ich einen Deal, avisierte ich ihm doch weitere Einkäufe für die Zukunft, wenn er uns einen guten Preis macht. Wir erklärten ihm mit der geballten Überzeugungskraft der Lehrerinnen, dass es sich schliesslich bei unserem Einkauf für einen guten Zweck handelte. Dankenswerterweise hatten wir bei diesem Mann wohl auch seine soziale Ader getroffen, die ihn dazu veranlasste uns einen guten Rabatt einzuräumen.

Die Mitarbeiter des Geschäftes trugen alle von uns gewünschten Artikel zusammen, so lange bis um uns herum ein Papierberg wuchs. Der Einkauf zog sich hin. Des Weiteren erklärte man sich auf Grund der Menge, bereit uns die Materialien bis an die Schule zu liefern. Alles wurde in Kartons verpackt, die wir niemals hätten alleine nach Bolong hätten transportieren können. Nach unserem Kaufrausch lud ich die Damen zum gemeinsamen essen in Zamboanga ein. Schliesslich hatten auch sie ihre Freizeit geopfert, um unseren Schulkindern das dringend benötigte Material zu beschaffen.

In dieser gemütlichen Atmosphäre in einem Hotelrestaurant, wovon die Lehrerinnen noch Jahre nach unserem gemeinsamen essen geschwärmt haben, weil auch sie vorher nie die Gelegenheit hatten so nobel zu speisen, kam es dann zum „Brainstorming“.

Man bat mich, doch bitte zu versuchen von Deutschland aus weitere, stetige Hilfe zu organisieren. Eine sehr ambitionierte Bitte, von der ich bis dahin noch nicht wusste wie man so etwas bewerkstelligen, bzw. organisieren kann. Mein Ehrgeiz war auf jeden Fall geweckt. „ I will do my very best“….antwortete ich, ohne wirklich zu wissen welche Erwartungen ich damit geweckt hatte.

Müde und zufrieden fuhren wir zurück nach Bolong, Ich wollte einfach nur nach Hause, an den Strand in einen Cottage zu meiner Lebensgefährtin, zur Familie und bei einem kühlen Bier relaxen.Zur Erklärung: Ein Cottage ist eine von Palmblättern vor Sonne geschützten Sitzgelegenheit, bestehend aus 2 aus Bambus hergestellten Bänken, einer ebenfalls aus Bambus gefertigten Umrandung.

Die Idee von „Let’s start with ABC war geboren
Warum Let’s start with ABC ?

Zufall. In den philippinischen TV Nachrichten interviewte man die ehemalige Präsidentin der Philippinen Corazon Aqino (Präsidentschaft von1986 bis 1992) verstorben 2009 im Alter von 76 Jahren.
Sie war es, die irgendetwas mit Let’s start with ABC gesagt hatte, wobei ich den Zusammenhang ihrer Äußerung aber vorher nicht mitbekommen hatte. Der Name für meine Organisation war geboren.

Die Lieferung unseres Großeinkaufs war für den nächsten Nachmittag angekündigt.

Noch eine Nacht schlafen, dann zur Schule und auf die Lieferung warten, die für den Nachmittag angekündigt war. Sogar pünktlich, nicht gerade philippinischen Gewohnheiten entsprechend, befuhr der große Transporter aus Zamboanga den Schulhof der Bolong Elementary School. Nach dem Motto „Viele Hände machen schnelles Ende“ wurde der Kleinlaster von seiner Last befreit. Zuerst wurden alle Kartons in das Lehrerzimmer verfrachtet, wo die anderen Lehrerinnen bereit standen unsere Einkaufe zu bestaunen.Sie waren ja am Vortag nicht dabei und wussten nur von Hören / Sagen was wir denn alles „besorgt“ hatten.

Nun ging es darum anteilig auf alle Klassen verteilt (Grade 1 bis Grade 6) zu sortieren.Dazu hatten die Lehrer alle die Namenslisten ihrer Schützlinge parat. Jede Klassenlehrerin hat sich wirklich für ihren Kinder eingesetzt. Ich war zu diesem Zeitpunkt einfach nur glücklicher und stiller Beobachter dieser Aktion. Wir hatten es natürlich auch nicht versäumt, auch den Lehrerinnen entsprechendes fehlendes Material anzuschaffen. Des Weiteren gab es für jeden Klassenraum auch einen „Trash can“ (Abfalleimer). Meine Einkaufsberater hatten wirklich an alles gedacht.

Währenddessen machte ich mir schon Gedanken darüber wie es denn nun weitergehen würde, wenn ich wieder in meinem geliebten Bochum in Deutschland zurück sein würde. Irgendwann sind die Hefte voll geschrieben, die Stifte verbraucht…..

Die Gedanken kreisten unentwegt

Aber ruhig Blut, schliesslich war ich ja im Urlaub und wollte auch das meine Lebensgefährtin, ihre Familie und Freunde zu ihrem Recht kommen, mir die Umgebung von Bolong, Sehenswürdigkeiten von Zamboanga und die „Seven Islands“ zu zeigen.

Fortsetzung folgt

Autor:

Norbert Hölter aus Bochum

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